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Echt zauberhaft

Echt zauberhaft

Titel: Echt zauberhaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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mitein-
    ander… sprechen…« Die Stimme sprach immer langsamer, als erinnerte
    sich ihr Eigentümer an etwas Wichtiges.
    »Ah ja«, sagte Rincewind. »Das habe ich ganz vergessen. Wir sind hier
    in Hunghung. Al e… gehorchen… den… Regeln…«
    Auch Rincewinds Stimme verklang.
    Jenseits der Mauer herrschte lange, nachdenkliche Stille.
    »Rincewind?«
    »Zweiblum?«
    »Was machst du denn hier?« fragte Rincewind.
    »Ich verfaule in einem Verlies!«
    »Ich auch!«
    »Meine Güte!« entfuhr es Zweiblum dumpf. »Wie lange ist das her?«
    »Wie lange ist was her?«
    »Aber du… warum bist du…«
    »Du hast das verdammte Buch geschrieben!«
    »Weil ich dachte, daß sich die Leute dafür interessieren.«
    »Daß sie sich dafür interessieren? Interessieren ?«
    »Ich dachte, die Leute fänden es interessant, mehr über eine fremde
    Kultur zu erfahren. Ich wol te keine Probleme verursachen.«
    Rincewind lehnte sich an die Mauer. Nein, natürlich nicht. Zweiblum
    hatte nie Probleme verursachen wol en. Manche Leute versuchten im-
    mer, Schwierigkeiten zu vermeiden. Der letzte Gedanke, bevor sich das
    Universum wie ein Papierhut zusammenfaltet, wird vermutlich lauten:
    »Was wohl passiert, wenn ich das hier berühre?«
    »Sicher hat dich das Schicksal hierhergebracht«, spekulierte Zweiblum.
    »Ja, so etwas gefäl t ihm«, entgegnete Rincewind.
    »Erinnerst du dich an die guten Zeiten, die wir gemeinsam verbracht
    haben?«
    »Hatten wir gute Zeiten zusammen? Dabei müssen meine Augen ge-
    schlossen gewesen sein.«
    »Die vielen Abenteuer!«
    »Ach, das meinst du. Von hohen Orten herunterhängen und so…«
    »Rincewind?«
    »Ja?«
    »Daß auch du hier bist… dadurch fühle ich mich viel besser.«
    »Erstaunlich.«
    Rincewind genoß die Stabilität der Wand. Sie bestand aus Stein. Und
    auf Stein konnte man sich verlassen.
    »Al e scheinen eine Ausgabe deines Buches zu besitzen«, sagte er. »Es
    ist ein revolutionäres Dokument. Man stel t Abschriften davon her und verteilt sie.«
    »Ja, man nennt so etwas Dasgleichenochmal.«
    »Was bedeutet es?«
    »Es bedeutet, daß die Abschrift genauso beschaffen sein muß wie das
    Original. Lieber Himmel! Ich hab’s für ein Spiel gehalten. Es wäre mir
    nie in den Sinn gekommen, daß jemand so etwas ernst nimmt. Hoffent-
    lich erzeugt das nicht zuviel Unruhe.«
    »Deine Revolutionäre sind noch immer im Slogan-und-Plakate-
    Studium, was ihnen jedoch kaum nützt, wenn sie verhaftet werden.«
    »Meine Güte.«
    »Wieso bist du noch am Leben?«
    »Keine Ahnung. Viel eicht hat man mich vergessen. Das kommt vor.
    Hat mit dem Papierkram zu tun. Ein vergessener Pinselstrich hier, eine
    vergessene Zeile dort. Es geschieht vermutlich sehr oft.«
    »Soll das heißen, daß man bei manchen Gefangenen in diesem Kerker
    überhaupt nicht mehr weiß, warum sie gefangengehalten werden?«
    »Ja.«
    »Warum läßt man sie dann nicht frei?«
    »Wahrscheinlich geht man davon aus, daß sie irgend etwas angestellt haben. Ich fürchte, unsere Regierung läßt das eine oder andere zu wün-
    schen übrig.«
    »Zum Beispiel eine neue Regierung.«
    »Pscht. Für solche Bemerkungen kann man hier verhaftet werden.«

    Die Menschen schliefen, aber die Verbotene Stadt ruhte nie. Fackeln
    brannten im großen Behördenbau und deuteten darauf hin, daß das
    Reich auch nachts aktiv war.
    Hauptsächlich wurde Papier transportiert, worauf Herr Zervelatwurst
    bereits hingewiesen hatte.
    Sechs Wohltätige Winde arbeitete als stellvertretender Verwalter des
    Langtang-Distrikts und fand Gefal en an seiner Tätigkeit. Man konnte
    ihn nicht in dem Sinne als gemein bezeichnen.
    Zugegeben, er hatte den gleichen Sinn für Humor wie eine Hühnerkas-
    serolle. Zugegeben, er spielte zum Vergnügen Akkordeon, verabscheute
    Katzen und hatte die Angewohnheit, sich nach dem Teetrinken mit einer
    Serviette die Oberlippe abzutupfen, was in Frau Wohltätige Winde im-
    mer wieder Mordgedanken weckte. Außerdem trug er sein Geld in einer
    kleinen Lederbörse und zählte es bei jedem Kauf gründlich, besonders
    dann, wenn sich eine lange Warteschlange hinter ihm gebildet hatte.
    Andererseits behandelte er Tiere gut und spendete regelmäßig für kari-
    tative Zwecke. Gelegentlich gab er Bettlern auf der Straße ein wenig
    Geld, wobei er es jedoch nie versäumte, die Summen in einem kleinen
    Notizbuch zu notieren – um den betreffenden Personen später einen
    Besuch in seiner offiziellen Eigenschaft abzustatten.
    Er nahm den Leuten nie

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