Echt zauberhaft
domi-
niere niemanden!«
»Ich wollte nur…«
»Wenn ihr nicht sofort still seid, bringt ihr euch in große Schwierigkei-
ten!«
»Du sol test das Buch lesen«, sagte der Quästor. Er lebte noch immer
glücklich im Tal der getrockneten Frösche. »Es ist erstaunlich, was man
alles lernen kann.«
»Zum Beispiel… wie man anderen Leuten den Hintern zeigt?« fragte
der Dekan von oben.
»Nein«, sagte der Oberste Hirte. »Das tun Paviane.«
»Bitte um Verzeihung«, warf der Professor für unbestimmte Studien
ein. »Ich glaube, du meinst Gibbons.«
»Nein, Gibbons heulen. Wenn man Hintern sehen will, braucht man
Paviane.«
»Mir hat der Bibliothekar nie seinen Allerwertesten gezeigt«, sagte der Erzkanzler.
»Kein Wunder«, antwortete eine Stimme aus dem Kronleuchter. »Im-
merhin bist du das dominante Männchen.«
»Komm sofort da runter, Dekan!«
»Ich hänge hier fest, Mustrum. Eine Kerze macht mir Probleme.«
»Ha!«
Rincewind schüttelte den Kopf und ging fort. Zweifel os waren einige
Dinge anders geworden, seit er sich das letzte Mal an diesem Ort auf-
gehalten hatte, wann auch immer…
Er war nie so dumm gewesen, sich ein aufregendes Leben zu wün-
schen. Sein Streben galt vor allem der Langeweile. Allerdings bestand das
Problem mit der Langeweile darin, daß sie in seinem Fal nie von langer
Dauer war. Wenn er glaubte, sie endlich gefunden zu haben, wurde er in
etwas verwickelt, was andere Leute – gedankenlose Leute, die nicht wuß-
ten, wovon sie sprachen – als Abenteuer bezeichneten. Dann zwangen
ihn die Umstände, fremde Länder zu besuchen und exotische oder gar
pittoreske Leute kennenzulernen – für gewöhnlich dauerten derartige Be-gegnungen nie sehr lange, weil er ständig vor irgend etwas weglief. Er
hatte die Schöpfung des Universums gesehen, wenn auch nicht von ei-
nem besonders guten Platz aus, und er war in der Höl e gewesen. Man
hatte ihn gefangengenommen, eingekerkert und befreit, auf daß er sich
anschließend irgendwo verirrte und in irgendwelche Schlangen- oder
Skorpiongruben geriet. Manchmal war all dies sogar am gleichen Tag
geschehen.
Abenteuer! Die Leute redeten davon, als wäre es etwas Erstrebenswer-
tes, doch in Wirklichkeit war es ein Synonym für schlechtes Essen, wenig
Schlaf und sonderbare Personen, die ständig versuchten, einem spitze
Dinge in den Leib zu stecken.
Rincewind glaubte, die Wurzel des Problems inzwischen zu kennen: Er litt an präventivem Karma. Wenn etwas auch nur den Anschein erweckte, daß in naher Zukunft angenehme Ereignisse warteten, so durfte er ziemlich sicher sein, daß jetzt sofort Unangenehmes geschah. Und das Unangenehme setzte sich fort, weshalb er die schönen Dinge, die bald beginnen
sol ten, nie erlebte. Es war so, als litte er schon vor der Mahlzeit an Ver-dauungsstörungen.
Irgendwo auf der Welt saß vermutlich jemand am anderen Ende der
Wippe, eine Art Spiegelbild-Rincewind, dessen Leben aus lauter wunder-
vol en Dingen bestand. Er hoffte, ihm irgendwann einmal zu begegnen,
vorzugsweise mit einer Waffe in der Hand.
Jetzt wol ten die Leute ihn zum Gegengewicht-Kontinent schicken. Er
hatte gehört, dort sei das Leben stinklangweilig. Für Rincewind klang das
ausgesprochen verlockend.
Die Insel hatte ihm sehr gefallen. Ebenso die Kokosnuß-
Überraschungen: Wenn er eine Kokosnuß aufschlug, fand er darin Ko-
kosnußmilch. Solche Überraschungen mochte er sehr.
Er öffnete eine ganz bestimmte Tür.
Das Zimmer dahinter war einmal sein Zimmer gewesen. Es bot einen
traurigen Anblick. Rincewind sah einen großen, arg mitgenommenen
Kleiderschrank. Weitere Einrichtungsgegenstände enthielt der Raum
nicht, es sei denn, man erweiterte den Begriff auf einen Korbstuhl ohne
Sitzfläche mit nur drei Beinen und eine Matratze, die so vol er Leben
steckte, daß sie über den Boden kroch und gelegentlich irgendwo an-
stieß. Hier und dort lagen Dinge von der Straße herum: alte Kisten, das
eine oder andere Brett, Säcke…
Rincewind spürte einen Kloß im Hals. Die Zauberer hatten seine Un-
terkunft unverändert gelassen.
Er öffnete den Kleiderschrank, kramte in der von Motten bevölkerten
Dunkelheit und berührte…
… ein Ohr…
… das an einem Zwerg befestigt war.
»Au!«
»Was hast du in meinem Kleiderschrank zu suchen?« fragte Rincewind.
»Kleiderschrank? Äh… äh… ist dies nicht das magische Königreich
Fabelhaft?« erwiderte der Zwerg und versuchte, unschuldig zu
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