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Echt easy, Frau Freitag!: Das Allerneueste aus dem Schulalltag

Echt easy, Frau Freitag!: Das Allerneueste aus dem Schulalltag

Titel: Echt easy, Frau Freitag!: Das Allerneueste aus dem Schulalltag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frau Freitag
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Strauß Rosen in der Hand, der aufwendig mit durchsichtiger Folie und bunten Bändern verziert ist, und Miriam überreicht mir eine megagroße Merci-Packung. »Frau Freitag, wir wollten Sie besuchen kommen und Ihnen unsere Zeugnisse zeigen.«
    Ich entlasse die 8. Klasse.
    »Na, zeigt mal her!«
    Miriam und Fatma strahlen glücklich, als sie mir ihre Zeugnisse überreichen. Überall nur Zweien und Dreien. Beide hätten ganz gute Schülerinnen sein können, wenn sie nicht so exzessiv geschwänzt hätten.
    »Wir sind die Besten aus der Klasse«, sagt Miriam.
    »Ich mach jetzt den Erweiterten, dann MSA und dann Fach-Abi.«
    »Wir machen nach den Ferien Praktikum im Kindergarten.«
    »Na Mädels, das klingt ja alles super. Habt ihr denn was von den anderen gehört? Da waren doch noch mehr aus der Klasse auf dem OSZ.«
    »Elif macht sich nicht so gut, und Marcella ist wegen Schwänzen von der Schule geflogen.«
    »Und Asmaa?«
    Fatma guckt mich ernst an: »Die ist schon seit einem Monat im Irak und verlobt mit ihrn Kuseng.« Miriam verdreht die Augen, mir fällt dazu auch nichts mehr ein.
    Wir gehen vor die Schule, weil ich vor der Zeugnisübergabe noch eine Zigarette rauchen möchte. Die Mädchen erzählen von ihrem Unterricht und schwärmen davon, wie begeistert die Lehrer von ihnen seien. » Abooo Frau Freitag, die anderen Schüler bei uns sind sooo schlecht. Wenn wir Diktat schreiben, Sie wissen, wenn wir immer Diktat bei Frau Hinrich geschrieben haben, sie hat immer voll schnell diktiert und jetzt: Ein Satz, dann eine halbe Stunde Pause, dann wieder ein Satz. Ich dachte, was ist das?«
    Als es klingelt, umarmen und verabschieden wir uns, und ich gehe zu meiner neuen Klasse, um die Zeugnisse zu überreichen. Endlich habe ich auch mal Blumen und Schokolade von meinen Schülern bekommen. Zwar mit einem halben Jahr Verspätung, aber immerhin.
    Als ich den Raum aufschließe, fragt Hamid: »Frau Freitag, kennen Sie diesen Emre?«
    Vom Schwänzen
    »Taifun, wo warst du gestern?«
    »Kopfschmerzen.«
    »Entschuldigung?«
    »Morgen.«
    »Frau Freitag, denken Sie eigentlich, dass Chanel krank ist?«, fragt mich Erhan mit großen Augen.
    Chanel schwänzt. Chanel schwänzt schon seit Beginn des Schuljahres. Sie hatte schon in der Grundschule eine Schulversäumnisanzeige, nun läuft die zweite. Sie ist eine von den wenigen in meiner Klasse, die lauter Fünfen hat.
    »Frau Freitag, sie ist nicht krank! Ich sehe sie immer in Center.« Erhan will unbedingt, dass ich ihm das glaube.
    »Erhan, ich weiß. Sie schwänzt. Wir sind da schon dran, keine Sorge.«
    Chanel schwänzt. In meiner letzten Klasse hat Marcella geschwänzt. Und Fatma, die jetzt OSZ macht. Und Asmaa, die schon verlobt ist mit ihrem Kuseng. Und Emre, der Rapper … Ach, schwänzen. Schüler schwänzen eben. Bei dem einen oder anderen hilft es, wenn man gleich nach der ersten geschwänzten Stunde ein riesen Buhei macht, die Eltern informiert, moralische Standpauken hält und lückenlose Überwachung ansetzt. Andere lassen sich davon nur bedingt beeindrucken, geloben halbherzig Besserung und hängen dann die nächsten möglicherweise anstrengenden Stunde wieder ab. Einige gewöhnen sich so sehr an den variablen Stundenplan, dass sie sich ihren Schulabschluss abschminken können. Andere wie Emre und Fatma schaffen dann doch irgendwann den Absprung, und es gibt ja immer noch den zweiten Bildungsweg.
    Aber sind wir Lehrer so viel besser? Was ist mit der Kollegin in meiner alten Schule, die nach den Ferien grundsätzlich zwei weitere Wochen krankgeschrieben war? Was ist mit den selbstgewählten Auszeiten der Schonlehrer, die regelmäßig stattfinden, wenn die Arbeiten geschrieben und die Zensuren eingetragen sind? Und was ist mit mir?
    Heute: Sport mit Frau Dienstag. Fester Termin. Fest wie der Montag, der immer nach dem Sonntag kommt. Unverrückbar und jegliches Versäumnis unentschuldbar.
    »Frau Dienstag, was ist los? Sport heute?«
    »Ich kann nicht. Wir bekommen Besuch. Meine Tante aus Amerika kommt, die sehe ich nur alle zehn Jahre. Ich war dafür gestern. Weil ich ja schon wusste, dass ich heute nicht kann.«
    Besuch? Häh? Kein Sport?
    »Wie? Du kommst heute nicht?« Frau Dienstag ist die personifizierte Pflichterfüllung. Ich kann es gar nicht glauben, was sie mir da durch das Telefon säuselt.
    Okay, Frau Dienstag hat vorgearbeitet. Den ganzen Tag habe ich mir vorgenommen, zum Sport zu gehen. Alleine. Und was mache ich? Ich liege frisch gebadet auf der Couch und

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