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Echt zauberhaft

Echt zauberhaft

Titel: Echt zauberhaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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mit Waffen umgehen.
    Zumindest nicht mit den normalen.
    »Äh«, sagte er. »Wenn wir den Palast jetzt verlassen, werden wir getö-
    tet, nicht wahr?«
    »Das bezweifle ich«, erwiderte Herr Zervelatwurst. »Jetzt gelten die be-
    sonderen Regeln der Kunst des Krieges. Hong würde uns sicher am lieb-
    sten die Kehlen durchschneiden, und zwar so schnell wie möglich.
    Doch nach der offiziellen Kriegserklärung muß selbst er die alten Tra-
    ditionen beachten.«
    Rincewind atmete tief durch.
    »Es ist eine Chance von eins zu einer Million«, sagte er. »Aber es könn-
    te klappen…«

    Die vier Reiter, deren Ritt das Ende der Welt ankündigt, sind als Tod,
    Krieg, Hunger und Pest bekannt. Auch weniger bedeutende Ereignisse
    haben ihre Reiter. Zum Beispiel der gewöhnliche Schnupfen, dessen vier
    Reiter Schniefen, Erkältet, Laufende Nase und Keine Taschentücher
    heißen. Jene vier Reiter, deren Ritt direkt vor Feiertagen beginnt, sind
    Gewitter, Stürmische Winde, Schneeregen und Wechselhaft.
    In den Heerlagern auf der großen Schwemmlandebene vor Hunghung
    bereiteten sich die Reiter namens Falsche Informationen, Gerüchte und
    Gerede auf ihren Ritt vor.
    Das Lager einer großen Streitmacht hatte mit al en Problemen einer
    Stadt zu kämpfen, ohne ihre Vorteile zu genießen. Es dauert nicht lange,
    bis die Wachtpostenkette für Zivilisten durchlässig wird, besonders dann,
    wenn diese etwas zu verkaufen haben. Noch leichteren Zugang bekom-
    men Frauen, deren Tugend einen gewissen kommerziel en Faktor hat.
    Schließlich findet man an den Lagerfeuern auch Leute, die Speisen und
    somit eine Abwechslung von der monotonen Soldatendiät anbieten. Die
    derzeit zum Verkauf stehenden Spezialitäten verdienten es in jeder Hin-
    sicht, als Abwechslung bezeichnet zu werden.
    »Schweinefleischklöße! Schweinefleischklöße! Aus Schweinefleisch!
    Holt sie euch, solange sie…« Es entstand eine kurze Pause, als der Ver-
    käufer nach einem passenden Ende für den Satz suchte. Schließlich gab
    er auf. »Schweinefleischklöße! Am Spieß! Wie wär’s mit dir, Shogun? Du
    siehst aus, als… He, bist du nicht…«
    »Pschtpschtpscht!«
    Rincewind zog S.m.e.d.B.a. Schnapphala in den Schatten eines Zelts.
    Der Händler betrachtete das qualvolle Gesicht zwischen der Eunu-
    chenkleidung und dem großen Strohhut.
    »Du bist der Zauberer, nicht wahr? Wie…«
    »Du wol test doch mit dem internationalen Handel sehr reich werden,
    oder?« fragte Rincewind.
    »Ja? Können wir damit anfangen?«
    »Bald. Aber zuerst gibt es noch etwas zu erledigen. Du kennst sicher
    das Gerücht von einer Armee aus unsichtbaren Vampirgeistern, die hier-
    her unterwegs ist…«
    Schnapphala drehte langsam die Augen und versuchte, sich nichts an-
    merken zu lassen. Es gehörte zum Geschäft, über alles Bescheid zu wis-
    sen und sich nur dann Unkenntnis zu erlauben, wenn es ums Wechsel-
    geld ging.
    »Ja?« sagte er.
    »Ich meine das Gerücht, nach denen es angeblich Mil ionen sind«, fuhr
    Rincewind fort. »Die außerdem großen Appetit verspüren, weil sie un-
    terwegs nichts gegessen haben. Der Große Zauberer sol dafür gesorgt
    haben, daß sie sehr grimmig sind.«
    »Äh… ja?«
    »Nun, an dem Gerede ist natürlich nichts dran.«
    »Nein?«
    »Du glaubst mir nicht? Ich müßte doch eigentlich Bescheid wissen,
    oder?«
    »Guter Hinweis.«
    »Und wir wollen doch vermeiden, daß die Leute in Panik geraten, nicht
    wahr?«
    »Ist schlecht fürs Geschäft, die Panik«, sagte Schnapphala und nickte
    vol er Unbehagen.
    »Deshalb solltest du allen mitteilen, daß die Gerüchte falsch sind. Sag ihnen, daß sie ganz beruhigt sein können.«
    »Gute Idee. Äh… die unsichtbaren Vampirgeister… Haben sie Geld
    bei sich?«
    »Nein. Weil es sie gar nicht gibt.«
    »Oh, ja. Hatte ich ganz vergessen.«
    »Und es sind nicht etwa 2.300.009«, sagte Rincewind. Auf dieses Detail
    war er stolz.
    »Es sind nicht 2.300.009…«, wiederholte Schnapphala und starrte ins
    Leere.
    »In der Tat. Es sind auf keinen Fal 2.300.009, ganz gleich, was behauptet wird. Und der Große Zauberer hat sie auch nicht auf die doppelte
    Größe anschwellen lassen. Alles klar? Muß mich jetzt sputen…«
    Rincewind eilte fort.
    Der Händler blieb zunächst nachdenklich stehen. Al mählich dämmer-
    te es ihm, daß er wahrscheinlich genug verkauft hatte und nach Hause
    gehen konnte, um sich dort in den Keller zurückzuziehen und die Nacht
    in einem Faß zu verbringen, mit einem Sack über dem

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