Echt easy, Frau Freitag!: Das Allerneueste aus dem Schulalltag
Alle Schüler des Kurses sind anwesend.
»So, so, ich stand also auf dem Vertretungsplan. Und weshalb seid ihr dann jetzt hier und nicht zu Hause geblieben?«
»Na, da stand, dass wir in den Freizeitbereich gehen sollen.«
Jetzt wird es interessant. Weshalb sollte auf dem Vertretungsplan am Donnerstag stehen, dass die erste Stunde am Freitag ausfällt, die Schüler aber trotzdem um 8 Uhr in die Schule kommen sollen, um dann mit ihrer Anwesenheit den Freizeitbereich zu verstopfen?
»Da stand doch, wie ihr sagt, dass Englisch heute ausfällt. Warum seid ihr dann heute alle hier?«
»Na, da stand zwar Ausfall, aber da stand ja auch, dass wir in den Freizeit …«
»Okay, Schluss, ich kontrolliere jetzt erst mal die Anwesenheit und euer Material. Ali, zeig mal dein Buch und dein Workbook, okay, Gamze, okay …«
Alle haben ihre Englischsachen mit. Wer bringt denn bitte Englischsachen mit, wenn er weiß, dass die Stunde ausfällt? Diese Unlogik können sie mir nicht erklären. Die Schüler sind zu leisem Murren übergegangen.
»Okay, ich mache euch einen Vorschlag. Wir schreiben jetzt den Test, und ich überprüfe den Vertretungsplan. Wenn ich da fälschlicherweise doch draufstand, schreiben wir den Test am Dienstag noch mal.«
Damit sind alle einverstanden. Ich teste und stelle bei der Korrektur fest, dass mal wieder nur ein Schüler gelernt hat. Er bekommt seine obligatorische Eins. Alle anderen eine Fünf oder eine Sechs.
Nach der Stunde gehe ich sofort ins Büro und lasse mir den Vertretungsplan vom Vortag ausdrucken.
»Kann das sein, dass ich da gestern draufstand?«, frage ich die Sekretärin. »Nein, das hier ist genau der Plan, der draußen hing. Wie du siehst, stehst du nicht drauf.«
Diese kleinen Schlawiner, die können was erleben. Denken die, ich wäre so leicht zu verarschen?
Am nächsten Dienstag habe ich wieder Englisch in der besagten Achten. Ich gehe den Gang entlang.
»Schreiben wir jetzt den Vokabeltest nach?«
»Wie?«
»Na, Sie haben doch gesagt, dass wir den Test noch mal schreiben.«
»Ja, stimmt, ich sagte, wenn ich wirklich auf dem Vertretungsplan stand, dann wiederholen wir den Test.«
»Na, sag ich doch, also schreiben wir den jetzt.«
In der Klasse lege ich meine Sachen aufs Pult und hole den Vertretungsplan aus meinem Hefter.
»So, wenn ihr mir hier drauf meinen Namen zeigen könnt, dann schreiben wir den Test noch mal.«
Können sie nicht. Als ich mit dem Unterricht anfangen will, fangen sie wieder an zu plärren: »Aber Sie standen drauf! Wirklich!«
»Nein, hier guckt! Ich stehe da nicht drauf.«
»Doch, das war bei Facebook.«
»Facebook?«
»Ali hat das fotografiert und auf Facebook gestellt.«
Ali holt sein Handy raus, hält es mir entgegen und schreit: »Ja, das stimmt. Hier, soll ich Ihnen zeigen?«
»Ja, zeig mir das.«
Ali sucht minutenlang in seinem Handy und findet: nichts.
Ich fange mit dem Unterricht an und denke: Ha! Eins zu null für mich.
Der Julklapp nervt schon wieder
Endjahresmüdigkeit. Langsam fängt die Schule an zu nerven. Hätte ich was zu sagen, wäre morgen der erste Weihnachtsferientag.
Mein Hals kratzt. Krank werden würde ja so was von nicht fetzen. Meine Klasse besteht derzeit nur noch aus sechzehn Schülern. Alle anderen sind krank. Groß in Mode ist bei denen momentan, sich während des Unterrichtstages nach Hause schicken zu lassen. Sie müssen sich dann zwar abholen lassen, aber das scheint weder Eltern noch Kinder zu stören. Wie soll das Ende der Woche mit dem Julklapp werden, wenn die Hälfte der Klasse fehlt? Zum Glück haben die Schüler nur Zahlen und keine Namen gezogen. Sie wissen lediglich, ob sie ein Mädchen oder einen Jungen beschenken müssen. Ich habe Bella gezogen. Beim Ziehen habe ich genau hingeguckt, dass ich einen Zettel mit roter Nummer erwische. Einen Jungen zu beschenken – das fehlt noch … Was weiß ich denn, was die sich wünschen.
Da ich als Einzige den Überblick habe, wer am Ende wen beschenkt, lastet auf mir mal wieder die Hauptverantwortung. Ich darf am Freitag nicht krank sein. Aber ein Geschenk habe ich noch nicht. Meine Erzieherin Heike hat mich gezogen, aber das ahnt sie nicht.
»Du, Heike, weißt du schon, was du für Julklapp kaufst?«
»Wie? Ich hab doch schon alles zusammen.«
»Echt? Was denn?«, frage ich ganz scheinheilig.
»Also, so Aufkleber fürs Handy, ein Armband aus so bunten Glasperlen, Filzstifte und ganz flauschige Handschuhe in pink.«
»Hm, klingt ja super«, sage
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