Echt easy, Frau Freitag!: Das Allerneueste aus dem Schulalltag
dem sie sich täglich beschäftigen kann, und ich habe Dexter . Ich bin jetzt bei der letzten Staffel. Dexter stellt Sinnfragen. An Gott glauben oder lieber nicht? Sein Sohn soll in die Kita. Er mag den Freund seiner Schwester nicht. Er hat Stress auf Arbeit. Normaler Alltag, aber Dexter muss ja nebenbei immer noch killen, er ist ja nicht nur Blutspurenanalyst, sondern heimlich auch Serienmörder. Am Wochenende habe ich so viel Dexter geguckt und dabei Strümpfe gestrickt, dass mir jetzt meine Schulter wehtut und ich schon zweimal von Dexter geträumt habe. Von Sonnabend auf Sonntag sprach er plötzlich aus dem Off mitten in meinen Traum rein. In seiner monoton-gefühlsfreien Dexter-Art. Und dann von Sonntag auf Montag kommt er mit seinen Leichensäcken in meinem Traum vorbei. Leicht verstört wache ich auf.
Stumpfe ich von all den Morden und den Zerstückelungen am Ende wirklich ab? Manchmal stehe ich vor einer Klasse und denke: Der muss weg, der ist böse. Ab in den Sack.
Aber ich habe ja kein Boot wie Dexter, und man sieht bei ihm auch nie, wie er nach dem Mord alles sauber macht. Ab und zu präpariert er seinen Mordraum – ich hätte ja nicht mal einen. Und dann nimmt er immer diese Malerfolie und ganz viel Frischhaltefolie. Wenn er dann zusticht, denkt man im ersten Moment, ah, saubere Sache. Weil die Folie ja erst mal kein Blut durchlässt. Aber dann kommt das Blut doch. Bevor man das Ausmaß der ganzen Schweinerei mitkriegt, beginnt schon die nächste Szene. Ich stelle mir das Putzen sehr aufwendig vor. Dieses ganze Blut. Wie wischt man das denn auf? Und selbst wenn er die Plastikplanen mit dem Blut in die schwarzen Säcke stopft – was ist, wenn so ein Sack mal ein Loch hat? Dann tropft doch das ganze Blut überall hin.
Bei Dexter sieht alles immer so einfach aus. Opfer finden, Spritze, auf den Tisch, Folie rum, ein bisschen rumquatschen, dann zack Messer in den Bauch. Eine Stunde später bringt er schon seinen Sohn ins Bett. Ich glaube, das haut in Wirklichkeit zeitlich gar nicht hin.
Und dann hinterlässt er auch nie irgendwelche Spuren. Wie sollte ich das denn hinbekommen? Wo ich gehe und stehe, hinterlasse ich Spuren meiner selbst: Meine Klamotten verteile ich auf kleine Häufchen in allen Zimmern, um mich herum sind immer volle Aschenbecher und sehr viel Diesunddas. All so was stünde mir als Serienkiller sehr im Weg.
Wahrscheinlich bleibt mir nur der steinige Weg der Pädagogik bei meinen Auseinandersetzungen mit problematischen Schülern. Ich frage mich nur, was Dexter mir dann in meinem Traum sagen wollte und vor allem: Wer war in den schwarzen Säcken, die er dabeihatte?
Britain ist keine Stadt
Vorschriftsmäßig wälze ich mich heute Nacht von 3.18 Uhr bis 6.30 Uhr im Bett herum. Es ist Vollmond, da ist die sensible Frau ungewollt nachtaktiv.
Doch ohne genügend Ausgleichsschlaf läuft die Schule nicht so glatt. Dann kommen fremde Schüler in meine grauenhafte 8. Klasse. Buäh, jetzt soll ich die auch noch unterrichten. Wir arbeiten seit zwei Stunden an einem läppischen Arbeitsblatt. Die Schüler sollen Sachen hören und Lückentexte ausfüllen. Die Antworten sind in dem verborgen, was die Leute auf der CD sagen. Nicht im Blatt des Nachbarn, nicht im Handy und nicht im Mitschüler, der hinter einem sitzt. Niemand guckt auf das Arbeitsblatt. Nur ich. Niemand hört den peoples auf der CD zu: »Die reden ja Englisch!«
Das Arbeitsblatt ist mit einem Stern markiert. Es entstammt dem Buch Höraufgaben für den Englischunterricht – für Anfänger. Es gibt Aufgaben mit einem, mit zwei und mit drei Sternen. Die mit einem sind die leichtesten. Es geht um das Schulsystem in England. Ich frage, was Britain wohl heißt. »Ist eine Stadt.« – »Ist in Amerika.« Ich frage zum tausendsten Mal, was detention ist. »Detonation?« – »Oder so wie Vulkanausbruch?«
Ich bin kurz vor der Eruption. Wie kann man denn einen Vulkan erwarten, wenn es um das englische Schulwesen geht? Ich frage, was strict heißt: »Was könnte das heißen? John said that his school is very strict. They have a lot of rules …« – »Heißt das stricken?«
Kurz bevor ich auseinanderbreche, lässt jemand einen so mörderischen Furz los, dass die Stunde wegen akuter Erstickungsgefahr beendet werden muss.
Frag deine Mutter!
»Frau Freitag?«
»Ja, Anil?«
»Deutschland hat doch Schulden, oder?«
»Ja.«
»Und da gib’s doch diese eine Uhr und da kommen doch jede Sekunde 5 000 Euro Schulden dazu.«
»Ja, die
Weitere Kostenlose Bücher