Echt easy, Frau Freitag!: Das Allerneueste aus dem Schulalltag
Supertalent oder Popstars . Man liefert die da ab: »So, da drüben gibt es die Nummern, die müsst ihr euch an den Pulli kleben. Dann müssen wir warten.« – »Och, die haben dich nicht genommen? Hast du denn gesagt, dass Popstar schon immer dein Traumberuf war? Na ja, vielleicht nächstes Jahr.« Aber wer weiß, vielleicht nehmen sie doch den einen oder anderen. »Klar kann er sich das erlauben, ein paar Wochen nicht zur Schule zu gehen. Das kann er ja locker nachholen.«
Und ich kann dann vorm Fernseher sitzen: »Guck, guck, die ist in meiner Klasse, mal sehen, ob die merken, dass die keine Peilung von Englisch hat.«
Mr Dixon’s Gestöhne
»So, wir beginnen mit dem Listening -Teil. Auf geht’s.«
Wir schreiben die dritte Englischarbeit. Sport, beim Arzt und Körperteile. Der Hörteil ist ein Text, wie er unspannender nicht sein könnte. Mann geht zum Arzt, sagt, dass sein Rücken wehtut, weil er am Vortag im Garten vom Stuhl gefallen sei. Ich frage mich, was er mit einem Stuhl im Garten macht. Hat man im Garten keine Leiter? Und die Ärztin will ein X-Ray machen. Und siehe da, es ist nur ein wenig bruised und nicht broken . Hallo? Wenn der Typi sich den Rücken gebrochen hätte, dann hätte er wohl kaum zum Arzt gehen können, sondern läge noch querschnittsgelähmt im Garten neben dem Stuhl. Die Unlogik der Story entgeht meinen gebannt zuhörenden Schülern. Was ihnen nicht entgeht, ist das Gestöhne, mit dem sich der Mann in das Sprechzimmer schleppt. Ein Gestöhne, als hätte er aufregenden oder zumindest sehr anstrengenden Sex. Die Schüler kichern. Ich muss auch grinsen.
Warum muss der Mann so stöhnen? Warum sagt er nicht »aua, aua«? Was sind das für komische Leute, die CDs für Schulbücher aufnehmen. Mir ist das schon ganz oft aufgefallen, dass die Leute bei den Hörtexten so doppeldeutige Geräusche machen. Für die Schüler ist da nichts doppeldeutig. Ist ja klar – die Pubertät quillt ihnen zu den Ohren raus und dann stöhnt da so ein Typ beim Arzt während der Englischarbeit. Schlimmer als der, war in dem Buch für die 8. Klasse Romeo, der sich an den Kletterpflanzen am Haus von Julia hochzog. Ein endloses Gestöhne, das in einem wilden Geknutsche mit seiner Angebeteten endete. Nach dem Hören lief der Unterricht immer etwas aus dem Ruder.
Liebe Höraufgabenerfinder, macht ihr das mit Absicht? Was soll das? Und warum sind die Geschichten in den Büchern immer so langweilig. Ist mir doch egal, wie lange Mr Dixon seine Salbe auf seinen gebruisten Rücken schmieren soll. Überhaupt ist mir Mr Dixon egal. Der soll sich mal eine Leiter kaufen.
Vielleicht sollten wir die Höraufgaben selbst aufnehmen. Oder wenigstens von den Schülern schreiben lassen. Ich könnte dann ein paar native speaker -Freunde fragen, ob sie mir die aufnehmen würden. Es müssten auf jeden Fall Texte sein, die die Schüler mehr vom Hocker reißen als die Mr-Dixon-Story – die hat ihn ja nur selbst vom Hocker gerissen (hehe).
Vielleicht so:
Mrs Friday goes to the doctor. She is sitting in the waiting room. Next to her she sees a pupil.
» Oh, hi Orkan. «
» Oh, Mrs Friday … eh …«
» Orkan, what’s wrong with you? «
» Volkan hit me and now my eye is swollen. And what’s your problem, Mrs Friday? «
» Oh, my back really hurts (ouch, ouch, ouch). I was writing some words on the blackboard and then I turned around but the blackboard fell down – directly on my back. It took ten pupils from class 9 to lift it off me. And then … «
Receptionist: » Mrs Friday, the doctor will see you now …«
Wenn die Werbung funktioniert
Ich bin der Werbung voll auf den Leim gegangen. Seit ich Gisele Bündchen in einem Esprit-Spot in orange-pinkem Pulli gesehen habe, geistert nur noch ein Satz durch mein Hirn: Ich brauche diesen Pulli! Ich brauche diesen Pulli! Ich brauche diesen Pulli! Mein Leben wird sich verändern, wenn ich diesen Pulli besitze. Es wird sich massiv verschlechtern, sollte es mir nicht gelingen, diesen Pulli zu bekommen.
Am Wochenende ist es so weit: Ich hole ihn mir. Vorfreudig bin ich schon um 7 Uhr wach, die Geschäfte haben aber bestimmt noch zu. Ich warte, frühstücke, lenke mich mit Facebook ab. Telefonieren geht so früh auch nicht. Irgendwann wecke ich den Freund. Soll der mir doch bei der Zeitüberbrückung helfen.
»Ich hole mir gleich den Pulli von Gisele Bündchen. Dann sehe ich aus wie sie.«
»Von wem?«
Mein Freund bemerkt solche für mich weltverändernden Dinge gar
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