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Echt zauberhaft

Echt zauberhaft

Titel: Echt zauberhaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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Reisegefährten zu sehen.
    Auch Schmetterling gehörte zu den befreiten Gefangenen. Sie stand vor ihrer Zelle, hatte die Hände gefaltet und blickte zu Boden.
    Zweiblum eilte zu ihr.
    »Schmetterling!«
    Rincewind starrte auf das Mädchen mit dem Plüschkaninchen hinab. »Ist sie ebenfalls seine Tochter, Perle?«
    »Ja.«
    Der kleine Mann kehrte zu Rincewind zurück und zog seine beiden Töchter hinter sich her.
    »Wenn ich vorstellen darf…«, sagte er. »Dies ist Rincewind. Er…«
    »Wir haben uns bereits kennengelernt«, verkündete Schmetterling ernst.
    »Wie seid ihr hierhergekommen?« fragte Rincewind.
    »Wir haben mit aller Entschlossenheit gekämpft«, antwortete Schmetterling. »Aber die Übermacht war zu groß.«
    »Ich hoffe, ihr habt nicht versucht, den Soldaten die Waffen abzunehmen«, sagte Rincewind mit unüberhörbarem Sarkasmus.
    Schmetterling warf ihm einen finsteren Blick zu.
    »Entschuldigung«, murmelte der Zauberer.
    »Zwei Feuerkraut meint, es liegt am System«, sagte Lotosblüte.
    »Bestimmt hat er bereits ein besseres System erfunden.« Rincewind musterte die Gefangenen. »Leute wie er wissen immer, was besser ist. Übrigens, wo steckt er?«
    Die Schwestern sahen sich um.
    »Er scheint nicht hier zu sein«, sagte Lotosblüte. »Vielleicht hat er sein Leben der Sache geopfert, als die Soldaten angriffen.«
    »Warum?«
    »Weil er uns dazu aufgefordert hat. Ich bedaure, daß ich die Gelegenheit nicht genutzt habe, mich ebenfalls zu opfern. Aber die Soldaten… Es schien ihnen nicht darum zu gehen, uns zu töten. Sie wollten uns nur gefangennehmen.«
    »Ich habe ihn beim Kampf nicht gesehen«, sagte Schmetterling. Sie und Rincewind wechselten einen Blick. »Vielleicht… hat er gar nicht daran teilgenommen.«
    »Weil er schon in Gefangenschaft geraten war?« fragte Lotosblüte.
    Erneut blickte Schmetterling zu Rincewind. Lotosblüte hatte offenbar Zweiblums Perspektive von der Welt geerbt, doch allem Anschein nach kam Hübscher Schmetterling mehr nach ihrer Mutter. Sie dachte wie Rincewind: Sie erwartete immer das Schlimmste, von allem und von jedem.
    »Vielleicht«, sagte sie.
    »Bringt Beträchtliche Opfer Für Das Gemeinsame Wohl«, ließ sich Drei Pflugochsen vernehmen.
    »Die Dummen Werden Nicht Alle«, kommentierte Rincewind geistesabwesend.
    Schmetterling faßte sich.
    »Wir müssen das Beste aus unserer Situation machen«, sagte sie.
    Rincewind verharrte auf dem Weg zur Treppe.
    »Was meinst du damit?« fragte er.
    »Verstehst du denn nicht? Wir sind in der Verbotenen Stadt. Jetzt haben wir die Möglichkeit, im Zentrum der Macht zuzuschlagen.«
    »Nein«, entgegnete Rincewind. »Ich habe nie zugeschlagen. Bin immer nur weggelaufen.«
    »Der Feind hat uns hierhergebracht, und jetzt sind wir frei…«
    »Was wir dem Großen Zauberer verdanken«, warf Lotosblüte ein.
    »Das ist eine Chance, die es zu nutzen gilt!«
    Schmetterling nahm das Schwert eines toten Wächters und winkte damit.
    »Wir müssen den Palast stürmen, wie es Zwei Feuerkraut wollte!«
    »Ihr seid nur dreißig«, wandte Rincewind ein. »Das ist kein Sturm, höchstens ein Nieselregen!«
    » In der Verbotenen Stadt gibt es kaum Soldaten«, sagte Schmetterling. »Wenn es uns gelingt, die in den Gemächern des Kaisers zu überwältigen…«
    »Bei dem Versuch kommt ihr ums Leben!« entfuhr es Rincewind.
    Hübscher Schmetterling durchbohrte ihn mit einem Blick. »Dann sind wir wenigstens für etwas gestorben!«
    »Reinigt Den Staat Mit Dem Blut Von Märtyrern«, brummte Drei Pflugochsen.
    Rincewind drehte sich ruckartig um und hielt den Zeigefinger unter Pflugochsens Nase – höher kam er nicht.
    »Ich verpasse dir eine Abreibung, wenn ich noch einmal diesen Unsinn höre!« rief er – und schnitt eine Grimasse, als ihm klar wurde, daß er gerade jemandem gedroht hatte, der mindestens dreimal so schwer war wie er.
    »Jetzt hört mal…«, sagte er etwas ruhiger. »Ich weiß über Leute Bescheid, die meinen, man müßte für eine gemeinsame Sache leiden. Sie selbst opfern nie etwas! Wenn jemand ruft ›Vorwärts, tapfere Kameraden!‹, kann man ziemlich sicher sein, daß der Betreffende hinter einem großen Felsen hockt und den einzigen Helm weit und breit trägt! Kapiert?«
    Rincewind unterbrach sich. Der Kader starrte ihn an, als hätte er den Verstand verloren. Sein Blick glitt über die jungen, hoffnungsvollen Gesichter, und plötzlich kam er sich sehr alt vor.
    »Aber es gibt Dinge, für die es zu sterben lohnt«,

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