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Echt easy, Frau Freitag!: Das Allerneueste aus dem Schulalltag

Echt easy, Frau Freitag!: Das Allerneueste aus dem Schulalltag

Titel: Echt easy, Frau Freitag!: Das Allerneueste aus dem Schulalltag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frau Freitag
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Mädchen in der Klasse sind auch Damen – kleine Damen. Wir wollen so etwas nicht hören.« Ich grinse, die Mutter grinst, der Sohn windet sich innerlich. »So bekommst du auch keine Freundin. Du musst charmant und nett sein!«
    Es läuft wirklich super, ich bin hochzufrieden. Mit mir, meinen Schülerinnen und Schülern und mit deren Eltern.
    Mein Lieblingskollege, der Franzose, hat es heute auf den Punkt gebracht: »Elternsprechtag? Was soll ich denn den Eltern erzählen? Ich habe mit allen schon tausendmal telefoniert, und ich sage immer das Gleiche: Weniger Schminke – mehr Bücher!«
    Der Haikun
Herbst
gelb grün
blau und nicht kalt
ich liebe Herbst, auch wenn du nichts erbst
Haiku, Feng Shui, Yoga, Mahjong, Karate, Ikea, Origami, Fukushima, Sushi, Sumo, Kimono, Kino, Gino, Bingo, Twingo, Lingo, Limo, Prime Time, Hard Times, Times New Roman, Roman schreiben, Schreibblockade, Blockadenstürmer, Stürmerfaul, Faulheitsanfall, anfallende Umsatzsteuer, Steuererklärung, Erklärungsnot, Notstandsgesetz, Gesetzesänderung, Änderungsantrag, Antragsstelle, Stellenwirtschaft, Wirtschaftswunder, Wunderbar, Barbekanntschaft, Bekanntschaftsblues, Bluesband, Bandmitglied, Mitgliederversammlung, Versammlungsraum, Raumbemessung, Bemessungsgrenze, Grenzverletzung, Verletzungstrauma, Traumaklinik, Klinikchef, Chefarzt, Arztjacke, Jackenkauf, Kauflust, Lustverlust, Verlustanzeige, Anzeigepflicht, Pflichterfüllung, Erfüllungsgehilfe, Hilfsangebot, Angebot und Nachfrage, Nachfrageamt, Amtsdame, Damenwahl, Wahlaufstand, Aufstandsverfahren, Verfahrensdilemma, Dilemmata, Tagwerk, Werksbetreuung, Betreuungsnachweis, Nachweisausweis, Ausweisamt, Amtslicht, Lichtschranke, Schrankenpommes, Pommesbude, Budenzauber, zauberhaft, Haftanstalt, Anstaltsblues, Bluesgeschmuse, Museumswärter, Wärterattacke
    Ich finde, in mir schlummert lyrisches Talent. Ich benutze es nie. Vielleicht hätte ich Haiku-Schreiberin werden sollen statt Lehrerin. Morgens, wenn dem Haikun die Sonne schön und rot ins Zimmer scheint, erhebt er sich von seinem Futon und macht sich grünen Tee. Kaffee kennt er nicht. Dann begrüßen er und Yoga den Tag. Danach setzt er sich an seinen Schreibtisch: »So, dann wollen wir mal ein paar Haikus schreiben.« Gesagt – getan, ein Haiku, noch einer und noch einer. Alle sind gut. Alle sind brillant. Abends isst er ein paar Sushis und legt sich wieder auf seinen Futon. Zufriedener als er kann man nicht einschlafen. Next day , wieder das Gleiche. Immer das Gleiche. Jeden Tag Haikus, Sushi, Yoga, grüner Tee und Futon.
    Der Haikun ist so zufrieden, der braucht nicht mal Freunde. Er hat auch kein Telefon und keine Adresse. Fernsehen – davon hat er mal gehört. Nie würde er auf die Idee kommen, vor der Schule (also, falls er Lehrerin wäre) noch eine Folge Dexter zu gucken, immer mit dem Stress im Nacken, dass er in jedem Fall zu spät kommt, wenn er die Folge bis zum Ende sieht. Der Haikun würde sich auch nicht fragen, ob er durch das viele Blut und die amputierten Gliedmaßen bei Dexter abstumpft und dann aus Versehen auch mal jemanden umbringt und zerstückelt. Nie würde er zu dem Mann in der Kantine sagen: »Ich nehme beides: Ketchup und Mayo.« Denn er würde niemals auch nur auf die Idee kommen, Pommes zu bestellen; er lehnt es ab, Pommes frites überhaupt zu kennen. Er lehnt auch Kugelschreiber ab. Seine Haikus kalligraphiert er in herrlichster Manier mit schwarzer Tusche.
    Würde der Haikun denken: Griechenland hat bestimmt selbst auch ein wenig Schuld an seinem Unglück? Niemaaals. Deshalb müsste er auch nicht mit seinen Haikun-Kollegen darüber diskutieren, ob er eine Bild -gesteuerte Meinung hat. Bild  – das kann er nur wörtlich nehmen. Seine Haikus sind Bilder. Er bildet. Er produziert nur Schönes. Für ihn gibt es sowieso NUR Schönheit, Anmut und Frieden.
    Der Haikun wird steinalt, und selbst im Tod lächelt er noch. Er hatte in seinem Leben nicht einen schlechten Gedanken. Der Haikun ist so ganz anders als ich.
    Wenn mir nach Haikuning ist, dann müssen die raus. Aber ab jetzt wieder: Und dann hat er gesagt und dann hab ich gesagt und er dann so Hurensohn und ich gibt’s doch gar nicht, darfst du nicht sagen und er wohl darf ich dis sagen und ich nein und er doch und ich raus und er nein und ich doch und er dann doch raus und ich dann später Gespräch und blablabla und er so na gut, ’tschuldigung und dann alles wieder gut.
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