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Echos

Echos

Titel: Echos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: NINA KIRIKI HOFFMAN KRISTINE KATHRYN RUSCH DEAN WESLEY SMITH
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anderen Sterbenden im Korridor und ließ sich von sechzehn Besatzungsmitgliedern bei einer überaus schwierigen Aufgabe helfen: Es galt zu entscheiden, wer lange genug überleben konnte, um in der Krankenstation behandelt zu werden. Die Bemühungen des holographischen Arztes und seiner Ocampa-Assistentin konnten nur einen Bruchteil der Transferierten retten.
    Und was jene Personen betraf, für die keine Hoffnung mehr bestand… Sie bekamen Antischmerzmittel und wurden in
    einem der leeren Frachträume untergebracht, damit sie es so bequem wie möglich hatten, bevor sie starben. Lieutenant Carey war unterdessen damit beschäftigt, einen Frachtraum in eine provisorische Krankenstation zu verwandeln.
    Torres holte so viel wie möglich aus ihren Aggregaten
    heraus. Lebenserhaltungssysteme, medizinische Geräte, die Transporter… Die energetische Belastung war enorm hoch.
    Kes lud ihren Injektor, näherte sich dem nächsten Biobett und trat über eine leise wimmernde Frau hinweg, die auf dem Boden lag. Das Gesicht des holographischen Arztes wirkte noch finsterer als sonst, während er zwischen den Bioliegen hin und her eilte. Immer wieder blickte er auf die Anzeigen seines Tricorders und die Displays mit den Biosignalen. Viel zu häufig geschah es, dass er Helfer rief, um Tote fortbringen zu lassen.
    Die Tür der Krankenstation öffnete sich und Captain Janeway kam herein, begleitet von Tuvok. Ihre Gesichter glichen ausdruckslosen Masken, als sie an den Sterbenden
    vorbeischritten. Der Doktor trat auf sie zu. Kes näherte sich ihnen und verabreichte unterwegs weitere Injektionen.
    »Besteht für irgendjemanden eine echte Überlebenschance?«, wandte sich Captain Janeway leise an den holographischen Arzt.
    »Das bezweifle ich. Diese Personen waren zu lange dem All ausgesetzt.«
    Die Kommandantin schüttelte den Kopf. Eine Strähne löste sich aus dem Knoten, zu dem sie ihr Haar zusammengebunden hatte. Sie legte dem Doktor die Hand auf den Arm und dieser physische Kontakt schien ihn zu erstaunen. »Geben Sie sich alle Mühe«, sagte Janeway.
    »Meine Möglichkeiten sind begrenzt«, erwiderte der Arzt.
    »Wir haben einfach nicht die notwendige medizinische
    Kapazität, um mit einer derartigen Katastrophe fertig zu werden. Wenn Sie mir rechtzeitig Bescheid gegeben hätten…«
    »Wenn ich in der Lage gewesen wäre, Ihnen rechtzeitig
    Bescheid zu geben, hätte ich die Katastrophe vielleicht verhindern können«, erwiderte Janeway.
    »Captain«, warf Tuvok ein, »wir haben nicht genug Platz, um weitere Verletzte an Bord unterzubringen.«
    »Ich weiß.« Die Kommandantin klang müde. »Gestalten Sie einen Teil des Holodecks zu einem Notfallzentrum um und postieren Sie dort mehrere Besatzungsmitglieder. Die
    Betreffenden brauchen keine medizinische Erfahrung zu
    haben. In diesem Fall muss der menschliche Kontakt
    genügen.«
    »Es nimmt den Sterbenden einen Teil der Furcht«, sagte Kes.
    Das hoffte sie jedenfalls. Bisher hatte sie noch nicht einmal Gelegenheit gefunden festzustellen, um was für Leute es sich handelte. Sie wusste nur, dass es Humanoide waren – und dass sie dringend Hilfe brauchten.
    Eine Frau hob die Hand und griff nach Kes’ Arm, als die Ocampa an einem Biobett vorbeiging. Kes sah auf die
    Anzeigen des Biodisplays – diese Patientin war dem Tode näher als dem Leben. Der Doktor musste diese Einschätzung erst noch bestätigen, aber in Kes gab es nicht den geringsten Zweifel. Sie hatte längst gelernt, die Anzeichen zu deuten.
    Plötzlich stand Captain Janeway neben ihr. Sie sah Kes an und ihre Augen brachten eine stumme Frage zum Ausdruck: Würde die Frau überleben? Kes schüttelte den Kopf – nein.
    Woraufhin Janeway tief Luft holte und sich vorbeugte.
    »Kann sie sprechen?«, fragte sie.
    »Ja.« Die Frau kam Kes zuvor. Ihre Stimme war kaum mehr als ein dumpfes Keuchen, aber sie schien unbedingt mit
    jemandem sprechen zu wollen.
    »Können Sie mir sagen, was geschehen ist?«, fragte Captain Janeway voller Anteilnahme. Kes wusste, dass sie sich
    eigentlich um die anderen Patienten kümmern sollte, aber sie blieb wie angewurzelt stehen. Sie brauchte eine Antwort ebenso dringend wie die Kommandantin.
    Die Frau sah erst zu Captain Janeway auf und starrte dann an die Decke. »Ich war damit beschäftigt, einen Kuchen zu
    backen«, sagte sie leise. »Für ein Fest.«
    Unmittelbar nach diesen Worten schloss sie die Augen und hauchte ihr Leben aus.
    7
    Zeit: die achtundachtzigste Verschiebung
    Ort: 2542

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