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Echt zauberhaft

Echt zauberhaft

Titel: Echt zauberhaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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hinzufügten.
    Zum Beispiel war er sicher, daß niemand den Mondphasengenerator
    entwickelt hatte, was ihn jedoch nicht daran hinderte, präsent zu sein,
    und zwar als integraler Bestandteil der ganzen Apparate. Doch die Un-
    echtzeituhr hatten sie konstruiert, obgleich niemand von ihnen genau wußte, wie sie funktionierte.
    Ponder argwöhnte, daß sie die Auswirkungen einer speziel en Art for-
    mender Kausalität erlebten. Derartige Phänomene gehörten an Orten
    wie der Unsichtbaren Universität zu den normalen Risiken. Und wenn
    Stibbons mit seinen Vermutungen recht hatte… dann bauten sie nichts, sondern gaben nur einer bereits existierenden Idee Substanz, einem
    Schatten, der darauf wartete, massiv zu werden und in die Realität zu
    wechseln.
    Er hatte der Fakultät ausführlich erklärt, daß Hex nicht dachte. Es lag auf der Hand, daß der Apparat nicht denken konnte. Immerhin bestand
    er zu einem kleinen Teil aus Aufziehmechanismen und zu einem großen
    aus einer Ameisenfarm. Die Schnittstelle hielt Ponder für ein Meister-
    werk: Dort fuhren die Ameisen in einem kleinen Paternoster nach oben
    und nach unten, wodurch ein sehr wichtiges Zahnrad angetrieben wurde.
    Bedeutendster Elaborationsfaktor waren die kontrollierten Wanderungen
    der Ameisen durch ein Labyrinth aus gläsernen Röhren.
    Doch viele andere Dinge hatten sich einfach… angesammelt, so wie
    das Aquarium und einige Glockenspiele, die jetzt unverzichtbar zu sein
    schienen. Eine Maus hatte ein Nest mitten in der Apparatur gebaut, und
    inzwischen versuchten sie nicht mehr, es zu entfernen, da es für das rich-
    tige Funktionieren von Hex mittlerweile erforderlich war. In dem Appa-
    rat gab es nichts, was denken konnte, von vagen Vorstel ungen über
    Zucker und Käse einmal abgesehen. Und doch… Mitten in der Nacht,
    wenn Hex hart arbeitete und es in den Röhren von fleißigen Ameisen
    raschelte, wenn irgendwelche Dinge aus irgendeinem unerfindlichen
    Grund »Klonk« machten, wenn das Aquarium mit Hilfe umgebauter
    Bootskräne herabgelassen worden war, damit es für den Operator wäh-
    rend der langen Stunden etwas Interessantes zu beobachten gab… bei
    solchen Gelegenheiten konnte man darüber spekulieren, was es mit Ge-
    hirn und Gedanken auf sich hatte, und sich fragen, ob das Gehirn viel-
    leicht eine kompliziertere Version von Hex darstellte. Gegen vier Uhr
    nachts, wenn gewisse Zahnräder plötzlich anhielten, um sich dann in die
    andere Richtung zu drehen, wenn die Maus leise zu quieken begann…
    dann erwogen Skeptiker die Möglichkeit, daß das Gehirn eine weniger
    komplizierte Version von Hex war und gewisse Apparate mehr sein
    konnten als nur die Summe ihrer Teile.
    Anders ausgedrückt: Ponder machte sich Sorgen.
    Er nahm an der Tastatur Platz. Sie war fast ebenso groß wie der Rest
    von Hex und bot auch vielen Hebeln und Armaturen Platz. Die Tasten
    ließen kleine Holztafeln mit Löchern in Schlitze fallen, was die Ameisen
    zwang, andere Wege einzuschlagen.
    Ponder brauchte eine Weile, um das Problem zu formulieren. Schließ-
    lich stützte er sich mit einem Fuß an der Maschine ab und zog den Ein-
    gabehebel.
    Die Ameisen liefen durch neue Glasröhren. Zahnräder setzten sich in
    Bewegung. Ein kleiner Mechanismus drehte sich – das Ding sah aus wie
    ein Gerät zur Messung der Windgeschwindigkeit, und Ponder hätte
    schwören können, daß es am vergangenen Tag noch nicht Teil von Hex
    gewesen war.
    Nach einigen Minuten fiel ein Würfel mit okkulten Symbolen in den
    Ausgabetrichter.
    »Danke«, sagte Ponder – und kam sich deswegen ziemlich dumm vor.
    Irgend etwas an dem Ding wies auf Anspannung hin, auf das stumme
    Bestreben, ein fernes, unverständliches Ziel zu erreichen. Als Zauberer
    kannte Ponder dieses Phänomen nur von Eicheln. Eine winzige, lautlose
    Stimme verkündete: Ja, ich bin ein kleines, grünes und schlichtes Objekt,
    aber ich träume von Wäldern.
    Neulich hatte Adrian Rübensaat die Frage »Warum?« eingegeben, um
    zu sehen, was dann passierte. Einige der anderen Studenten rechneten
    damit, daß Hex an diesem Problem verzweifelte und überschnappte.
    Ponder vermutete, daß der Apparat mit »?????« antwortete, was leider
    sehr häufig geschah.
    Statt dessen entfalteten die Ameisen ungewöhnliche Aktivität und pro-
    duzierten die Mitteilung: »Deshalb.«
    Die Zuschauer duckten sich hinter einen umgekippten Tisch, als Rü-
    bensaat eine zweite Frage eintippte: »Warum alles?«
    Nach einer Weile traf die Antwort ein.

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