Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Echt easy, Frau Freitag!: Das Allerneueste aus dem Schulalltag

Echt easy, Frau Freitag!: Das Allerneueste aus dem Schulalltag

Titel: Echt easy, Frau Freitag!: Das Allerneueste aus dem Schulalltag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frau Freitag
Vom Netzwerk:
Morgen, allerseits.«
    Ibos Verhalten hat sich nicht merklich verbessert. Eine Woche zuvor hatte er deshalb schon eine Klassenkonferenz. Verena arbeitet wahrscheinlich schon an seinem Rauswurf. Der darf auf gar keinen Fall in meine Klasse kommen. Das halte ich nicht aus.
    In der vorletzten Englischstunde kam er zehn Minuten zu spät. Seine Mitschüler arbeiteten bereits, da kommt er rein und steht da, mit den Händen hinterm Rücken. Ich gucke hinter ihn, und da hat er zwei (!) fette Brötchen in den Händen. Ibo kommt grundsätzlich zu spät in meinen Englischunterricht und immer mit Essbarem in der Hand. Also schiebe ich ihn zur Tür und flüstere: »Du kommst hier pünktlich und ohne Essen. Und heute kommst du nicht mehr rein. Setz dich draußen hin.«
    Ein paar Minuten später gehe ich raus und gebe ihm die Arbeitsblätter, die die Schüler in dieser Stunde bearbeiten sollen.
    30 Minuten später, nachdem er wahrscheinlich seine beiden Brötchen vertilgt hat, macht Ibo die Tür auf: »Kann ich wieder rein?«
    Ich gucke mich in der Klasse um. Alle Schüler arbeiten ruhig und konzentriert.
    »Nein, heute arbeitest du draußen.«
    Am Ende der Stunde lobe ich die Klasse: »Heute habt ihr echt gut mitgemacht.«
    »Ibo war ja auch nicht da«, sagt Vanessa.
    In der letzten Englischstunde kommt Ibo dann pünktlich und ohne Essen. Allerdings macht er die Hälfte der Stunde nur Mist und kann sich erst in den letzten zehn Minuten dazu durchringen zu arbeiten.
    Verena kommt ins Lehrerzimmer.
    »War das vorhin Ibos Vater?«
    »Ja.«
    »Was sagt der denn zu Ibos unmöglichem Verhalten?«
    »Der fragt: Was ist denn so schlimm daran, wenn der Junge mit Essen in den Unterricht kommt?«
    »Tja, was ist daran so schlimm? Wahrscheinlich hatte er Hunger. Und warum darf er eigentlich nicht seine Jacke anlassen, wenn ihm doch kalt ist?«
    Mittelalter – ein Zustand
am Ende der Woche
    »Frau Freitag, was wollen Sie später mal werden?«, fragt Erhan und guckt mich dabei äußerst interessiert über seine schmutzige Brille hinweg an. Er trägt sie immer auf dem unteren Ende der Nase, wodurch er aussieht wie ein Professor.
    »Aber Erhan, guck mal, ich bin schon Lehrerin.«
    Erhan denkt kurz nach, dann fällt es ihm auch auf.
    »Wie heißen Sie mit Vornamen?«, ruft jetzt Taifun von hinten. Wir befinden uns in der Hausaufgabenstunde. Jeder primelt vor sich hin und tut so, als mache er seine Hausaufgaben. Die Mädchen sind bei der Erzieherin und backen Waffeln. Ich habe freitags immer nur die Jungs. Das liegt am getrennten Sportunterricht.
    »Frau. Frau ist mein Vorname. Frau Freitag. Frau ist der Vorname, Freitag der Nachname.«
    Taifun grinst: »Dann haben alle meine Lehrerinnen den gleichen Vornamen.«
    »Hm, haben sie. So, kommt Jungs, jetzt macht mal diese Geschichtsaufgabe zu Ende. Hier, ausschneiden, sortieren und dann aufkleben. Volkan, brauchst du Hilfe?«
    Volkan nickt.
    »Also, wer steht denn ganz oben?«
    »König.«
    »Genau. Dann schieb den schon mal da oben hin. Wer kommt dann?«
    »Kaufleute?«
    »Nee.«
    »Ah, Adel.«
    »Genau. So, dann guck mal, wer ganz unten ist.«
    »Zigeuner.«
    »Zigeuner? Hä?«
    »Na, hier, Bettler.«
    »Ja, Bettler. Aber wieso Zigeuner?«
    »Na, sag ich doch, Zigeuner. Bettler.«
    Ich erkläre: Sinti, Roma, blablabla, Zigeuner no, no, no. Diskriminierung, Bettler, blablabla. Irgendwann hat er es kapiert.
    »So, jetzt die Sprechblasen. Wer sagt was? Lies mal vor.«
    »Wir kümmern uns um das Seelenheil der Menschen.«
    »Ah, Kirche«
    »Aber Kirche gibt es ja hier gar nicht. Hier gibt es nur Menschen.«
    »Ah, Geistliche.«
    »Richtig. Also schieb mal die Sprechblase dorthin. Was steht denn in den anderen Sprechblasen? Lies mal vor!«
    »Wir sind oft Opfer von Ungerechtigkeiten und wir tätigen Geldgeschäfte.« Volkan guckt sich seine Mittelalter-Leute an und schreit dann: »Ich weiß, Kaufleute.«
    »Nein, das ist nicht Kaufleute«, mischt sich jetzt Professor Erhan ein. »Das ist Juden.«
    »Juden?«, denke ich. Und tatsächlich gibt es neben den leibeigenen Bauern, dem Bettler, dem Adel und den Kaufleuten auch die Juden. Und die zeichnet also aus, dass sie Geldgeschäfte tätigen. Alle, immer und ausschließlich, logo. Was ist das denn für eine Kopiervorlage? Wo kommt die her? Blood and Honor Schulbuch GmbH , oder was?
    »Hm, ich glaube, da hat Erhan recht. Leg die Sprechblase mal neben Juden. Den Rest kannst du ja alleine machen.«
    »Yussuf, soll ich dir helfen? Zeig mal her.«
    »Ich weiß

Weitere Kostenlose Bücher