Echt zauberhaft
aus dem… [kompliziertes Piktogramm]…
von Raupen. Wird Seide genannt. Das Zeug…«
»Oh, ja«, sagte Rincewind. »Wir beziehen es aus Klatsch.«
»Und dann gibt’s da noch einen Strauch. Man trocknet die Blätter,
gießt später heißes Wasser darauf und…«
»Tee, ja«, unterbrach Rincewind den Händler. »Den bekommen wir aus
dem Wiewunderland.«
S.m.e.d.B.a. Schnapphala zögerte.
»Nun… wir haben ein Pulver, und wenn man das in Rohre fül t…«
»Feuerwerk? Das kennen wir bereits.«
»Wie steht’s mit erlesenem Porzellan? Wir…«
»Die Zwerge in Ankh-Morpork stel en so dünnes Porzel an her, daß
man hindurchsehen und Buchstaben lesen kann – selbst sehr klein ge-
druckte Fußnoten.«
Schnapphala runzelte die Stirn.
»Klingt ganz nach sehr schlauen bösen Geistern«, sagte er und wich ein
wenig zurück. »Vielleicht stimmt es tatsächlich. Vielleicht seid ihr gefährlich.«
»Wir?« Rincewind winkte ab. »Sei unbesorgt. In Ankh-Morpork brin-
gen wir selten Ausländer um. Weil man ihnen dann nichts mehr verkau-
fen kann.«
»Haben wir etwas, das für euch von Interesse wäre? Hier, nimm einen
Reiskuchen. Auf die Pagode. Oder möchtest du viel eicht einen Fleisch-
kloß am Spieß?«
Rincewind entschied sich für den Reiskuchen. Der Kloß erschien ihm
zu riskant.
»Ihr habt Gold«, sagte er.
»Oh, Gold. Es ist zu weich, um etwas Nützliches damit anzustellen. Allerdings taugt es für Rohrleitungen und Dachabdeckungen.«
»Ich schätze, in Ankh-Morpork fände man noch den einen oder ande-
ren Verwendungszweck dafür.« Rincewinds Blick kehrte zu den Münzen
im Napf zurück.
Ein Land, in dem Gold so billig war wie Blei…
»Was ist das?« fragte er und deutete auf ein zerknittertes Etwas, das
halb unter den Münzen verborgen lag.
S.m.e.d.B.a. Schnapphala blickte nach unten. »Das ist eine unserer Be-
sonderheiten. Du kennst es wahrscheinlich nicht. Wir nennen es Geld.
Damit kann man…«
»Ich meine den Zettel«, sagte Rincewind.
»Ich auch«, erwiderte Schnapphala. »Das ist ein Zehn- Rhinu -Schein.«
»Und was bedeutet das?« fragte Rincewind.
»Es bedeutet, der Schein ist zehnmal soviel wert wie das hier.« Der
Händler nahm eine Goldmünze von der Größe eines Reiskuchens.
»Warum sol te man ein Stück Papier kaufen?« erkundigte sich Rince-
wind verwirrt.
»Man kauft es nicht«, korrigierte Schnapphala. »Man bezahlt damit.«
Diese Auskunft verblüffte Rincewind.
»Du gehst zu einer Marktbude«, sagte Schnapphala und schaltete in
den Langsam-sprechen-für-die-Dummen-Modus um. »Und dann sagst
du: ›Guten Mor-gen, Metzger, was kosten die Hunde-schnauzen?‹ Und er
antwortet: ›Drei Rhinu, Shogun.‹ Und dann sagst du: ›Ich habe nur ein Pony.‹ Sieh nur, auf dem Geld-schein – dem Zettel – ist die Zeich-nung
eines Ponys; daran kann man Zehn- Rhinu -Scheine er-kennen. Und dann
gibt dir der Metzger die Hundeschnauze und sieben Münzen Wech-sel-
geld. Nun, wenn du einen Affen hättest – das sind fünfzig Rhinu –, wür-de der Metzger sagen: ›Hast du es nicht klei-ner?‹ Und dann…«
»Aber es ist doch nur ein Stück Papier!« protestierte Rincewind.
»Für dich mag es ein Stück Papier sein, für mich ist das Ding zehn
Reiskuchen wert«, sagte Schnapphala. »Welches Zahlungsmittel benutzen
böse Geister aus dem Ausland? Viel eicht große Steine mit Löchern?«
Rincewind blickte auf den Geldschein hinab.
Es gab Dutzende von Papierfabriken in Ankh-Morpork. Und einige
begabte Mitglieder der Graveursgilde konnten ihren Namen samt Adres-
se in einen Stecknadelkopf ritzen.
Er war plötzlich stolz auf seine Landsleute. Sie mochten korrupt und
habgierig sein, aber sie hatten diese Eigenschaften zur Meisterschaft
entwickelt und gingen nie davon aus, daß es nichts mehr zu lernen gab.
»In Ankh-Morpork wirst du zweifel os viele Häuser finden, deren Dä-
cher abgedichtet werden müssen«, sagte Rincewind.
»Tatsächlich?« fragte Schnapphala.
»O ja. Überall regnet’s rein.«
»Und die Leute können bezahlen? Soweit ich gehört habe…«
Rincewind betrachtete erneut den Geldschein und schüttelte den Kopf.
Mehr wert als Gold…
»Die Leute in Ankh-Morpork bezahlen mit Papiergeld, das mindestens
so gut ist wie das hier«, erwiderte er. »Wahrscheinlich sogar noch besser.
Ich lege ein gutes Wort für dich ein. Und nun…«, fügte er rasch hinzu,
»… welchen Weg muß ich einschlagen, um die Stadt zu verlassen?«
Schnapphala
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