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Echt? In der DDR gab's mehrere Parteien? - Ein Ossi und ein Wessi beginnen einen Dialog (German Edition)

Echt? In der DDR gab's mehrere Parteien? - Ein Ossi und ein Wessi beginnen einen Dialog (German Edition)

Titel: Echt? In der DDR gab's mehrere Parteien? - Ein Ossi und ein Wessi beginnen einen Dialog (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Morawek , Christian Döring
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ein Grundschüler schon einiges an Taschengeld und Weihnachtsgeld zusammenkratzen.
    Aber zurück zu euren Einkaufsläden ...
     
    Christian: Manchmal geschah es, dass mich Tante Kratz von der Schule kommen sah und mich zu sich rief. Dann bekam ich einen Zettel in die Hand gedrückt, auf dem geschrieben stand: "Ich hab noch zwei Flaschen Limonade."
    Mit diesem Zettel flitzte ich wie ein Olympionike nach Hause, zeigte ihn meiner Mutter und wusste bereits, dass ich mir die beiden Flaschen meines Lieblingsgetränkes holen durfte. Es war nicht teuer. Pro Flasche 21 Pfennige. Aber wenn man nur zwei kleine Läden in einem Wohngebiet mit etwa 3.000 Einwohnern zu versorgen hat, dann reichen halt zwei Kisten pro Verkaufsstelle nicht aus. Schon gar nicht, wenn auf dem Kalenderblatt Juli steht. Aber wir hatten eben Beziehungen und so bekamen wir wenigstens hin und wieder Bück-Dich-Ware.
     
    Daniel: Schöner Begriff: "Bück-Dich-Ware". Habe ich natürlich noch nie gehört. Wie ist das zu verstehen, im Sinne von Vetternwirtschaft?
     
    Christian: Nein, nicht so sehr. Viel eher im Sinne von: Was hat die Verkäuferin eigentlich so unterm Ladentisch noch im Angebot? Sie hielt selbstredend einiges an knapper Ware zurück für die Leute, mit denen sie wiederum Schwarz- oder Tauschgeschäfte machte. Ich habe es später selbst zur Genüge erlebt. Ich war Maler. Und Handwerker wurden oft von Verkäuferinnen angesprochen: "Sie, ich hätte da eine Schallplatte von dieser modernen Gruppe aus dem Westen, ich glaube, die heißen ABBA. Wenn Sie mir meine Küche malern, dann verkaufe ich sie Ihnen."
    Das, Daniel, das war real existierender Sozialismus.
     
    Daniel: Ah! Das kenne ich von uns nur von indizierter Musik, die auch bei uns unter dem Ladentisch gehandelt wurde. Aber da war ich noch zu klein, um mich für so etwas zu interessieren. Damals habe ich noch die ganzen Hörspiel-Reihen auf Kassette gehört, die zu dieser Zeit ja noch richtige Verkaufsschlager waren: Benjamin Blümchen und TKKG zum Beispiel. Ab und zu hatte ich Hörspiele, in denen gesungen wurde, das reichte mir als Grundschüler noch an Musik. Und wie gesagt: So schöne Wortschöpfungen sind im Westen niemanden eingefallen.
     
    Christian: Tja. Aber mit unserer großen modernen Einkaufshalle sollte nun alles besser werden. Sogar eine Ecke für Obst und Gemüse war vorgesehen. Doch bereits am Eröffnungstag waren dort alle Regale leer. Zunächst hieß es, die Bestellung hätte sich verzögert, aber nach einer Woche glaubten nicht einmal mehr die Genossen daran. Im Dezember lagen hin und wieder die verhassten importierten Kuba-Apfelsinen in den Regalen, die man nicht essen konnte, weil sie kein Fruchtfleisch, sondern lediglich trockenes Stroh in sich bargen. So war jedenfalls der Geschmack. Ich sehe mich noch als Kind auf diesen Dingern herumkauen. Mein Mund wurde nie leer. Aber kurz vor Weihnachten kauften wir doch immer die uns erlaubten vier Apfelsinen, damit es unter dem Weihnachtsbaum etwas weihnachtlicher aussah. Nach Weihnachten flogen diese Südfrüchte auf den Misthaufen.
     
    Daniel: Wie? Die Ecke für Obst und Gemüse war doch nicht durchgehend leer, oder? Irgendwas müsst ihr ja gegessen haben. Oder habt ihr selbst im Vorgarten angepflanzt?
     
    Christian: Vom Gefühl her, war sie rückblickend immer leer. Natürlich lagen im September oder noch Oktober Rotkohl- oder Weißkohlköpfe in den Regalen. Aber auch nur dann. Du musstest sie sofort kaufen und zuhause lagern. In meiner Gegend hatten die Leute Kleingärten. Wenn sie von einer Sache zu viel angebaut hatten, brachten sie es in die Einkaufshalle und verkauften es dort. Schon nach wenigen Minuten waren diese Produkte meist verkauft. Für mich als Schüler war das eine sehr gute Sache. Auch wir hatten einen Garten und ich hatte mich auf Petersilie und Bartnelken spezialisiert. Die Bartnelken waren oft verkauft, noch bevor ich den Laden verließ. Und die Petersilie, da verkaufte ich nur die Krause, die ist besonders schwer. Für ein Kilo bekam ich zwölf Mark. Für einen Schüler wie mich war das viel Geld. Konntest du dir als Schüler auch schon ein paar Mark für den eigenen Geldbeutel verdienen?
     
    Daniel: Bei uns war das System mit dem Taschengeld weit verbreitet. Geld verdienen durfte man erst mit 14, wenn ich mich recht erinnere. In dem Alter haben einige angefangen, Zeitungen auszutragen. Ich war zuerst zu faul dafür und habe mit meinen Taschengeld eben besser gehaushaltet. Mit 15 habe ich dann ab und

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