Echo: Roman (German Edition)
an.
»Also gut« , sagte Fenn schließlich. »Geben Sie mir den Beamten!«
Ich duckte mich unter einer Absperrung hindurch und hastete auf die Brücke, bahnte mir einen Weg zwischen den Vehikeln und Polizisten. Ada und Doug waren dort und sprachen mit Rachel, gestikulierten, flehten, während sie auf der Außenseite des Geländers hing und den Kopf schüttelte.
Nein.
Doug sah mich, und sein Gesicht verzerrte sich vor Zorn. Er hob abwehrend eine Hand. Halt dich fern.
Rachel war rot angelaufen. Und verängstigt. Sie lugte hinab in diesen schrecklichen Abgrund und umklammerte das hüfthohe Geländer so krampfhaft, dass ich nicht sicher war, ob sie überhaupt loslassen konnte. Dann löste sie den Blick vom Fluss und sah wieder ihren Neffen und seine Frau an. Sie kämpfte mit den Tränen. Gleiter kreisten über ihr.
Schließlich fanden ihre Augen mich. Ihre Miene versteinerte.
Doug tat einen Schritt auf mich zu. Hau ab. Verschwinde.
Rachel sagte etwas zu ihm. Er starrte sie an, und sie sprach weiter. Ada legte einen Arm um seine Schultern, redete mit Rachel und zerrte an ihm. Versuchte, ihn wegzuziehen.
Ich wartete. Dougs Augen glühten vor Hass. Seine Frau redete auf ihn ein, zerrte weiter an ihm, bis er, zu meiner Verwunderung, nachgab und beide sich einige Schritte weit zurückzogen.
Rachel schien auf mich zu warten. In ihrem Gesicht spiegelte sich eine Mischung aus Furcht, Resignation und Zorn. »Tun Sie das nicht!«, sagte ich. »Was immer das alles zu bedeuten hat, es ist nicht wert, dass Sie Ihr Leben wegwerfen.«
»Woher wollen Sie das wissen?«
Ich trat ein paar Schritte näher heran, fast so nahe, dass ich sie hätte greifen können. Und, unglaublich, sie lächelte. »Warum arbeiten Sie für ihn, Chase? Sie sind nicht wie er.«
»Rachel, bitte, kommen Sie zurück auf diese Seite, damit wir uns unterhalten können!«
»Das können wir auch so.«
»Schauen Sie, es tut mir leid, dass es so weit gekommen ist. Wir wollten nie jemandem schaden.«
»Ich weiß.« Ihre Stimme wurde ruhiger. »Es ist nicht Ihre Schuld. Es ist eigentlich niemandes Schuld. Nur meine. Sie haben nur getan, was Sie eben tun.«
»Das ist richtig. Und wenn wir erkannt hätten ...«
»Halten Sie mal für eine Minute die Klappe! Ich will keine leeren Versprechungen hören. Wahrscheinlich ist es jetzt so oder so zu spät.«
»Warum? Was ...?«
»Ich habe Sie gebeten, den Mund zu halten.« Sie atmete tief durch. »Es ist nicht Ihre Schuld«, sagte sie erneut. »Es war eben nicht zu vermeiden, dass es herauskommt. Ich wollte nur, dass Sie das wissen. Machen Sie sich also keine Vorwürfe!«
»Tun Sie das nicht, Rachel!«
»Wenn Sie etwas für mich tun wollen ...«
»Ja. Alles. Wenn Sie nur da wegkommen.«
»Ich möchte, dass Sie sich von dieser Sache zurückziehen.«
»Okay.«
»Vergessen Sie die Tafel! Werden Sie das für mich tun?«
»Ja.«
»Ich nehme an, Sie können Ihren idiotischen Boss nicht überzeugen, sich ebenfalls zurückzuziehen?«
»Das tut er bestimmt.«
»Das glauben Sie selbst nicht. Aber versuchen Sie es. Bitte.«
»Versprochen.«
»Danke.« Sie schaute zu Doug und Ada hinüber, die gerade außer Hörweite warteten. Und sie verabschiedete sich.
Als ich sah, was sie vorhatte, stürzte ich auf sie zu und erwischte sie am Handgelenk, gerade in dem Moment, in dem sie losließ. Wir kämpften miteinander, wir brüllten uns an. Und dann befreite sie sich aus meinem Griff.
Ada und Doug und die Polizisten und ich weiß nicht wer noch drängelten sich heran, als sie mir entglitt. Rachels Blick streifte meine Augen, bettelte um Hilfe. Dann war sie fort.
Wir alle standen da und starrten in die Tiefe. Ich habe nicht gehört, wie sie auf dem Wasser aufschlug.
Einundzwanzig
Schuld ist niemals eine durchdachte Reaktion.
Eher handelt es sich um ein Stück Programmierung,
das berechtigt sein mag oder auch nicht.
Und Schuldgefühle richten vermutlich unter
Unschuldigen den größten Schaden an.
Timothy Zhin-Po, Nachtgedanken
Alex war furchtbar aufgebracht, als er davon erfuhr.
Wenn er wütend wird, fängt er nicht wie die meisten anderen Kerle an, irgendwelche Dinge durch die Gegend zu werfen. Nein, Alex wird ganz still, und seine Augen fixieren etwas, einen Stuhl, eine Uhr, irgendeinen Gegenstand in der Ausstellungsvitrine, und der Blick wird bohrend genug, ein Loch in den jeweiligen Gegenstand zu brennen. Jetzt, während er meinen Bericht anhörte, fixierte er eine Tischlampe. Als ich fertig war, saß Alex
Weitere Kostenlose Bücher