Echos
anderen Voyager in der Plasmawolke, als wir versuchten, den Vidiianern zu
entkommen?«
Neelix nickte verwirrt.
Janeways Blick galt ihren Händen, die gefaltet auf dem Tisch ruhten. Es fiel ihr noch immer schwer, über die Begegnung mit ihrem anderen Selbst nachzudenken. Sie hatte sich selbst gegenübergestanden und dabei sowohl bewundernswerte
Dinge gesehen als auch andere, die sie beunruhigten. An der Sturheit und Integrität der anderen Kathryn Janeway bestand kein Zweifel. Ihr anderes Selbst hatte gewusst, dass eine der beiden Voyagers zum Untergang verurteilt war – was sie zum Anlass nahm, ihr eigenes Schiff zu zerstören und alle
Besatzungsmitglieder in den Tod zu schicken.
Janeway erinnerte sich deutlich daran, die gleiche
Entscheidung vor ihrem Gegenpart getroffen zu haben. Sie war fest entschlossen gewesen, entsprechend zu handeln, doch dann hatte die andere Janeway sie gebeten, fünfzehn Minuten zu warten. Diese Zeit nutzten die Vidiianer, um die andere Voyager zu überfallen und einen großen Teil ihrer Crew zu töten. Die Selbstzerstörung der Voyager vernichtete auch das Schiff der Organdiebe, bevor es diese Voyager finden und plündern konnte.
Die Selbstaufopferung ihres Gegenparts hatte Janeways
Voyager in mehr als nur einer Hinsicht gerettet. Manchmal wachte sie des Nachts mit einem Stechen im Herzen und einem metallenen Geschmack im Mund auf.
Wenn sie doch nur…
Wenn sie doch nur…
Wenn sie doch nur genug Zeit gehabt hätten, um eine andere Lösung zu finden.
Wenn die Vidiianer sie nicht gefunden hätten.
Wenn es ihr doch nur gelungen wäre, ihrem anderen Selbst zuvorzukommen und die eigene Voyager zu opfern. Dann müsste sie heute nicht mit unerträglicher Reue fertig werden.
Janeway sah zu Fähnrich Kim, der aus einer anderen, aber sehr ähnlich beschaffenen Realität stammte und inzwischen zur Crew dieser Voyager gehörte. Konnte auch er manchmal keine Ruhe finden, weil seine Gedanken zu jenem Ereignis zurückkehrten? Er begegnete ihrem Blick und sie glaubte, in seinen dunklen Augen ein ganz besonderes Verstehen zu
erkennen. In gewisser Weise waren alle seine Freunde und Kollegen tot – obgleich er Tag für Tag noch immer die
gleichen Personen sah.
Janeway besann sich wieder auf das Gespräch.
»Als das geschah, vermuteten wir, der Plasmasturm hätte bei der Voyager eine Phasenverschiebung bewirkt, wodurch die andere Voyager entstand. Ich verglich die Situation mit einem kontrollierten Experiment an der Starfleet-Akademie und nahm an, die Resultate seien die gleichen.«
»Glauben Sie jetzt, die damaligen Ereignisse falsch
eingeschätzt zu haben, Captain?«, fragte Paris.
»Nein, Tom«, erwiderte Janeway. »Aber ich glaube, meine Einschätzungen waren unvollständig. Vermutlich erlebten wir eine weitaus größere Veränderung, ohne sie im vollen Umfang zu erkennen.«
»Wie meinen Sie das?«, fragte Neelix.
»Ich glaube, der damalige Zwischenfall kam einem primären Ast eines Entscheidungsbaums gleich«, erwiderte Janeway.
»Er führte zur Entstehung von zwei Paralleluniversen, einem mit der Voyager und einem anderen ohne.«
Neelix’ Miene erhellte sich, als er plötzlich verstand. »Das heißt also… In allen existierenden Paralleluniversen wurde jede zweite Voyager
vernichtet, weil sie der des
Nachbaruniversums begegnete?«
»Von einer solchen Annahme gehe ich aus«, sagte Janeway.
Tuvok wirkte skeptisch. »Aber wenn das der Fall wäre… Die zweite Voyager, der wir begegneten, zerstörte sich selbst, und zwar wegen der Vidiianer. Beide Schiffe wurden von
demselben vidiianischen Raumer bedroht. Wenn es sich
wirklich um Paralleluniversen handelt, müsste auch ein zweites vidiianisches Schiff existieren.«
»Nicht unbedingt«, widersprach Janeway. »Immerhin
markierte die Vernichtung der anderen Voyager jene Stelle, an der zwei neue Paralleluniversen entstanden, eins mit der Voyager und eins ohne.«
»Es gibt also eine unendliche Anzahl von Voyagers«, sagte Fähnrich Kim.
»Es gibt eine unendliche Anzahl von Universen«, sagte
Janeway. »Einige mit der Voyager, andere ohne.«
»Aber in den meisten anderen Universen existiert nach wie vor jener Planet, der sich einst hier befand«, warf Chakotay ein.
Kim nickte. »Nach den Computeranalysen der Bilder ist das bei mindestens zweitausend Universen in beiden Richtungen der Fall, abgesehen von hundertdreißig auf unserer linken Seite. Mehr lässt sich anhand der Aufzeichnungen nicht
feststellen.«
»Warum
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