Echt zauberhaft
Strafe, wenn man sich als
Zauberer ausgibt, ohne tatsächlich einer zu sein. Ich hab in den Büchern
nachgesehen. Niemand bedauert es mehr als ich, glaub mir. Aber so ver-
langen es die Überlieferungen.«
»O nein!«
»Tut mir leid. Uns bleibt nichts anderes übrig. Wir müssen hart durch-
greifen, um zu vermeiden, daß es hier von falschen Zauberern wimmelt.
Wirklich schade. Ich kann nichts machen. Mir sind die Hände gebunden
und so. In den Vorschriften heißt es, man kann nur dann ein Zauberer
sein, wenn man das Studium an der Universität mit einer bestandenen
Abschlußprüfung hinter sich gebracht oder einen wichtigen Dienst für
die Magie geleistet hat. Und ich fürchte, bei dir…«
»Könntest du mich nicht zur Insel zurückschicken? Dort gefiel es mir.
Alles war so herrlich langweilig!«
Ridcully schüttelte traurig den Kopf.
»Nein, ausgeschlossen. Das Delikt ist über zu viele Jahre hinweg verübt
worden. Und da du weder eine Abschlußprüfung bestanden…« Ridcul y
hob die Stimme ein wenig. »… noch einen wichtigen Dienst für die Magie geleistet hast, bleibt mir keine andere Wahl, als die Brül er* zu beauftragen,
* Die Pförtner der Unsichtbaren Universität. Sie sind berüchtigt wegen ihrer lauten Stimmen, dicken Schädel und begriffsstutzigen Sturheit selbst den vernünftig-Stricke zu holen…«
»Äh… ich glaube, ich habe einige Male die Welt gerettet«, sagte Rince-
wind. »Bringt uns das weiter?«
»Hat dich jemand von der Universität dabei beobachtet?«
»Nein, ich glaube nicht.«
Ridcully schüttelte einmal mehr den Kopf. »Ich fürchte, dann zählt’s
nicht. Es ist schade, denn wenn du einen wichtigen Dienst für die Magie geleistet hättest, würde ich dir den Hut gern lassen – und natürlich auch etwas, auf dem du ihn tragen kannst.«
Rincewind wirkte sehr bestürzt. Ridcul y seufzte und beschloß, noch
einen dritten Versuch zu unternehmen.
»Nun, da du keine Abschlußprüfung abgelegt oder EINEN
WICHTIGEN DIENST FÜR DIE MAGIE GELEISTET hast, muß
ich leider…«
»Äh… und wenn ich einen wichtigen Dienst für die Magie leiste?« frag-
te Rincewind. Seine Miene verriet, daß er Licht am Ende des Tunnels sah
und wußte, daß es vom heranrasenden Zug stammte.
»Ach? Hmm? Das ist eine interessante Idee«, sagte Ridcully.
»Welchen Dienst hätte ich zu leisten?«
»Oh, normalerweise müßtest du zu einer weiten Reise aufbrechen, um
einen mythischen Gegenstand zu suchen. Denkbar wäre auch, die Ant-
wort auf eine sehr alte und bedeutungsvolle Frage zu finden… Lieber
Himmel, was ist das für ein Ding mit den vielen Beinen?«
Rincewind drehte sich nicht einmal um – der Gesichtsausdruck des
Erzkanzlers erschien ihm viel zu vertraut.
»Ah«, sagte er nur. »Ich kenne es.«
Magie ist nicht wie Mathematik. Sie folgt eher dem gesunden Menschen-
verstand als der Logik, so wie die Scheibenwelt. Man kann sie auch nicht
mit dem Kochen vergleichen. Ein Kuchen ist ein Kuchen. Man mische
sten Erklärungen gegenüber. Hinzu kommt ihre feste Überzeugung, daß ohne sie in der Universität das Chaos ausbräche.
die richtigen Zutaten und wähle die richtige Temperatur, und man erhält
einen Kuchen. Ein Auflauf benötigt keine Mondstrahlen, und Soufflés
mußten noch nie von einer Jungfrau zubereitet werden.
Einige von besonderer Neugier heimgesuchte Leute haben sich gefragt,
ob Regeln der Magie existieren. Es gibt mehr als fünfhundert bekannte Zauberformeln, um die Liebe einer anderen Person zu erringen. Wenn
sie wirken sol en, muß man zum Beispiel genau um Mitternacht be-
stimmte Dinge mit Farnkrautsamen anstel en; oder man tut andere und weitaus unangenehmere Dinge mit Rhinozeroshörnern, wobei der exakte
Zeitpunkt nicht vorgeschrieben ist (allerdings sollte man nicht sofort
nach dem Essen aktiv werden). Die an einer akuten Form besonderer
Neugier leidenden Personen glaubten, durch eine genaue Analyse aller
Zauberformeln ließe sich ein mächtiger gemeinsamer Nenner feststellen,
eine Art Meta-Formel oder kleine Gleichung, mit der sich das angestreb-
te Ziel wesentlich einfacher erreichen ließ – zur großen Erleichterung
al er Nashörner.
Um solche Fragen zu beantworten, war Hex gebaut worden. Obgleich
das Wort »gebaut« Unbehagen in Ponder Stibbons weckte. Sicher, er und
einige andere Studenten hatten das Ding zusammengesetzt, aber…
manchmal gewann er den Eindruck, daß sich neue Komponenten von
ganz allein
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