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Echt zauberhaft

Echt zauberhaft

Titel: Echt zauberhaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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hinunter, rollte unten ab
    und floh durch einen weiteren Flur.
    Seine Beine reagierten auf die gewohnte Weise. Zuerst ein wilder
    Sprint, um die unmittelbare Gefahrenzone zu verlassen, und dann ein
    Hochgeschwindigkeits-Dauerlauf, um eine möglichst große Entfernung
    zu den Unannehmlichkeiten zu schaffen. Darauf kam es an.
    Die Geschichte berichtet von einem Läufer, der mehr als vierzig Kilo-
    meter lief, um Kunde von einer siegreichen Schlacht zu bringen. Traditi-
    onsgemäß galt er als bester Läufer aller Zeiten, aber hätte er die Nach-
    richt von einer bevorstehenden Schlacht gebracht, wäre er unterwegs von Rincewind überholt worden.
    Und doch… Jemand schloß zu ihm auf.

    Ein Messer bohrte sich durch die Wand des Thronsaals und schnitt ein
    Loch hinein, das groß genug war, um einen Mann durchzulassen.
    Die Horde palaverte leise.
    »Der Fürchterliche Ferdinand hat nie den Hintereingang benutzt.«
    »Sei still.«
    »Von Heimlichtuerei und dergleichen hielt der Fürchterliche Ferdinand
    nie etwas.«
    »Sei still.«
    »Als der Fürchterliche Ferdinand Al Khali angriff, ritt er mit tausend
    Kriegern auf sehr kleinen Pferden direkt zum Haupttor.«
    »Ja, aber als ich den Fürchterlichen Ferdinand zum letzten Mal sah, war sein Kopf aufgespießt.«
    »Zugegeben. Der Kopf war tatsächlich aufgespießt, al erdings am
    Haupttor. Was bedeutet, daß er es in die Stadt geschafft hat.«
    »Zumindest sein Kopf hat es geschafft.«
    »Meine Güte…«
    Herr Zervelatwurst seufzte erleichtert – der Raum, den sie nun erreich-
    ten, brachte die Horde wenigstens vorübergehend zum Schweigen. Er
    war groß, und zwar aus gutem Grund. Als Eins Sonnenspiegel die
    Stämme und Länder und kleinen Inselnationen zu einem Reich einte,
    erbaute er einen Saal, der Gesandten und Botschaftern folgendes mitteil-
    te: Dies ist der größte Raum, den ihr je gesehen habt, und seine Pracht
    überbietet al es, was ihr euch bisher vorstel en konntet, und bei uns gibt
    es noch viel mehr solche Räume.
    Der Kaiser hatte damit beeindrucken wol en. Der Saal sollte Barbaren
    so sehr einschüchtern, daß sie jeden Widerstand aufgaben und sich auf
    der Stel e fügten. Man statte ihn mit großen Statuen aus, sagte Eins Son-
    nenspiegel damals. Außerdem mit langen Tapisserien, Säulen und Skulp-
    turen. Pure Erhabenheit sol te dem Besucher die Sprache verschlagen
    und ihm mitteilen: »Dies ist Zivilisation. Du kannst entweder daran teil-
    haben oder sterben. Und jetzt sink auf die Knie, wenn du nicht auf ande-
    re Weise kleiner werden willst.«
    Die Horde sah sich interessiert um.
    »Ganz hübsch«, sagte Kriecher der Unhöfliche schließlich. »Aber
    nichts gegen das Langhaus unseres Stammesoberhaupts in Skund. Hier
    fehlt sogar die Feuerstelle in der Mitte, seht nur.«
    »Protzig, finde ich.«
    »Wasisn?«
    »Typisch ausländisch.«
    »Ich würde den größten Teil der Einrichtung entfernen, Stroh auf dem
    Boden verteilen und ein paar Schilde an die Wände hängen.«
    »Wasisn?«
    »Mit ein paar hundert Tischen könnte man hier drin ein ordentliches
    Gelage abhalten.«
    Cohen schritt durch den gewaltigen Saal und näherte sich dem Thron,
    der unter einem großen, bunten Baldachin stand.
    »Hat ‘nen Regenschirm, das Ding.«
    »Viel eicht regnet’s durch. Dachziegel taugen nichts. Unter einem or-
    dentlichen Reetdach bleibt vierzig Jahre lang al es hübsch trocken.«
    Der Thron bestand aus lackiertem Holz, in dem viele kostbare Edel-
    steine glänzten. Cohen setzte sich.
    »Ist es jetzt soweit?« fragte er. »Haben wir’s geschafft, Lehrer?«
    »Ja«, antwortete Herr Zervelatwurst. »Jetzt mußt du natürlich noch
    damit durchkommen.«
    »Entschuldigt bitte«, warf Sechs Wohltätige Winde ein. »Was habt ihr
    geschafft?«
    Der frühere Lehrer wandte sich ihm zu. »Du weißt schon… das Ding,
    das wir hier stehlen wollen…«
    »Ja?«
    »Wir haben es auf das ganze Reich abgesehen.«
    Einige Sekunden lang blieb das Gesicht des ehemaligen Steuereintrei-
    bers unverändert. Dann formte es al mählich ein entsetztes Grinsen.
    »Ich schätze, wir sollten frühstücken, bevor wir weitermachen«, sagte
    Herr Zervelatwurst. »Herr Winde, wenn du so gütig wärst, jemanden zu
    rufen?«
    Sechs Wohltätige Winde grinste noch immer.
    »Aber… aber… so kann man doch kein Reich erobern!« ächzte er.
    »Dazu braucht man eine Streitmacht, so wie die Kriegsherrn! Einfach so
    den Thronsaal zu betreten… ist gegen die Regeln! Und… und… es gibt
    hier

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