Echo: Roman (German Edition)
er sah mir an, dass ich in Gedanken woanders war. Als er mich fragte, was mit mir los sei, beging ich den Fehler, ihm von meinem Zusammenstoß mit Doug Bannister am Vorabend zu erzählen. Daraufhin sagte er, er wünschte, er wäre dabei gewesen. »Wenn ich den erwische ...!« Ich bedauerte augenblicklich, dass ich den Mund aufgemacht hatte. Eigentlich hatte ich von dem Moment an, in dem ich die erste Silbe ausgesprochen hatte, gewusst, dass es ein Fehler war, Robin davon zu erzählen. Aber Sie wissen ja, wie so was läuft. Hat man mit so etwas erst einmal angefangen, nimmt man automatisch Fahrt auf, und es ist nicht leicht, das Ganze zu stoppen.
Jedenfalls sagte ich Robin, er solle sich da raushalten; es wäre so oder so schon schlimm genug, und außerdem könne ich gut auf mich selbst aufpassen.
»Darum geht es nicht«, sagte er.
»Tatsächlich? Worum denn dann?«
Er fing an, über seine Verantwortung mir gegenüber zu schwadronieren und darüber, dass er mich beschützen müsse, bis ich ihm erklärte, darum ginge es ganz und gar nicht. Dann sagte er okay und lachte, und es war überstanden.
Ich weiß, es wäre gut, Robin in meiner Nähe zu haben, sollte ich wirklich einmal Hilfe brauchen. Aber das Letzte, was ich wollte, war, dass etwas geschah, was die Beziehungen zu den Bannisters weiter verschlimmerte. Ich weiß nicht recht, aber vielleicht hatte ich so etwas wie eine Vorahnung.
Zwanzig
Es gibt Zeiten, da besteht die einzige Reaktion auf das
Unglück und die Schicksalsschläge, die uns auferlegt
werden, darin, unserer Existenz in dieser stürmischen Welt
ein Ende zu setzen, die Fensterläden zu schließen,
das Licht auszuschalten und uns für immer aus dieser Komödie zurückzuziehen.
Tulisofala , Bergpässe (übersetzt von Leisha Tanner)
In dieser Nacht, zwei Tage nach der Pressekonferenz, weckte mich Carmen kurz vor Anbruch der Dämmerung. »Anruf von Alex« , meldete sie.
Ich drehte mich auf die Seite und sah zur Uhr. »Um diese Zeit?«
»Soll ich ihm sagen ...?«
»Hat er gesagt, worum es geht, Carmen?«
»Nein, Chase.«
»Stell ihn durch!« Sie wusste, auch ohne dass ich es sagte, dass sie lediglich eine Audioverbindung herstellen sollte. Ich hörte das Klicken, das verriet, dass der Kanal geöffnet war. »Alex«, sagte ich, »alles in Ordnung?«
»Es geht um Rachel.« Seine Stimme klang erstickt. »Ich dachte, du hörst das vielleicht lieber von mir, ehe du es aus den Morgennachrichten erfährst.«
Ich erstarrte. »Was?«
»Sie ist auf der Trafalgarbrücke. Sie ist schon halb über das Geländer geklettert. Ich bin auf dem Weg zu ihr. Vielleicht kann ich ihr diesen verdammten Mist noch ausreden.«
Die Trafalgarbrücke befand sich zwanzig Kilometer nordwestlich, dort, wo der Melony in das Gebirge mündet. An dieser Stelle sprudelt der Fluss in eine lange Schlucht hinein. Die Brücke, die für bodengebundenen Verkehr jeglicher Art, also auch für Fußgänger, erbaut worden war, spannt sich über die Schlucht. Wenn Sie je dort gewesen sind, dann wissen Sie, wie hoch diese Brücke ist. Bis zum Fluss sind es vermutlich etwa dreihundert Meter. Wenn Rachel dort hinunterspränge, könnte sie, erst einmal auf der Wasseroberfläche aufgeschlagen, sicher nicht mehr schwimmen. »Denkst du, sie meint es ernst?«
»Wahrscheinlich.«
»Wo bist du jetzt?«
»Ich habe gerade das Haus verlassen.«
»Okay. Ich bin unterwegs.«
»Ich glaube nicht, dass du etwas tun kannst, Chase.«
Ich zog mich rasch an und hastete hinaus, kletterte in den Gleiter und flog los. Ich war kaum in der Luft, da hörte ich schon die ersten Nachrichten. Die Medien hatten die Springerin noch nicht identifiziert; sie sprachen nur von einer Frau, die drohe, sich von der Brücke zu stürzen. Ich ließ mir die Bilder auf dem Monitor anzeigen. Die Frau war auf der Südseite, jenseits des Geländers. Es war ziemlich dunkel, und ich konnte nicht genug erkennen, um wirklich sicher zu sein, dass es Rachel war.
Der Fluss unter ihr schien unendlich weit weg zu sein. Die Melonystraße war natürlich erkennbar. Sie führt am Südufer entlang, aber zu dieser Zeit rührte sich kein Licht auf der Straße.
Ein Polizist grätschte über dem Geländer und sprach aus ein paar Metern Entfernung mit der Frau. Er nickte, reckte die Arme hoch. Sie wollen das nicht tun. Immer, wenn er sich vorbeugte, versuchte, näher an die Frau heranzurücken, lehnte sie sich hinaus über den furchtbaren Abgrund. Ich konnte die Stimmen der beiden nicht hören,
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