Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Echt zauberhaft

Echt zauberhaft

Titel: Echt zauberhaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
Vom Netzwerk:
Kopf.
    Sein Weg führte ihn durch einen ziemlich großen Teil des Heerlagers.
    Er gab sich große Mühe, möglichst viele Soldaten darauf hinzuweisen,
    daß die Gerüchte keineswegs der Wahrheit entsprachen.

    Ein Spielzeugkaninchen quietschte nervös.
    »Und ich habe Angst vor den großen unsichtbaren Vampirgeistern!«
    schluchzte Eins Lieblingsperle.
    Die Soldaten am Lagerfeuer versuchten, das Mädchen zu trösten. Un-
    glücklicherweise gab es niemanden, der ihnen Trost spendete.
    »Und sie sol en bereits einige Leute gefressen haben!«
    Ein oder zwei Soldaten blickten über ihre Schultern. In der Dunkelheit
    war nichts zu erkennen, aber darin sahen sie kein gutes Zeichen.
    Die Rote Armee zog unerkannt von Lagerfeuer zu Lagerfeuer.
    Rincewinds Hinweise waren klar und deutlich. Er hatte sein ganzes Le-
    ben als Erwachsener in der Unsichtbaren Universität verbracht – zumin-
    dest jene Phasen, während denen er nicht vor Dingen mit mehr Beinen
    als Zähnen geflohen war –, daher glaubte er, sich mit dieser Situation gut
    auszukennen. Sein Motto lautete: Man sage den Leuten nichts. Man teile
    ihnen nichts mit. Als Zauberer überlebte man an der Unsichtbaren Uni-
    versität nicht etwa deshalb, weil man glaubte, was einem die Leute sag-
    ten. Man glaubte vielmehr das, was sie einem nicht sagten.
    Man sage den Leuten nichts. Man frage sie. Man frage sie, ob es stimmt.
    Man bitte sie, einem zu sagen, daß es nicht stimmt. Oder man sage ihnen, daß man ihnen sagen sol , daß es nicht stimmt – das ist noch besser.
    Rincewind wußte genau: Wenn die vier kleinen und gemeinen Reiter
    der Panik reiten, leisten Falsche Informationen, Gerüchte und Gerede
    gute Arbeit. Aber weit übertroffen werden sie vom vierten Reiter na-
    mens Leugnen.
    Nach einer Stunde kam sich Rincewind praktisch überflüssig vor.
    Überal fanden Gespräche statt, besonders in den Bereichen des La-
    gers, an deren Rand sich die Nacht weit, dunkel und al em Anschein
    nach völlig leer erstreckte.
    »Na schön, aber wieso ist von 2.300.009 die Rede? Warum diese Zahl,
    wenn es sie überhaupt nicht gibt?«
    »Jetzt hör mal: Es existiert keine Armee aus unsichtbaren Vampirgei-
    stern, klar?«
    »Ach, glaubst du? Und woher willst du das wissen? Hast du sie viel-
    leicht gesehen?«
    »Ich habe den Hauptmann gefragt, und er hat mir bestätigt, daß dort
    draußen keine unsichtbaren Geister auf der Lauer liegen.«
    »Wie will er sicher sein, wenn man sie nicht sehen kann?«
    »Er meint, es gäbe überhaupt keine unsichtbaren Vampirgeister.«
    »Ach? Wieso vertritt er denn plötzlich diese Ansicht? Mein Großvater
    hat mir erzählt, daß es Millionen von ihnen gibt, und zwar jenseits der
    Großen…«
    »He, warte mal… Was ist da draußen?«
    »Was denn?«
    »Ich könnte schwören, daß ich was gehört habe.«
    »Ich sehe nichts.«
    »Oh, nein!«
    Offenbar sickerte etwas zum Oberkommando durch, denn gegen Mit-
    ternacht erklangen Fanfaren, und eine speziel e Proklamation wurde ver-
    lesen.
    Sie bestätigte die Existenz von Vampirgeistern im großen und ganzen,
    wies jedoch daraufhin, daß es hier und heute keine gab. Es war ein wahres rhetorisches Meisterwerk, auch und vor al em deshalb, weil es die ganze
    Angelegenheit zu den Ohren jener Soldaten brachte, die noch keinen
    Besuch von der Roten Armee erhalten hatten.
    Eine Stunde später erreichte die Situation einen kritischen Punkt. Rin-
    cewind vernahm Dinge, die gar nicht seiner Phantasie entsprungen wa-
    ren – und die er lieber nicht gehört hätte.
    Seine Gespräche mit den Soldaten liefen etwa so ab: »Bestimmt gibt es
    gar keine große Armee aus Vampirgeistern.« Die Antwort lautete: »Nein,
    wir sol en nur gegen sieben alte Männer antreten.«
    »Sieben alte Männer? Das ist alles?«
    »Sie sollen sehr alt sein«, sagte ein Soldat. »Äh… gewissermaßen zu alt, um zu sterben. Von jemandem aus dem Palast habe ich gehört, daß sie
    durch Wände gehen und sich unsichtbar machen können.«
    »Oh, ich bitte dich«, erwiderte Rincewind. »Sieben alte Männer wol en gegen dieses riesige Heer kämpfen?«
    »Das stimmt einen nachdenklich, was? Korporal Toshi meint, daß ih-
    nen der Große Zauberer hilft. Ist ja auch ganz klar. Ich würde nicht ge-
    gen ein so riesiges Heer kämpfen, wenn ich nicht eine Menge Magie auf
    meiner Seite hätte.«
    »Äh… weiß jemand, wie der Große Zauberer aussieht?« fragte Rince-
    wind.
    »Er sol größer sein als ein Haus und drei Köpfe haben.«
    Rincewind nickte

Weitere Kostenlose Bücher