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Echt easy, Frau Freitag!: Das Allerneueste aus dem Schulalltag

Echt easy, Frau Freitag!: Das Allerneueste aus dem Schulalltag

Titel: Echt easy, Frau Freitag!: Das Allerneueste aus dem Schulalltag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frau Freitag
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ich diesen Satz schon geschrieben), damit die ihre Noten eintragen, Sozialverhalten eintragen, Fehlzeiten errechnen, Fehlzeitenstatistik machen (als hätte sich dadurch schon mal was verbessert), Vokabeltests korrigieren und zensieren, Aktennotizen schreiben, Eltern anrufen und Termine mit ihnen vereinbaren und so weiter. Mir ist schleierhaft, wie ich daneben noch unterrichten soll. Tue ich daher auch eher schlecht als recht. Erst recht schlecht.
    In meiner Klasse passiert auch einfach nichts. Das sind echt nicht so die Partymaker. Die Mädchen sowieso nicht – viel zu lieb und süß. Die Jungs … tja, seit Hamid mit dem Muttiheft ruhiggestellt ist und Anil sich in sich selbst zurückzieht (jedenfalls in meinem Unterricht), ist echt nicht so viel los bei mir. Ich will mich auf keinen Fall beschweren. Momentan zweifle ich wenigstens nicht so sehr an meinen Fähigkeiten, eine gute Klassenlehrerin zu sein. Aber eigentlich hängt der Friede nur von meinen Schülern ab und nicht von mir. Meine lieben Mädchen könnte jeder Depp von der Straße unterrichten, darauf kann ich mir leider kein Ei braten. Die sind (noch) gar keine Herausforderung. Aber es bleibt die Hoffnung, dass die Pubertät wahrscheinlich auch an ihnen nicht spurlos vorbeigehen wird.
    Auf meinem Nachhauseweg kommen mir an der Ampel so zwei halbstarke Jungs mit Migrationshintergrund entgegen. Von dem einen kann ich meinen Blick gar nicht abwenden, der ist so dermaßen dunkelbraun getoastet, dass ich laut lachen möchte. Im Vorbeigehen höre ich den Gebräunten sagen: »Ich brauch keine Waffen, ich kann auch so töten.« Der andere nur: »Hmm.«
    Bei mir hieße das eher: Ich brauch keine Didaktik, ich kann auch so unterrichten. Und meine lieben Mädchen könnte selbst der Freund von dem, der auch ohne Waffen töten kann, zum Schulabschluss bringen.
    Mit Schülern zusammenwohnen
oder lieber nicht
    Kaum sage ich, dass meine Klasse keine Partymaker sind, schon habe ich das schönste Action-Feuerwerk, das man sich vorstellen kann. Für Beschäftigung ist gesorgt, es gibt viele Telefonate und Aktennotizen, die ich noch schreiben muss. Herrlich, ich dachte schon, es passiert nichts mehr. Erst in der Krise werde ich so richtig gut. Hamid musste morgens zur nullten Stunde kommen und die Küche schrubben, weil er sich im Vertretungsunterricht danebenbenommen hat und dann ausgerechnet in die Arme der Erzieherin gelaufen ist. Aber die Mädchen sagen, dass Hamid viel netter sei, seit er das Muttiheft hat.
    Und jetzt ist Wochenende, die Spülmaschine rumort, der Kaffee schmeckt. Ach, irgendwie läuft doch alles. Manchmal rege ich mich ja so über einen Schüler oder eine Schülerin auf, aber wenn ich dann mit den Eltern spreche, wird mir immer erst in dem Moment klar, dass die mit denen ja zusammenWOHNEN. Jeden Nachmittag kommt dieses Kind zu ihnen nach Hause. Jeden Abend schläft es in der Wohnung, und die ganzen Ferien über haben sie diesen Quälgeist non stop an der Backe. Verrückt. Wie machen die Eltern das? Ich bin ja schon genervt, wenn ich die ein, zwei oder drei Stunden in der Woche unterrichten muss. Aber die leben mit dem Kind zusammen! Die sind für dieses Kind verantwortlich. Die sind sogar mit dem verwandt! Oh Gott, wenn ich Mutter von Hamid, Anil, Hamsa oder Volkan wäre … Die armen Eltern, die können nicht sagen: »Ferien! Super, jetzt nur noch chilln und nicht an die Schüler denken.« Als Babys und Kleinkinder waren die bestimmt alle voll süß, aber jetzt so in der Pubertät …
    Mein tiefstes Beileid für diese armen Eltern. Wenn sich manche Schüler zu Hause auch nur halb so krass aufführen wie in der Schule, na schönen Dank auch.
    Na ja, zumindest haben die in den wenigsten Fällen 28 Stück von denen zu Hause rumrennen, und Englisch beibringen müssen sie ihnen auch nicht. Überhaupt ist doch der Großteil der Erziehung an die Schule ausgelagert. Und vielleicht können die Schüler ja auch mal beim Einkaufen helfen und die Tüten nach Hause schleppen oder die Spülmaschine ausräumen. Eigentlich auch nicht schlecht. Vielleicht sollte ich mir doch ein paar Teenager anschaffen? Mal sehen, was der Freund dazu sagt.
    Noch Nüsse?
    Aua, ich habe mir eben den ganzen Mund am Kaffee verbrannt. Aua. Und ich hab mich so erschreckt, dass ich einfach den Mund aufgemacht habe und alles wieder rauslaufen ließ. Auf den Küchentisch. Direkt neben das MacBook. Aua und auweia.
    Auweia war auch heute. Warum sitze ich eigentlich den ganzen Sonntagnachmittag

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