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Echt easy, Frau Freitag!: Das Allerneueste aus dem Schulalltag

Echt easy, Frau Freitag!: Das Allerneueste aus dem Schulalltag

Titel: Echt easy, Frau Freitag!: Das Allerneueste aus dem Schulalltag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frau Freitag
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angesprochen hat, dann immer sehr laut, als wäre ich eine Omi im Altersheim und schon leicht debil. Dr. Müller-Meyer-Wohlfahrt und ich hätten das auch ohne sie hingekriegt, da bin ich mir ganz sicher.
    Stolz, dass wir das alle so gut gemeistert haben, begebe ich mich nach Hause. Mein Freund lacht sich schlapp über meinen schiefen Mund. Sagt dann aber: »Ich würde dich auch lieben, wenn du der Elefantenmensch wärst.«
    Am nächsten Morgen wache ich auf und sehe noch genauso scheiße aus wie am Vortag. Einseitige Elefantiasis, als hätte ich das gesamte Abendessen von zwei Tagen in meiner Backe gebunkert. Also gehe ich nicht zur Arbeit. Dafür aber zur Bank. Mal kurz raus, draußen ist Winter. Da wird die Backe ja von selbst gekühlt.
    »Hallo, ich bin Lehrerin. Ich bräuchte so ein kostenloses Konto, wo ich Geld hin überweisen und es dann abheben kann. Früher hießen die Klassenfahrtskonten. Haben Sie so was?«
    Der Bankangestellte lehnt sich zurück. Er trägt einen Anzug – nicht ungewöhnlich für einen, der in einer Bank arbeitet. Ich trage eine Mütze, die ich auch nicht absetzen will, weil ich mir die Haare nicht gewaschen habe. Ich habe auch noch das T-Shirt an, in dem ich geschlafen hab – eigentlich bin ich ja krank und liege den ganzen Tag auf der Couch. Ich wollte halt nur mal kurz raus.
    »Also, so ein Konto … auf das Geld überwiesen werden soll? Aber nicht Ihr Geld?«
    »Nein, also, das Geld kommt von der Schule.«
    »Von der Schule?«
    »Ja, also, vielleicht haben Sie davon gehört, es gibt doch jetzt so ein Bildungs- und Teilhabepaket – da bekommen Kinder von Hartz-IV-Empfängern die Ausflüge und Klassenfahrten bezahlt. Da wird dann das Geld vom Jobcenter zur Schule überwiesen, auf das Konto der Lehrer, und ich hebe es ab und gebe es den Kindern zurück. Ich will dafür aber nicht mein Girokonto nehmen.«
    »Haben Sie das denn schon mit dem Finanzamt besprochen?«
    »Finanzamt? Wieso Finanzamt?«
    »Na, da fallen doch Zinsen an. Die Bank muss das ans Finanzamt melden. Und Sie müssen dann erklären, wo Sie das Geld herhaben.«
    »Wieso Zinsen? Das Geld, das da draufkommt, hebe ich doch sofort wieder ab.«
    »Ja, aber es fallen trotzdem Zinsen an. Vielleicht nur 10 Cent. Aber immerhin. Das müssen wir dem Finanzamt melden.«
    Hä? Was erzählt der denn da. Der hat vielleicht auch falsche Vorstellungen davon, wie viel Geld bei so einem Wandertag zusammenkommt. Oder er hat nur keinen Bock, mir ein Konto einzurichten. Er lehnt sich in seinem Drehstuhl nach hinten. So ein Stuhl, bei dem die Lehne flexibel ist. Er hat einen silbernen Kugelschreiber in der Hand und spielt mit dem rum. Ich denke nach. Er starrt mich an.
    Plötzlich beugt er sich vor: »Hatten Sie einen Zahneingriff?«
    Ich fass sofort an meine geschwollene Backe. Die ist total heiß. »Äh ja, ein Implantat. Vorgestern.«
    »Oh ja, das kann schlimm sein. Das dauert. Meine Schwägerin hat Wochen damit zugebracht.«
    »Wochen? »
    »Ja, aber da war auch alles vereitert.«
    Vereitert. Ich will nur noch raus. Der Kiefer puckert.
    Er erhebt sich und kommt auf mich zu: »Fragen Sie erst mal bei Ihrem Finanzamt nach. Dann machen wir so ein Konto. Aber Sie sollten sich wirklich vorher erkundigen.«
    »Hm, mach ich. Danke.«
    Ich gebe ihm die Hand und gehe.
    Später denke ich: Eigentlich unverschämt, was der da gesagt hat. Was wäre denn gewesen, wenn ich immer so schräg aussehen würde? »Nein, keine OP. Ich habe so ein einseitig aufgedunsenes Gesicht. Haben Sie was dagegen?«
    Vielleicht schwillt meine Wange auch nie wieder ab. Ich will eigentlich am nächsten Tag wieder zur Schule gehen. Als mich eine Freundin kurz besucht, meint sie, dass meinen Schülern wahrscheinlich die geistige Reife fehle, um angemessen mit meinem Anblick umzugehen. Vielleicht hat sie recht – wenn schon der Banker nicht an sich halten kann, wie sollen das dann Ibo, Kufa und Anil schaffen?
    Da müsst ihr schon früher aufstehen!
    »So, jetzt holt mal ein leeres Blatt raus und schreibt euren Namen und das Datum drauf«, sage ich an einem Freitag zu der doofen Achten.
    »Wie?«
    »Na, wir schreiben jetzt den Vokabeltest. Hatte ich doch letzte Stunde angekündigt.« Oh, Mann, die gehen mir auf den Geist.
    »Wie, Vokabeltest? Wir dachten, Sie wären heute nicht da.«
    »Wieso dachtet ihr das? Ich bin doch hier.«
    »Aber Sie standen gestern auf dem Vertretungsplan. Da stand, dass Sie heute nicht da sind.«
    Wir befinden uns in der ersten Stunde des Tages.

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