Echo: Roman (German Edition)
Objekt schieben. Auf diese Weise müsste man theoretisch zumindest etwa den Flug des Asteroiden da draußen bis zu einem gewissen Grad steuern können. Was heißt: Unsere feierlaunige Reisegruppe will mit dem Asteroiden auf den Kometen zielen.«
»Aber momentan können sie den Kometen doch nicht einmal sehen!«
»Sie müssen ihn ja auch nicht die ganze Zeit schieben, Alex. Es reicht abzuschätzen, wie viel Schub man braucht, um dem Asteroiden, ihrem Geschoss, einen Schubser zu versetzen. Danach wartet unsere Gruppe einfach ab und sieht zu, wie es läuft. Die ganze Zeit über weiß April, was wo ist, auch wenn die Passagiere an Bord es nicht sehen können.«
»Hast du je zuvor von so was gehört? Asteroiden durch die Gegend schießen?«
»Das ist eine Technik, die bei Bauvorhaben manchmal zum Einsatz kommt. Aber ich habe noch nie gehört, dass jemand so etwas zum bloßen Vergnügen macht.«
» Bereit zum Abschuss, Skipper« , meldete April. Hugo nickte. Richtete seine Mütze aus. Er war mit Leib und Seele dabei. »Ausführen.«
Die Merkur schaffte es beim ersten Versuch. Der Komet löste sich in seine Bestandteile auf, und alles, was übrig blieb, war der lange, funkelnde Schweif.
Fünfzehn
Flackernde Kerzen in endloser Nacht ...
Elizabeth Stiles, Gesänge in der Leere
Normalerweise gehe ich nicht allein auswärts essen. Mein Mittagessen im Landhaus besteht üblicherweise darin, dass ich den Kühlschrank plündere und während der Arbeit ein Sandwich herunterschlinge. All diese Psychoschreiber behaupten ständig, dass so ein Essverhalten zu Problemen führen würde. Also habe ich mir das Versprechen gegeben, mich zu ändern. Eigentlich, muss ich gestehen, hielt ich mich nur selten daran. Aber an dem Tag, nachdem wir uns den Brockmaier-Flug angesehen hatten, war Alex außer Haus, und ich hatte mir eine kleine Gaumenfreude verdient.
Es gab einige Restaurants in der Umgebung. Ich entschied mich fürs Tardy’s, das gutes Essen zu einem angemessenen Preis bei leiser Musik anbot. Das Tardy’s liegt auf einer kleinen, etwa doppelt so langen wie breiten Insel im Melony, etwas oberhalb der Wasserfälle.
Ich mag das Tardy’s. Man verzichtet dort auf Bots; das Personal ist ausgesprochen freundlich, und aus einem Grund, der mir von jeher unverständlich war, zog es gut aussehende Kerle an. Aber ausgerechnet heute sahen sämtliche Männer entweder arg müde oder verheiratet aus. Ich aß still in einer der Sitznischen, blickte hinaus auf den Fluss. Ich ließ mir Zeit, nicht nur, weil der Tag schleppend verlief, sondern weil ich dazu neigte, mein Essen hinunterzuschlingen, wenn ich allein aß. Also ging ich mit Bedacht vor und bestellte mir sogar einen Nachtisch, ein Stück Kirschkuchen, von dem ich allerdings die Hälfte liegen ließ. Denn das einzige Problem im Tardy’s ist, dass die Portionen viel zu groß sind. Als ich noch ein Kind war, hatte ich die hirnverbrannte Idee, im Restaurant wüsste man immer, was das Beste für einen ist, weshalb man präzise das bekäme, was man bräuchte. Iss deinen Teller leer, Liebling, pflegte meine Mom stets zu sagen. Vergeude keine Nahrungsmittel.
Wie dem auch sei, ich beendete meine Mahlzeit, zahlte und machte mich auf den Weg zur Tür, als mir eine Frau an einem der Tische auffiel, bei deren Anblick in meinem Hinterkopf ein Glöckchen klingelte. Sie war groß, hager, ernst, nicht, so kam es mir vor, die Art Mensch, den man mit einem kleinen Scherz würde auftauen könnte. Sie aß allein und blickte nicht in meine Richtung.
Ich dachte immer noch über sie nach, als ich zur Tür hinaus in Richtung Parkplatz ging. Das Tardy’s hatte zwar einen eigenen Parkplatz, aber der war sehr klein. Deshalb musste man früh kommen, wenn man noch einen Platz dort ergattern wollte. Am Flussufer gab es allerdings noch einen größeren Parkplatz, von dem aus man die Insel über eine überdachte Überführung erreichen konnte. Wenn man sich für diesen Parkplatz entschied – oder keine andere Wahl hatte –, konnte man entweder sich vom Gleitsteig tragen lassen oder aus eigener Kraft hinübergehen. Normalerweise parkte ich auf dem großen Parkplatz, weil ich den Weg über den Fluss mochte, ganz besonders im Spätherbst. Die Gegend war zu dieser Jahreszeit besonders schön, voller Möwen, Galians und all der anderen Vögeln, die sich in der Umgebung des Restaurants versammelten, in der Hoffnung, dass etwas für sie abfiele. Ich machte es mir also auf dem Gleitsteig bequem und sah zu, wie der
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