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Echt zauberhaft

Echt zauberhaft

Titel: Echt zauberhaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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schwang er das Schwert, mit der anderen drehte er sich eine Zigarette.
    Herr Zervelatwurst beobachtete, wie das Licht der Erkenntnis in den Augen des Steuereintreibers zu glühen begann.
    So war es ihm auch ergangen.
    Cohen platzte in das friedliche Leben anderer Leute wie ein neuer Planet in ein wohlgeordnetes Sonnensystem. Man fühlte sich von ihm mitgerissen, weil man sofort wußte, daß so etwas nie wieder passieren würde.
    Was sein eigenes Erlebnis betraf: Während der Schulferien hatte er in aller Ruhe nach Fossilien gesucht, als er durch Zufall ins Lager dieser lebenden Fossilien, die sich »Graue Horde« nannten, geraten war. Sie waren recht freundlich zu ihm gewesen, weil er weder Waffen noch Geld mit sich führte. Und sie fanden ihn interessant, weil er sich mit Dingen auskannte, von denen sie nichts wußten. Tja, auf diese Weise bekam die Horde ein neues Mitglied.
    Es fiel ihm gar nicht schwer, sich zu entscheiden. Vielleicht lag es an der besonderen Atmosphäre. Innerhalb weniger Sekunden sah er auf sein ganzes vergangenes Leben zurück und fand darin nicht einen einzigen Tag, an dem er wirklich Spaß gehabt hatte. Er begriff: Entweder schloß er sich Cohen und seinen Gefährten an, oder er kehrte zur Schule zurück, um in einigen Jahren einen schlaffen Händedruck, etwas Applaus und dann eine armselige Pension zu bekommen.
    Cohen strahlte etwas aus. Vielleicht konnte man es Charisma nennen, auf jeden Fall war es noch stärker und eindrucksvoller als sein typischer Geruch – er erinnerte an eine Ziege, die jede Menge Spargel gefressen hatte. Er verstieß gegen alle Regeln. Er verfluchte Leute und pflegte Fremden gegenüber eine Ausdrucksweise, die Herr Zervelatwurst für unverschämt und sogar beleidigend hielt. Er rief Worte, für die man anderen die Kehle durchgeschnitten hätte. Aber er kam damit durch, und zwar aus zwei Gründen. Erstens steckte bei ihm keine echte Boshaftigkeit dahinter. Zweitens war er Cohen, eine Art Naturkraft auf Beinen.
    Es funktionierte immer. Wenn er nicht gerade gegen Trolle kämpfte, kam er besser mit ihnen klar als Leute, nach deren Ansicht Trolle die gleichen Rechte hatten wie alle anderen Personen. Selbst die Horde konnte sich der Wirkung seiner besonderen Ausstrahlungskraft nicht entziehen, obgleich sie aus den individuellsten aller Individualisten bestand.
    Doch Herr Zervelatwurst hatte auch Ziellosigkeit im Leben der barbarischen Helden gespürt, weshalb er eines Abends auf die besonderen Möglichkeiten im Aurient hingewiesen hatte…
    Hoffnung erstrahlte in der Miene von Sechs Wohltätige Winde.
    »Braucht ihr einen Steuerberater?« fragte er.
    »Eigentlich nicht.«
    »Wird die Beute als Einkommen oder als Kapital verbucht?«
    »Darüber habe ich bisher noch nicht nachgedacht. Die Horde bezahlt keine Steuern.«
    »Was? Sie bezahlt keine Steuern? An niemanden ?«
    »Nein. Es ist seltsam, aber aus irgendeinem Grund sind Cohen und die anderen nicht fähig, Geld über längere Zeit zu behalten. Es geht immer schnell für Getränke, Frauen und ein ausschweifendes Leben drauf. Aus einer barbarischen Perspektive sind das vielleicht die Steuern.«
    Ein leises »Plop« erklang, als Sechs Wohltätige Winde ein kleines Tintenfaß öffnete und die Spitze seines Pinsels beleckte.
    »Nun, ich schätze, bei einem barbarischen Helden sind das abzugsfähige Spesen und Werbungskosten«, sagte er. »Sie sind schlicht und einfach Teil des Berufs. Hinzu kommen die Abnutzung von Waffen, Schutzkleidung, mindestens ein Lendenschurz pro Jahr…«
    »Ich schätze, einer in hundert Jahren reicht.«
    »Und dann natürlich Rücklagen für die Rente…«
    »Oh, das Wort solltest du besser nicht in den Mund nehmen. Cohen und die anderen halten es für einen Fluch. In gewisser Weise sind sie deswegen hier. Dies ist ihr letztes Abenteuer.«
    »Sie wollen nur noch die eine Kostbarkeit stehlen, die du bisher nicht genannt hast?«
    »Ja. Wir begrüßen dich gern als neues Mitglied der Horde. Du könntest zu einem barbarischen… Bohnenschieber… ein Stück verknotete Schnur … ah… Steuerberater werden. Hast du jemals jemanden getötet?«
    »Nicht direkt. Aber ich war immer der Ansicht, daß man mit einer gut formulierten Letzten Forderung erheblichen Schaden anrichten kann.«
    Herr Zervelatwurst strahlte. »O ja«, sagte er. »Die Zivilisation.«
    Der letzte Ninja stand noch, aber kaum aus eigener Kraft – der Irre Polterer hatte seinen Rollstuhl auf die Füße des Unglücklichen gelenkt.
    Herr

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