Echt zauberhaft
Tausende von Wächtern!«
»Ja, und sie befinden sich al e da draußen«, meinte Herr Zervelatwurst.
»Sind damit beschäftigt, uns zu beschützen«, fügte Cohen hinzu.
»Sie schützen den wahren Kaiser!«
»Das bin ich«, sagte Cohen.
»Ach?« brummte Kriecher. »Wer ist denn gestorben und hat dich zu
seinem Nachfolger ernannt?«
»Niemand braucht zu sterben«, ließ sich Herr Zervelatwurst verneh-
men. »Das nennt man Usurpation.«
»Genau«, brummte Cohen. »Man sagt einfach: ›He, Burschi, du bist ge-
rade rausgeflogen, klar? Pack deine Sachen und verpiß dich zu irgendei-
ner Insel, oder…‹«
»Dschingis…«, wandte Herr Zervelatwurst sanft ein. »Hältst du es für
möglich, daß du in Zukunft auf eine solche Ausdrucksweise verzichten
kannst? Sie ist nicht sehr zivilisiert.«
Cohen zuckte mit den Achseln.
»Ihr müßt trotzdem mit großen Schwierigkeiten rechnen«, sagte Sechs
Wohltätige Winde.
»Vielleicht nicht«, erwiderte Cohen. »Erklär es ihm, Lehrer.«
»Hast du den… äh… früheren Kaiser jemals gesehen, Herr Winde?«
fragte Herr Zervelatwurst.
»Natürlich nicht. Kaum jemand hat ihn…«
Er unterbrach sich.
»Na bitte«, sagte Herr Zervelatwurst. »Du verstehst ziemlich schnell,
Herr Winde, wie es dem Lord Ersten und Obersten Steuereintreiber
gebührt.«
»Aber es klappt bestimmt nicht, weil…« Sechs Wohltätige Winde un-
terbrach sich erneut, als Herr Zervelatwursts Worte sein Gehirn erreich-
ten.
»Lord Erster und Oberster Steuereintreiber? Ich? Der schwarze Hut
mit dem rubinroten Knopf?«
»Ja.«
»Und mit einer Feder, wenn du möchtest«, fügte Cohen großzügig hin-
zu.
Der Steuereintreiber dachte darüber nach.
»Nun… angenommen, es gibt da einen Distriktverwalter, der seine
Mitarbeiter sehr schlecht behandelt, vor allem den hart arbeitenden Stell-
vertreter, der deshalb eine ordentliche Tracht Prügel verdient…«
»Das fiele in den Zuständigkeitsbereich des Lord Ersten und Obersten
Steuereintreibers.«
Das Lächeln von Sechs Wohltätige Winde drohte nun, die obere Hälfte
des Kopfes von der unteren zu trennen.
»Was neue Steuern betrifft…«, sagte er. »Ich bin immer der Ansicht
gewesen, daß frische Luft viel zu billig angeboten wird. Wenn man die
hohen Produktionskosten bedenkt…«
»Wir hören deinen Ideen mit großem Interesse zu«, versicherte Herr
Zervelatwurst. »Doch zuerst solltest du fürs Frühstück sorgen.«
»Und laß jene Leute kommen, die glauben, den Kaiser zu kennen«,
meinte Cohen.
Der Verfolger kam näher.
Rincewind rutschte um eine Ecke – und sah weiter vorn drei Wächter,
die den Flur blockierten. Sie waren nicht tot. Und sie trugen Schwerter.
Jemand pral te von hinten gegen den Zauberer, stieß ihn zu Boden und
raste weiter.
Rincewind schloß die Augen.
Es pochte mehrmals. Jemand stöhnte. Dann erklang ein seltsames, me-
tallisches Geräusch.
Es stammte von einem Helm, der sich auf dem Boden drehte.
Rincewind wurde auf die Beine gezogen.
»Willst du hier den ganzen Tag herumliegen?« fragte Schmetterling.
»Komm. Die anderen sind dicht hinter uns!«
Rincewind sah zu den reglosen Wächtern und lief wieder los.
»Wie viele sind es?« brachte er hervor.
»Sieben. Aber zwei von ihnen hinken, und einer kann nur noch mit
Mühe Luft holen. Komm weiter.«
»Du hast gegen sie gekämpft?«
»Vergeudest du immer wertvol en Atem auf diese Weise?«
»Ich bin nie jemandem begegnet, der so schnel läuft wie ich!«
Sie brachten eine weitere Ecke hinter sich und kollidierten fast mit ei-
nem anderen Wächter.
Schmetterling hielt nicht an. Sie hob das eine Bein, wirbelte auf dem
anderen um die eigene Achse und trat dem Mann so fest gegen das Ohr,
daß er sich drehte und auf dem Kopf landete.
Die junge Frau legte eine kurze Pause ein, schnaufte und strich eine
Haarsträhne zurück.
»Wir sollten uns beeilen«, sagte sie.
»O nein!« erwiderte Rincewind. »Ich muß dich beschützen!«
»Ich kehre zu den anderen zurück. Und du lockst die Soldaten fort…«
»Könnt ihr das alle ?«
»Natürlich«, erwiderte Schmetterling. Es klang trotzig. »Ich habe dir
doch gesagt, daß wir gegen die Wächter kämpfen. Die verdammten
Mörder! Man will alles uns in die Schuhe schieben!«
»Ich habe dich mehrmals darauf hingewiesen. Und abgesehen davon:
Du wolltest den Kaiser doch umbringen, oder?«
»Ja, aber wir sind Rebel en. Und er wurde von Palastwächtern getötet!«
»Äh…«
»Keine Zeit.
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