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Echt zauberhaft

Echt zauberhaft

Titel: Echt zauberhaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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mehr Geld ab, als sie tatsächlich besaßen.
    Darüber hinaus war er kein Eunuch – obgleich er in der Verbotenen
    Stadt nach Einbruch der Nacht arbeitete. Auch Wächter zählten nicht zu
    den Eunuchen, und man löste dieses Problem, indem man sie einfach als
    Einrichtungsgegenstände klassifizierte. Es hatte sich herausgestel t, daß
    auch Steuerbeamte al e zur Verfügung stehenden Mittel brauchten, um
    die Schlauheit und Tücken der Bauern zu bekämpfen, denen es unglück-
    licherweise widerstrebte, Steuern zu bezahlen.
    In dem Bürogebäude arbeiteten weitaus gemeinere Leute als Sechs
    Wohltätige Winde, deshalb hatte er einfach nur Pech, daß sich ausge-
    rechnet seine aus Papier und Bambus bestehende Tür öffnete, um sieben
    seltsam aussehenden Eunuchen Einlaß zu gewähren. Einer von ihnen
    saß in einem Stuhl auf Rädern.
    Sie sanken nicht auf die Knie und verbeugten sich nicht einmal. Ob-
    wohl Winde einen roten Hut mit weißem Knopf trug.
    Ihm fiel der Pinsel aus der Hand, als die Männer durch sein Büro mar-
    schierten, als gehörte es ihnen. Einer von ihnen begann damit, Löcher in
    die Wand zu bohren, dabei gab er sonderbare Laute von sich.
    »He, die Wände bestehen nur aus Papier! Seht nur, ein feuchter Finger bohrt sich ganz leicht hindurch!«
    »Ich kann die Wächter rufen und euch al e verprügeln lassen!« rief
    Sechs Wohltätige Winde. Nur das extrem hohe Alter der Besucher ver-
    hinderte einen Wutanfal .
    »Was hat er gesagt?«
    »Er drohte damit, die Wächter zu rufen!«
    »Oooh, ja. Bitte laß ihn die Wächter rufen!«
    »Nein, das wollen wir noch nicht. Verhaltet euch normal.«
    »Ich sol ihm die Kehle durchschneiden?«
    »Ich meine eine normalere Art von normalem Verhalten.«
    »Ich finde es völ ig normal, jemandem die Kehle durchzuschneiden.«
    Einer der Alten wandte sich dem sprachlosen Beamten zu und grinste
    breit.
    »Entschuldige, Euer Ehrwürdige… Mist, wie heißt das Wort… Schubkar-rensegel? Gewaltiger Felsen? Ah ja… Ehrwürdigkeit, offenbar haben wir uns ein wenig verirrt.«
    Zwei der alten Männer schoben sich hinter Sechs Wohltätige Winde
    und lasen – oder versuchten zu lesen –, was er gerade geschrieben hatte.
    Sie zogen ihm das Blatt Papier aus der Hand.
    »Was steht hier, Lehrer?«
    »Mal sehen… ›Der erste Wind des Herbstes läßt die Lotosblume erzit-
    tern. Sieben Frohe Baumstämme sol ein Schwein und drei [sieht aus wie
    ein vierarmiger Mann, der mit einer Fahne winkt] Reis bezahlen. Andernfalls wird sein [ein ziemlich stilisiertes Bild, kann nicht erkennen, was es ist] viele Schläge bekommen. Auf Befehl von Sechs Wohltätige Winde, Sammler
    von Steuern und Gebühren, Langtang.‹«
    Plötzlich veränderten sich die Alten. Sie lächelten jetzt al e, aber auf ei-ne Weise, die den Beamten keineswegs erleichterte. Einer von ihnen –
    seine Zähne glitzerten wie Diamanten – beugte sich vor und fragte in
    schlechtem Achatisch:
    »Du bist also ein Steuereintreiber, nicht wahr, Herr Knopf-am-Hut?«
    Sechs Wohltätige Winde überlegte, ob es für ihn überhaupt noch eine
    Möglichkeit gab, die Wächter zu alarmieren. Von diesen alten Männern
    ging etwas Schreckliches aus. Sie wirkten nicht etwa ehrwürdig, sondern
    sehr gefährlich. Zwar sah Sechs Wohltätige Winde bei ihnen keine Waf-
    fe, aber er zweifelte nicht daran, daß ihn die Alten jederzeit töten konn-
    ten. Wenn er tatsächlich beschloß, die Wächter zu rufen, bekam er ver-
    mutlich nicht mehr als ein oder zwei Silben heraus, bevor…
    Sein Gaumen wurde trocken und seine Hose feucht.
    »Es ist völlig in Ordnung, ein Steuereintreiber zu sein…«, krächzte er.
    »Es käme uns nicht in den Sinn, etwas anderes zu behaupten«, erwider-
    te Diamantzähne. »Wir freuen uns immer, wenn wir einem Steuereintrei-
    ber begegnen.«
    »Wir mögen sie sehr, die Steuereintreiber«, ließ sich ein anderer Alter
    vernehmen. »Sie zählen zu unseren Lieblingsleuten.«
    »Ersparen uns eine Menge Mühe«, brummte Diamantzähne.
    »Ja«, knurrte ein dritter alter Mann. »Wir brauchen nicht von Haus zu
    Haus zu gehen und alle Leute umzubringen, um an ihr Geld zu kommen.
    Wir können einfach warten, bis…«
    »Auf ein Wort, meine Herren…«
    Der Mann, von dem diese Bemerkung stammte, hatte ein ziegenartiges
    Gesicht und schien nicht ganz so schlimm zu sein wie die anderen. Sie
    umringten ihn, und Sechs Wohltätige Winde hörte die seltsamen Silben
    einer primitiven Sprache.
    »Was? Aber er ist ein Steuereintreiber!

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