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Echos

Echos

Titel: Echos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: NINA KIRIKI HOFFMAN KRISTINE KATHRYN RUSCH DEAN WESLEY SMITH
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verletzt hatten, aber sie total an schwerer Dehydration. Kes band Wasserbeutel an den Armen der Patienten fest und fügte ihnen kleine
    Infusionsmodule hinzu.
    Torres hatte draußen im All ein mit Atemluft gefülltes
    Isolierfeld geschaffen, das Tausende von weiteren
    Humanoiden enthielt. Kes schüttelte den Kopf und versuchte, sich die Leute in der unsichtbaren Blase vorzustellen. Sie lebten noch, hatte sie von einem Techniker gehört. Aber wie sollte sich die Crew der Voyager um sie kümmern? Die Belastungsgrenze der Besatzungsmitglieder war längst erreicht und das galt auch für die energetischen Ressourcen des
    Schiffes – der Versuch, die Sterbenden vor dem Tod zu
    bewahren, kostete enorm viel Energie.
    Und die Personen im Isolierfeld… Schwerelos schwebten sie im All, zwischen den grässlichen Leichen. Sie wussten nicht, warum sie noch atmeten…
    Sie konnten oben nicht von unten unterscheiden, keinen
    anderen Ort aufsuchen…
    Sie wussten nicht, was als nächstes geschehen mochte oder warum sie sich plötzlich mitten in der Leere wiederfanden. Die Ursache des Transfers war für sie ebenso rätselhaft wie für die Crew der Voyager.
    Wie konnten sie unter solchen Umständen nicht den Verstand verlieren? Kes sah Bilder des Wahnsinns, als sie sich dies alles vorzustellen versuchte.
    Der zitternde Junge griff nach Kes’ Hand. »Wo…«, brachte er krächzend hervor. Blut war in der Kälte des Alls an seinem Mund festgefroren; braune Flecken zeigten sich an Nase und Wangen. Geplatzte Blutgefäße hatten das Weiße in den Augen rot verfärbt.
    Kes strich ihm übers strohsteife Haar – und empfing plötzlich ein kaleidoskopartiges Durcheinander von Bildern, so als bestünde eine geistige Verbindung.
    Telepathie.
    Offenbar gab es bei diesem Volk telepathische Tendenzen, die von der gegenwärtigen Krise verstärkt wurden. Und aus irgendeinem Grund empfing Kes die fremden Gedanken.
    Sie erbebte am ganzen Leib, ohne zu wissen, ob diese
    Reaktion von ihr selbst stammte oder von dem Jungen. Bevor Kes von den Bildern überwältigt wurde, war sie dankbar für den Umstand, dass sich die fremde Telepathie auf dieses geringe Niveau beschränkte. Sie stellte sich vor, die Gedanken von Abermillionen sterbender Humanoiden zu empfangen…
    Sie hätte bestimmt den Verstand verloren.
    Aber zum Glück waren die Signale nicht so stark. Kes
    empfing mentale Bilder von dem Jungen, weil sie ihn berührte, weil sich ihre Blicke trafen.
    Sie sträubte sich nicht, öffnete ihr Selbst dem psychischen Strom.
    Beruhigende, vertraute Tunnel, andere Kinder, die ihm Gesellschaft leisteten, auf dem Weg nach… Und dann ein weißer Blitz, grässliche Schwerelosigkeit und völlige Verwirrung, Kälte, in unmittelbarer Nähe zahllose graue, aufgeblähte Leichen. Er blickte in das Gesicht eines Toten, das trotz der vielen Flecken sein eigenes zu sein schien…
    Der Atem wich aus kollabierenden Lungen und Blut
    schäumte aus Mund und Nase. Der eisige Griff des Vakuums zerrte an den Augen, die Trommelfelle platzten, und dann plötzlich ein Schimmern…
    Er war hier, zusammen mit anderen Personen, die aussahen, als hätten sie einen schrecklichen Unfall erlitten, seine Haut brannte und brannte, erst heiß, dann kalt, der Hals schien eine einzige offene Wunde zu sein und Übelkeit stieg in ihm empor. Ganz deutlich erinnerte er sich an das Empfinden, dass seine Gedärme versucht hatten, wie Schlangen aus ihm herauszukriechen. Und jetzt beugte sich diese junge Trau mit den seltsamen Augen über ihn.
    Seine Welt und alle Personen, die er kannte – verschwunden.
    War er tot?
    War dies das Jenseits?
    Die Echos von mehreren erlittenen Schocks hallten durch das mentale Universum des Jungen.
    Es gab längst keine Rationalität mehr in ihm.
    Kes ließ ihre Hand auf dem Kopf des Knaben und wusste,
    dass er die Wärme spürte. »Du befindest dich an Bord eines Raumschiffs«, sagte sie sanft und voller Anteilnahme. »Du lebst und bist jetzt in Sicherheit.«
    Ein Teil ihrer Ruhe ging auf ihn über und ließ die Bilder des Schreckens verblassen.
    »Du kannst jetzt schlafen«, murmelte Kes. Sie spürte, wie das schmerzstillende Mittel bei dem Jungen wirkte, und dadurch schienen ihre Worte einen ganz besonderen Sinn zu ergeben.
    Kes beobachtete, wie der Knabe zu Boden sank und sich
    zusammenrollte. Er atmete langsamer und der Schrecken wich aus ihm. Einige Sekunden lang blieb die Ocampa neben ihm stehen und beobachtete den kleinen Jungen, einen von
    Millionen, ein

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