Echt easy, Frau Freitag!: Das Allerneueste aus dem Schulalltag
sieben Geschwister.
Anita zischt durchs Lehrerzimmer und beugt sich im Vorbeigehen kurz zu mir: »Frau Freitag, dein Termin ist da.«
Mama Hamid ist überpünktlich. Gut! Aber Unpünktlichkeit ist auch nicht Hamids Problem. Wir gehen raus und setzen uns an den Tisch vorm Lehrerzimmer. Dann wird ausgepackt: wie schlecht sich der Sohn benimmt, wie die ganze Klasse durch seine Störereien nicht zum Arbeiten kommt, wie sich die Fachlehrer bei mir über ihn beschweren und so weiter.
Ich betone ausdrücklich, dass sich Hamid das Chefsein abschminken kann. Diese Position besetzen schon die Erzieherin und ich. Hamid hört sich alles schweigend an und wird immer kleiner.
Mama Hamid erzählt von ihrem Werdegang, von ihren anderen Kindern, von Hamids Vater, den es auch irgendwie gibt, wenn auch nicht im gleichen Haushalt. Sie sagt ihrem Sohn, wie peinlich es für sie ist, seinetwegen immer wieder in die Schule bestellt zu werden. In der Grundschule wurde sie fast wöchentlich eingeladen. Wir erklären ihr, wie das Muttiheft funktioniert, und setzen das Strafmaß fest. Bei schlechten Einträgen der Lehrer muss Hamid freitags zur nullten Stunde kommen und eine schriftliche Strafarbeit erledigen, die sich gewaschen hat. »Das geht sehr gut, ich kann ihn morgens wecken, und dann verlassen wir zusammen das Haus. Ich muss ja auch um sieben Uhr los«, sagt Mama Hamid. Hamid schluckt. In seinem Kopf rattert es: Um halb acht in die Schule, puh … Und gleich am selben Abend wird sein Laptop eingezogen und erst freigegeben, wenn er sich den ganzen nächsten Tag in der Schule gut benommen hat.
Hamid verspricht mit Handschlag, sich zu bessern. Wir verabschieden uns herzlichst von seiner Mutter und gehen hochzufrieden noch einen Kaffee trinken, bevor es klingelt. Wer sagt’s denn – Froh ist definitiv noch da.
Ich will ein Pony
Ich will ein Pony.
Ausnahmsweise komme ich mal früher als sonst nach Hause und überlege mir schon auf dem Weg, was ich mit meiner Zeit alles anfangen könnte. Was ich alles erledigen werde. So viel wegschaffen könnte ich – an einem einzigen Nachmittag.
Zu Hause kriege ich Mittagessen, wie ein Schüler, der nach dem Schultag zu Oma geht. Dann: »Ach, ich leg mich mal kurz auf die Couch. Habe gerade ein dolles Müde in mir.« Auf der Couch surfe ich ein wenig durchs Internet … und schlummere ein. Durchgepennt bis 17.00 Uhr und dann zum Sport – noch mit den Kissenabdrücken auf der Backe. Mittagsschlaf ist eigentlich gar nicht mein Ding. Außerdem habe ich außer Schlafen GAR NICHTS geschafft! Nach dem Sport liege ich schon wieder auf der Couch, schaffe es gerade noch, mich mit Pralinen vollzustopfen.
Soll ich mir ein Pony kaufen? Ich könnte doch zur Schule reiten. Wir hätten sogar einen Hof, wo das Pony warten könnte, bis ich fertig bin. Da kommen auch keine Schüler hin. Mein Pony könnte auf keinen Fall auf dem normalen Schulhof stehen, denn es gäbe bestimmt Schüler, die mein Pony ärgern würden. Aber die meisten würden es nur streicheln wollen. Mit dem Pony zur Schule kommen ist doch auch nicht so anstrengend wie mit dem Fahrrad. Und ökologisch wertvoller als mit dem Auto. Warum macht das denn keiner? Aber wo kriege ich ein Pony her, und was kostet so ein Tier? Vielleicht sollte ich mich ins Umland versetzen lassen. Da kommen bestimmt ganze Dorfschulkollegien mit Ponys zum Dienst.
Aber ab Freitag ändert sich mein Leben ohnehin: Hamsa – mein persönlicher Sargnagel aus der doofen Achten – wird in eine andere Klasse versetzt. Er ist dann einfach weg. Ich kann es noch gar nicht glauben. Vielleicht habe ich noch eine neue Chance mit der Klasse. Es verändert sich ja das ganze Gruppengefüge. Und für Hamsa ist der Wechsel auch eine neue Chance – noch mehr Lehrer in den Wahnsinn zu treiben. Er kann noch mal neu anfangen, sich in einem ganz anderen Licht darstellen. Vielleicht nutzt er auch die Chance und wird ein gaaanz netter, lieber Schüler.
Kann man Ponys eigentlich im Internet bestellen? Und werden die dann geliefert?
Ohne Waffe töten
Statt eines Ponys brauche ich einen Sachbearbeiter. Die Bürokratie krallt ihre knochigen Finger schon wieder fest um meine Gurgel. Kurz vor den Zeugnissen macht sie mir das Leben immer besonders schwer – damit wir richtig fertig in die Winterferien gehen; nicht, dass wir uns in den drei Wochen zwischen Weihnachten und Zeugnisausgabe zu sehr erholen … Wir armen Klassenlehrer: Noten eintragen, den Kollegen hinterherlaufen (wie oft habe
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