Echos
Brauen
zusammengezogen. Sie wirkte kampfbereit.
Aber gegen wen oder was sollte man in diesem Fall
kämpfen? fragte sich Janeway nicht zum ersten Mal. Sie fühlte sich auf eine Art und Weise niedergeschlagen wie noch nie zuvor in ihrem Leben. So unermesslich viele Personen waren einen seltsamen, absurden, schrecklichen Tod gestorben…
Dieser entsetzliche Vorgang hatte sich schon vor dem
Eintreffen der Voyager mehrmals wiederholt und alles deutete darauf hin, dass es so weitergehen würde – wenn sie keinen Weg fanden, das Grauen zu beenden.
In einem fernen Winkel ihres Bewusstseins bedauerte es
Janeway, dass sie hierher gekommen waren. Natürlich konnte sie befehlen, den Warptransfer einzuleiten, aber das erschien ihr nicht richtig. Wie sollte sie den milliardenfachen Tod einfach ignorieren? Nein, das war unmöglich.
Nur der holographische Art – mobile Holo-Emitter erlaubten seine Präsenz im Konferenzzimmer – schien von den jüngsten Ereignissen unbeeindruckt zu sein. Janeway kannte ihn
allerdings gut genug, um die subtilen Anzeichen in seiner Miene zu deuten und selbst bei ihm Beklommenheit zu
entdecken.
Sie hatte beobachtet, wie er in einem der Korridore versuchte, ein Mädchen zu retten. »Du darfst nicht sterben«, hatte er immer wieder geflüstert. »Ich weiß, dass du es schaffen kannst.
Du musst überleben. Du musst!«
»Es gab keine Überlebenden«, sagte der Doktor in dem für ihn typischen nüchternen Tonfall. Er hätte sich diesen Hinweis sparen können. »Wie soll ich mit den Leichen verfahren?«
Wie konnten sie so vielen Toten die letzte Ehre erweisen?
Einige Sekunden lang presste sich Janeway den Handballen an die Stirn – die Verzweiflung lastete schwer auf ihr.
Janeway musterte die Offiziere der Reihe nach, überlegte und traf dann eine Entscheidung. »Beamen Sie sie ins All zurück«, sagte sie und seufzte.
Stille herrschte. Nur Tuvok begegnete ihrem Blick. Mit
einem knappen Nicken bestätigte er die Logik ihrer Anweisung und gewährte der Kommandantin damit ein wenig Trost.
Janeway straffte die Schultern, holte tief Luft und ließ den Atem langsam entweichen. Es wurde Zeit, die dunklen
Gewölbe der Trauer zu verlassen und über die nächsten
Schritte nachzudenken. Die Crew war demoralisiert und das galt auch für sie. Um die Situation zu ändern, mussten sie zunächst einmal sich selbst in den Griff bekommen. Genau darum ging es Janeway jetzt.
»Na schön«, sagte sie. »Wir konnten diese Leute nicht retten.
Wir haben uns alle Mühe gegeben, aber es hat nicht genügt.
Ich bin mit den jüngsten Ereignissen alles andere als zufrieden, aber wir dürfen uns nicht geschlagen geben. Es schwebten Leichen im All, als wir hier eintrafen, und während unserer Anwesenheit erschienen weitere. Wir müssen davon ausgehen, dass sich dieser Vorgang bei der nächsten Subraumwelle
wiederholt. Deshalb halte ich es für erforderlich, einen Plan zu entwickeln. Einen Plan mit zwei verschiedenen Aspekten.
Erstens: Wenn das nächste Mal lebende Humanoide im All
materialisieren, möchte ich in der Lage sein, sie zu retten.«
Ihre feste Stimme weckte die Aufmerksamkeit der
Führungsoffiziere. Paris beugte sich vor und öffnete die Augen. Neelix’ Arm verharrte an Kes’ Schultern, aber die Ocampa setzte sich auf.
»Zweitens, und das ist noch wichtiger: Ich möchte den Grund für diese entsetzliche Sache herausfinden und ihr ein Ende setzen.«
Alle Blicke waren auf Janeway gerichtet.
»Lassen Sie uns zuerst feststellen, was wir wissen.
Anschließend können wir darüber reden, was es zu
unternehmen gilt.«
Tuvok erfüllte ihre Erwartungen, indem er als erster das Wort ergriff.
»Die ersten Humanoiden erschienen vor genau
zweihunderteinundzwanzig Komma fünf Stunden«, sagte er.
»Zur gleichen Zeit ging die erste Subraumwelle von diesem Sonnensystem aus.«
Janeway nickte. »Ganz offensichtlich gibt es einen
Zusammenhang zwischen den Humanoiden einerseits und den Subraumwellen andererseits. Allerdings bleibt er zunächst unklar. Was wissen wir sonst noch?«
Fähnrich Kim räusperte sich. »Die multiplen
Asteroidengürtel und Planeten, die wir während der letzten Subraumwelle sahen, scheinen visuelle Echos von
Paralleluniversen zu sein. Das gilt auch für die anderen Voyager- Versionen.«
»Aber warum erschien die Voyager nur in jedem zweiten Paralleluniversum?«, fragte Neelix.
»Ich habe darüber nachgedacht«, sagte Janeway. »Erinnern Sie sich an unsere Begegnung mit der
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