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Echt easy, Frau Freitag!: Das Allerneueste aus dem Schulalltag

Echt easy, Frau Freitag!: Das Allerneueste aus dem Schulalltag

Titel: Echt easy, Frau Freitag!: Das Allerneueste aus dem Schulalltag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frau Freitag
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nicht, wo das hier hinkommt.«
    »Was steht denn da?«
    »Wenn wir noch nicht zum Adel gehören, dann werden wir irgendwann dazu erhoben. Ist das Adel?«
    »Nee, kann ja nicht. Ist doch unlogisch, warte mal.«
    »Ritter!«, schreit Erhan hinter ihm. Yussuf freut sich über den unerwarteten Geistesblitz von hinten und klebt sofort die Sprechblase auf.
    »So, Yussuf, und das hier? – ›Wir leben am Rand der Gesellschaft‹ zu wem gehört das?«
    »Kaufleute?«
    »Nein, wäre ja lustig, aber nein, die würden so was nicht sagen.«
    »Adel?«
    »Stimmt zwar irgendwie, aber hier ist der untere Rand gemeint, nicht der obere.«
    Vincent meldet sich.
    »Vincent?«
    »Na hier, das sind die hier: Bettler. Also Zigeuner.«
    »Hm, genau.« Freitag 14 Uhr. Die Woche war lang. »Ja, Zigeuner. Kleb das mal hin, Yussuf. Aber mach bitte den Tisch nicht dreckig.«
    Au Kacke, die Backe
    Au Backe, ich werde operiert, ich bekomme ein Implantat. Morgens gehe ich noch in die Schule.
    »Warum fehlen Sie heute, wenn Sie doch da sind?«, will Anil wissen. Ich zeige ihm meine Zahnlücke und stammele mit Finger im Mund »Ischwerdheuteobberriiiert«. Erst macht sich Mitleid in den Kindergesichtern breit, dann aber maßlose Freude darüber, dass deshalb die Kunststunde ausfällt. Die Schüler gehen nach Hause und ich zum Zahnarzt. Was mich da erwartet – keine Ahnung. Knochenaufbau. Wie der das machen will, ist mir absolut schleierhaft. Ich weigere mich seit Wochen, diese Faltblätter zu lesen, die mir der Herr Doktor gegeben hat. Der Kommentar meiner Schwester, als ich erzählte, dass ich mir ein Implantat machen lasse: »Ich dachte, der Trend geht zur Zahnlücke.«
    Erst fallen einem die Zähne aus und dann … was soll dann noch kommen? Tod und vorher keine Rente kriegen. Angst vor den Schmerzen habe ich nicht und der Zahnarzt oder besser – der Oralchirurg – sieht aus wie Herr Müller-Meyer-Wohlfahrt in jung. Nett ist er, ganz entspannt, einfühlend, easy und sehr gepflegt. Ein Mann, in den sich Frauen im besten Alter verlieben könnten. Ich werde das nicht tun. Ich könnte mich nicht in einen Typen verlieben, der sein Geld damit verdient, mir Löcher in den Kiefer zu bohren. Dexter! Dexter ist nicht so attraktiv. Aber der macht seine Sache auch gut. Der ist ja neben seiner Tätigkeit als Killer auch noch Blutspezialist. Das kann der echt gut, Blutspritzer analysieren.
    Der Deutschlehrer sagte neulich: »Im Mittelalter wäre ich mit meinem Gebiss jetzt schon tot.« Und recht hat er. Da können wir aber sehr dankbar sein, dass wir heute so eine gute zahnmedizinische Versorgung in Deutschland haben, dass wir nicht mehr an Wurzelentzündungen sterben müssen.
    »Und hier, warten Sie, ich schreibe Ihnen noch meine Privatnummer auf. Da können Sie mich JEDERZEIT anrufen«, sagt Dr. Müller-Meyer-Wohlfahrt und schiebt mir den Zettel mit den Wie-man-sich-nach-einem-Implantat-verhält-Regeln rüber. Ich schiele kurz drauf, um ihn nicht angucken zu müssen. Mein Mund ist von der Betäubung noch völlig schief. Im Flur hängt ein Spiegel. Hab voll den Schock gekriegt, als ich mich gesehen hab. Ich sehe aus wie nach einem Schlaganfall.
    Während ich noch lese: »Fünf Tage nach der OP keinen Alkohol trinken und nicht rauchen«, gucke ich kurz zu Dr. Müller-Meyer-Wohlfahrt. Er steht immer noch neben mir und faselt irgendwas über Antibiotika. Ich will mich bei ihm bedanken, halte ihm meine Hand hin und sage: »Das haben Sie sehr schön gemacht.« Sagt man das zu seinem Zahnarzt? »Sie haben auch sehr schön mitgemacht«, sagt er und schüttelt meine Hand.
    Mitgemacht ist gut. Mehr als durch die Nase atmen und eine Stunde lang den Mund offen halten habe ich ja nicht gemacht. Die Hauptarbeit lag eher bei ihm.
    »Und dann mach bitte einer noch mal Musik an«, säuselte er gleich, nachdem er mir die Spritze in den Kiefer gerammt hatte. Aber sein entspanntes Mitsummen hat mich tatsächlich beruhigt. Easy listening and heavy breathing . Gar nicht so leicht zu atmen, wenn man mit dem Kopf nach unten liegt und einem literweise Blut in den Rachen läuft. Bei Dexter wurde gerade eine Frau, die so ein Serienkiller gefangen hielt, tagelang mit Blut gefüttert. So schmeckt das also. Diese Geräusche, als der Doc mir das Zahnfleisch aufschneidet und dann nach oben schiebt, um Platz für seinen Knochenaufbau zu schaffen – alles voll Dexter. Nur die Arzthelferin hat irgendwie gestört. Die hat sich immer zu doll auf mich draufgelehnt, und wenn sie mich

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