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Echt easy, Frau Freitag!: Das Allerneueste aus dem Schulalltag

Echt easy, Frau Freitag!: Das Allerneueste aus dem Schulalltag

Titel: Echt easy, Frau Freitag!: Das Allerneueste aus dem Schulalltag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frau Freitag
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jemand welche?«
    »Vergangenheit!«
    »Ja, der UNTERSCHIED macht sich bei der Bildung der Vergangenheit bemerkbar.«
    Alle starren mich an. Niemand meldet sich. Überforderung pur.
    »Okay, regelmäßige und unregelmäßige.« Ich erkläre, zeichne Tafelbilder, gebe Beispiele – irgendwann tun die Schüler so, als hätten sie es kapiert. Ich tue so, als würde ich ihnen glauben, und teile ein Arbeitsblatt mit Übungsaufgaben aus. Taifun hat mal wieder irgendwas am Finger und kann deshalb nicht schreiben. Ich setze mich neben ihn und lasse mir die Sätze diktieren. Ich gucke mich im Raum um – alle arbeiten. Alle, außer Hamid. Der sitzt einfach nur auf seinem Stuhl und versucht Erhan, der vor ihm sitzt, zu ärgern.
    »Hamid, arbeiten!«
    »Mach ich doch.«
    »Nein, machst du nicht, du versuchst Erhan vom Arbeiten abzuhalten.«
    »Waas? Hier, ich arbeite doch.« Hamid hält mir sein Blatt entgegen, auf dem lediglich der Beispielsatz von der Tafel steht. Ich rolle mit den Augen und deute auf sein Arbeitsblatt.
    Noch ein kleines »Üfff«, dann guckt er drauf. Ich beobachte ihn, während Taifun die unregelmäßigen Verben nachschlägt.
    Hamid arbeitet nicht. Die ganze Stunde macht er nichts. Als ich sage, dass wir in fünf Minuten die Sätze vergleichen, wird er plötzlich unruhig. Ich gehe wieder nach vorne und stelle mich vor die Tafel. Hamid schreibt. Aber nur von Taifuns Blatt ab. Ich ignoriere es.
    » Okay let’s hear your sentences!«
    Die Schüler melden sich, lesen, ich korrigiere, lobe, nehme den nächsten dran. Alles läuft, wie es soll.
    » Please read the next sentence , Hamid.« Ich gucke zu Hamid, der über seiner Tasche hängt und die Sachen einpackt.
    »Hamid, ich habe die Stunde noch nicht beendet. Warum packst du schon ein?«
    »Na, is doch.«
    »Nee, is nicht. Pack die Sachen wieder aus und lies den achten Satz vor.«
    Wenig später klingelt es. Unterrichten ist easy. Schwer ist nur, denen was beizubringen. Bis nächste Woche hat meine Klasse das mit den Verben wieder vergessen. Au Backe, und dann kommen noch die Brückentage … Danach wissen die nicht mal mehr, was Verben sind.
    Gehn wir Klassenfahrt
    »Frau Freitag, mir ist so heiß!« Hamid liegt mit dem Kopf auf dem Tisch in der letzten Reihe. »Mir auch. Ich kann nicht mehr«, teilt uns Volkan mit.
    »Haben Sie kein Klima?«, fragt Taifun.
    Nein, ich habe kein Klima. Mein Raum hat sich mittlerweile auf 40 Grad aufgeheizt. Der mickrige Ventilator, der in der Ecke steht, pustet eigentlich auch nur die Blätter von Dilay und Gülistan, die genau davor sitzen, durch die Gegend. Kühlen tut der jedenfalls nicht, und von KLIMA ist er weit entfernt.
    »Kinder, mir ist doch auch warm. Bewegt euch einfach nicht so viel, und in 20 Minuten klingelt es ja auch.«
    »Können wir nicht rausgehen?«, fragt Rosa. Wenn es heiß ist, dann dehnen die Schüler ihre jammerigen Anfragen mit weinerlichem Unterton immer unendlich. »Biiitteee, lassen Sieee uns früüüher geheeen!«
    »Draußen ist es doch noch heißer«, gebe ich zu bedenken.
    Meine Schüler gucken mich apathisch an. Ihre Gesichter sind knallrot, ich sehe vereinzelte Schweißtröpfchen an Oskars und Volkans Haaransatz. Günther fehlt. Der hat’s gut. Liegt wahrscheinlich noch im Bett, bei geschlossenen Vorhängen, und schläft. Oder er ist im Schwimmbad. Hamid sitzt hinten mit einem langärmligen Hemd. Ranja trägt eine dünne Wolljacke. Ich bin fast die Einzige im T-Shirt. Ich will auch raus. Ich will in einen kühlen See springen, in einem Biergarten sitzen oder ein großes Eis essen. Was ich nicht will: hier in dieser Sauna weiter Unterricht abhalten.
    Rosa meldet sich: »Frau Freitag, wenn wir Klassenfahrt gehen …«
    »Wer sagt denn was von einer Klassenfahrt?«
    Jetzt fangen die auch schon so an. Das kenne ich noch zu gut von meiner alten Truppe. Jedes Mal, wenn es in meinem Unterricht eine kleine Unterbrechung gab, meldete sich ein Schüler und kam mir mit Klassenfahrt. Klassenfahrt und Wandertag – das waren die einzigen Themen, die meine alte Klasse interessiert haben und Mustafa seinen Kopf vom Tisch heben ließen. In ihrem letzten Schuljahr schwänzte die Hälfte meiner alten Klasse fast nur noch, und wenn sie kamen, dann nur, um mich zu überreden, mit ihnen nach Italien oder in die Türkei zu fahren. Ich konnte mich gerade noch beherrschen. Aber in den Heidepark haben wir es noch gemeinsam geschafft, das war Horror genug.
    »Kinder, wenn ihr weiterhin so oft zu spät kommt, und

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