Echt easy, Frau Freitag!: Das Allerneueste aus dem Schulalltag
die Klasse von Frau Freitag. Ich glaub, ich spinne! Bevor ich mich aufregen kann, klingelt es zum Unterricht.
Als ich gerade mit dem Unterricht beginnen will, geht die Tür auf. »Sind Sie Frau Freitag?«
Ich nicke.
»Ich bin Günther.«
Günther
»Frau Freitag, du hast einen neuen Schüler«, sagt Frau Klarcheck und zieht an ihrer Mentholzigarette. Wir stehen vor der Schule in der Sonne und rauchen. Wie auf der Terrasse eines Sanatoriums recken alle mit geschlossenen Augen ihre Gesichter in die Sonne. Nur ich nicht, ich befürchte Pigmentflecke – auch schon im März.
»Ja, Günther«, antworte ich leise, denn ich habe eigentlich keine Lust, mir meine Pause mit Horrorgeschichten über meinen neuen Schüler zu versauen.
Frau Klarcheck pustet genüsslich den Rauch aus und justiert ihr Gesicht wieder Richtung maximale Sonnenbestrahlung. »Du, der hat richtig was in der Birne. Ich musste den erst mal zurechtstoßen, aber dann war der richtig gut. Hat sich gestern zwei Einsen abgeholt.« Zwei Noten in einer Stunde, denke ich, wofür denn?
»Echt? Der war gut?«
»Ja, wo kommt der denn her?«
»Strafversetzt aus der Kernertklasse.«
Es klingelt. Wir verlassen das Sonnendeck, und ich gehe ins Lehrerzimmer zum Eltern- beziehungsweise Muttigespräch mit Mama Taifun, Taifun himself und der Erzieherin. Mama Taifun wartet schon mit ihrem Sohn. Taifun kommt morgens immer zu spät und geht zu früh nach Hause. Außerdem bleibt er weit unter seiner persönlichen Leistungsgrenze. Das muss sich ändern. Wir labern linksrum und rechtsrum. Irgendwann frage ich, als es um Taifuns mangelhafte Mitarbeit im Unterricht geht: »Taifun, weißt du denn schon, was du später mal machen willst?«
»Ja. Tiefflieger.«
Tiefflieger. Tiefflieger? Was soll das denn sein? Ich sehe Taifun in einem Starfighter durch die Luft fliegen wie bei Top Gun : » Holy shit, vipers! Vipers everywhere! «
»Na, das ist doch toll, da kann er bestimmt auch ein interessantes Praktikum machen«, höre ich die Erzieherin sagen. Hä? Ein Praktikum als Tiefflieger? Bei der Bundeswehr oder wo?
»Taifun, was willst du werden?«
»Tiefflieger.«
»Tiefflieger? »
»Nein, TIERPFLEGER!«
Nachdem sich auch dieses Missverständnis geklärt hat, verabschieden wir uns und versichern uns alle gegenseitig, dass ab jetzt alles super werden wird.
Im Lehrerzimmer schleicht die Chemielehrerin vorbei.
»Frau König, wie war mein Neuer? Günther, war der schon bei dir?« Ich will so viele Informationen über Günther sammeln wie nur möglich, da die Erzieherin und ich ihn in der nächsten Stunde aus dem Unterricht holen wollen, um ihm mal gleich Bescheid zu stoßen, wo’s langgehen soll.
»Du, der hat ganz toll mitgemacht. Der wollte dauernd rumgehen und den anderen helfen.«
»Wollte der helfen, oder wollte der die anderen blöde anmachen?«
»Nein, der wollte denen die Aufgabe erklären, wirklich, das kann richtig gut werden.« Es folgen weitere Lobeshymnen auf Günthers Verhalten. Auch im Deutschunterricht hat er sich anscheinend sehr gut benommen.
Was sagt man dazu? Dieser Günther …
Wenig später hole ich ihn aus dem Matheunterricht.
»So, Günther, nun setz dich mal da hin. Wir wollen mal mit dir reden. Was ist denn eigentlich passiert in deiner letzten Klasse?«
Er erzählt und erzählt. Er hätte den Unterricht gestört, nicht mitgemacht, geschwänzt und so weiter.
»Und jetzt? Ich habe eigentlich viel Gutes gehört. Was war denn in Musik?«
Er grinst und wird ein wenig rot: »Ja, da war ich erst frech. Aber dann habe ich zwei Einsen bekommen.«
»Warum warst du frech?«
»Ich wollte sehen, was das für eine Lehrerin ist.«
»Das hast du ja dann wohl gesehen.«
Er nickt.
»Und was hat mehr Spaß gemacht, das Frechsein oder die Einsen?«
»Die Einsen.«
Wir bestärken Günther darin, sich weiterhin so gut zu benehmen, versprechen, ihn dann auch auf die Klassenfahrt mitzunehmen, und entlassen ihn wieder in den Matheunterricht.
Ich gucke die Erzieherin an und sie mich. Sie zuckt mit den Schultern. Eigentlich zu schön, um wahr zu sein. Ich stehe auf, der Unterricht wartet. »Aber weißt du was?«, frage ich die Erzieherin. »Ich will das jetzt einfach glauben.«
Different shades of grey
Heute war ich mal wieder alles:
Die Gehetzte: Zu spät losgegangen und dann den ganzen Weg über auf die Uhr geguckt, ob ich es noch schaffe. Das stresst enorm! Aber ich war noch pünktlich.
Die Meckernde: In der ersten Stunde habe ich meinen
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