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Echt zauberhaft

Echt zauberhaft

Titel: Echt zauberhaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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wußte daher: Unter den gegenwärtigen Umständen war es besser, alle anderen Gefangenen freizulassen, ihnen auf den Rücken zu klopfen und zu sagen: »Beeilt euch! Die Wächter sind schon unterwegs und wollen euch wieder einsperren!« Anschließend suchte der kluge Exhäftling am besten einen ruhigen Ort auf und wartete dort, bis die Verfolger in der Ferne verschwanden.
    Zuerst öffnete er die Tür von Zweiblums Zelle.
    Der kleine Mann war dünner und schmutziger, als er ihn in Erinnerung hatte, außerdem trug er nun einen flaumigen Bart. Doch in seinem Gesicht erkannte Rincewind vertraute Züge. Er sah das charakteristische offene, vertrauensvolle Lächeln, das folgende Botschaft verkündete: Was auch immer Zweiblum derzeit hinnehmen mußte – es war das Ergebnis eines bedauerlichen Mißverständnisses, das vernünftige Leute bald aus der Welt schaffen würden.
    »Rincewind!« entfuhr es ihm. »Du bist es wirklich ! Ich hätte nicht gedacht, dich noch einmal wiederzusehen.«
    »Ja«, bestätigte Rincewind. »Das habe ich auch gedacht.«
    Zweiblum sah an ihm vorbei zu dem reglosen Wächter.
    »Ist er tot?« fragte er angesichts des Mannes, in dessen Rücken ein Schwert steckte.
    »Das halte ich für sehr wahrscheinlich.«
    »Hast du ihn getötet?«
    »Ich war in der Zelle.«
    »Bemerkenswert! Toller Trick!«
    Zweiblum war mehrere Jahre lang direkt mit der Realität konfrontiert gewesen, hatte sich jedoch nie zu der Erkenntnis durchgerungen, daß Rincewind über die gleichen magischen Fähigkeiten verfügte wie eine gewöhnliche Hausfliege. Es war völlig sinnlos, ihn darauf hinzuweisen. Das führte nur dazu, daß Zweiblum den imaginären Tugenden Rincewinds Bescheidenheit hinzufügte.
    Rincewind öffnete weitere Türen. Die zerlumpten Gestalten dahinter blinzelten im etwas helleren Licht. Einer der Gefangenen war Drei Pflugochsen. Er schien verprügelt worden zu sein. Oder jemand hatte versucht, seine Aufmerksamkeit zu erzwingen.
    »Das ist Rincewind«, sagte Zweiblum stolz. »Der Große Zauberer. Er hat den Wächter aus seiner Zelle heraus getötet.«
    Die Befreiten sahen höflich zu der Leiche.
    »Eigentlich habe ich gar nichts mit dem Tod des Wächters zu tun«, sagte Rincewind.
    »Und er ist bescheiden!«
    »Langes Leben Den Bemühungen Des Volkes!« brachte Drei Pflugochsen zwischen angeschwollenen Lippen hervor.
    »Für Mich Auch Einen Halben«, erwiderte Rincewind. »Hier sind Schlüssel, klimperklimper, großer Kerl auch die anderen Gefangenen rauslassen hopp-hopp.«
    Einer der Befreiten hinkte zum Ende des Flures.
    »Hier liegt noch ein toter Wächter«, berichtete er.
    »Mich trifft keine Schuld«, klagte Rincewind. »Ich meine, ich habe mir ihren Tod gewünscht, aber…«
    Die Leute wichen vor ihm zurück. Niemand wollte einem Mann zu nahe sein, der so wünschen konnte.
    In Ankh-Morpork hätten sie gesagt: »O ja, natürlich, er hat ihnen mit Magie Klingen in den Rücken gestochen, nicht wahr?« Aber in Ankh-Morpork wußte man nicht nur über Rincewind Bescheid, sondern kannte auch die Macht wahrer Zauberer: Wenn sie wollten, daß jemand starb, dann hatte der Betreffende gar keinen Rücken mehr, in den man etwas stechen konnte.
    Inzwischen lernte Drei Pflugochsen, wie man Türen aufschloß. Weitere Gefangene taumelten in den Korridor.
    »Lotosblüte?« entfuhr es Rincewind.
    Sie hielt sich an Drei Pflugochsens Arm fest und bedachte den Zauberer mit einem Lächeln. Andere Mitglieder des Kaders folgten ihr.
    Zu Rincewinds großer Überraschung sah sie Zweiblum an, schrie und schlang ihm die Arme um den Hals.
    »Existenzverlängerung Für Töchterliche Zuneigung!« proklamierte Drei Pflugochsen.
    »Vor Gebrauch Schütteln«, sagte Rincewind. »Äh… was ist hier eigentlich los?«
    Ein sehr kleiner Soldat der Roten Armee zupfte an seinem Mantel.
    »Er ist ihr Papi.«
    »Du hast mir nie erzählt, daß du Kinder hast.«
    »Oh, ich habe bestimmt davon gesprochen, wahrscheinlich sogar recht oft.« Zweiblum löste sich aus der Umarmung. »Außerdem… Es ist erlaubt .«
    »Du bist verheiratet ?«
    »Ich war es, ja. Das habe ich zweifellos erwähnt.«
    »Vermutlich sind wir zu der Zeit vor irgend etwas geflohen. Es gibt also eine Frau Zweiblum?«
    »Es gab sie für eine Weile.« Für ein oder zwei Sekunden regte sich in dem so außergewöhnlich gutmütigen Gesicht Zweiblums fast so etwas wie Zorn. »Aber jetzt nicht mehr.«
    Rincewind wandte den Blick ab. Er konnte es nicht ertragen, den Schmerz seines ehemaligen

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