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Echt easy, Frau Freitag!: Das Allerneueste aus dem Schulalltag

Echt easy, Frau Freitag!: Das Allerneueste aus dem Schulalltag

Titel: Echt easy, Frau Freitag!: Das Allerneueste aus dem Schulalltag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frau Freitag
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esse Suppe. So frisch aus der Badewanne kann ich doch nicht mehr zum Sport. Aber warum hast du denn gebadet, wenn du doch zum Sport wolltest? Mir war kalt.
    Hilft alles nichts. Die Fakten sprechen doch eine ganz eindeutige Sprache: Ich schwänze! Und ich leide. Wie immer, wenn ich mir was vorgenommen habe und es dann nicht mache. Schwänzen, das kommt in meinem Leben eigentlich nicht vor. Dafür bin ich zu protestantisch.
    Die Königin des Schwänzens allerdings ist: Frau Gymnasiumschule-guck-mal-wie-viel-ich-korrigieren-muss. Beim kleinsten Halskratzen wird sich mit US-Serien auf die Couch zurückgezogen. Fortbildungen – die teuer bezahlt wurden – werden geschwänzt, wenn es draußen nicht 20 Grad warm oder schon dunkel ist. Und das Schärfste dabei: Sie hat nicht den Anflug eines schlechten Gewissens. Ich hätte mich bei dem ganzen Geschwänze schon vor lauter Schuldgefühl verstümmelt. Aber sie: »Ist so kalt und dunkel draußen. Ich habe schon angerufen, dass ich nicht komme. Jetzt lege ich mich schön auf die Couch und gucke Tatort .«
    Unglaublich! Ich hingegen werde morgen schön meine geschwänzte Sportstunde nachholen!
    Praktikum im Puff
    »Und, Frau Freitag, also wegen Praktikum, kann ich das bei meinem Bruder machen?«, fragt Hamid mich jetzt schon zum dritten Mal. Wir haben gerade Englisch, und ich bemühe mich den Schülern den Unterschied zwischen who und which zu erklären. Dieser Unterschied scheint sie aber nicht so richtig zu interessieren. Wie immer, wenn sie etwas nicht interessiert, kommen sie entweder mit »Gehen wir noch auf Klassenfahrt?« oder mit dem Berufspraktikum, das sie in zwei Jahren in der 9. Klasse machen. In 24 Monaten! Hamid macht ein Gesicht, als könne er nicht weiterleben, wenn ich ihm seine Praktikumsfrage nicht sofort beantworte.
    »Hamid, nein, ihr sollt nicht bei euren Verwandten arbeiten, das habe ich doch schon tausend Mal gesagt.«
    »Aber wieso nicht?«, fragt Dilay.
    »Also, Dilay, jetzt stell dir mal vor, du arbeitest bei deinem Bruder, und der ist dein Chef und sagt dir, dass du den Müll rausbringen sollst, und du hast aber keine Lust.«
    Dilay guckt mich mit großen Augen an. Sie würde auf jeden Fall den Müll rausbringen – ganz egal, wer das von ihr verlangen würde. »Also, äh, na ja, ihr sollt eben lernen, wie das ist im Berufsleben, also mit einem richtigen Chef oder einer richtigen Chefin.«
    »Aber mein Bruder ist doch Chef«, sagt jetzt Hamid leicht schmollend. »Hamid, du willst doch nur bei deinem Bruder arbeiten, weil du dann einen Tag hingehst und dann drei Wochen zu Hause bleibst.« Hamid grinst und flüstert: »Erwischt.«
    Chanel meldet sich, und an ihrem Gesicht erkenne ich sofort, dass sie keine Frage zu who und which stellen möchte: »Ja, Chanel, was denn?«
    »Kann ich mein Praktikum auch in ein Krankenhaus machen?«, fragt sie. Das wollte sie schon öfter von mir wissen, ich habe es ihr schon mehrfach beantwortet. »Ja, kannst du.« Zufrieden grinst sie und malt kleine Blumen auf die Seite mit who und which im Workbook.
    Hamid sieht, dass ich mein Workbook in die Hand nehme, und meldet sich sofort. Ohne zu warten, dass ich ihn drannehme, fragt er: »Kann ich auch in ein Puff Praktikum machen?«
    Vincent und Orkan kichern. Jetzt geht das wieder los.
    Hamid lehnt sich zufrieden auf seinem Stuhl zurück. Hamids Zukunftsplanung ist sehr diffus. An manchen Tagen kommt da noch ein Schulabschluss drin vor, an den meisten nicht. Ständig fragt er mich, was passiert, wenn man am Ende der neunten Klasse durch die neue Hauptschulprüfung fällt. Ob er dann noch seinen MSA machen könne. Eigentlich versteht es sich doch von selbst, dass man keinen Realschulabschluss bekommt, wenn man durch die Hauptschulprüfung rasselt. Hamid versteht das irgendwie nicht, denn ich muss es ihm immer wieder erklären. An den meisten Tagen will er allerdings Drogendealer werden und meint, dass er dazu ja gar keinen Schulabschluss braucht.
    »Aber Hamid, wenn du nicht rechnen kannst, dann wird das auch als Drogendealer nichts«, habe ich ihm neulich gesagt. Er hat mich nur ungläubig angeguckt. »Na, du musst doch wissen, wie viel deine Drogen kosten. Vielleicht möchte ja mal jemand etwas mehr oder etwas weniger kaufen, dann musst du doch ausrechnen können, wie viel der bezahlen muss.« Das leuchtete den meisten seiner Mitschüler ein. Hamids Reaktion war nur: »Pff. Is doch.«
    Mit »Frau Freitag, was ist nun? Kann ich mein Praktikum im Puff machen?«, reißt

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