Echte Biester: Roman (German Edition)
einen Take, Mr. Cray«, sagte Raven. »Mehr wollen wir ja gar nicht.«
»Aber nur, wenn er dieses Punktpunktpunkt-Messer abmacht.«
»Ich habe Ihnen doch schon gesagt, dass das nur ein Spielzeug …«
Wahoos Dad griff nach unten und zog das Tauchermesser aus der Scheide, die um Dereks Bein geschnallt war. Als er die Spitze der Klinge gegen seinen Zeigefinger presste, trat ein Blutstropfen aus. Raven räusperte sich verlegen. Derek zuckte die Achseln und drehte sich weg.
Mickey zog die Augenbrauen hoch und schwenkte das Messer hin und her. »Interessantes Spielzeug.« Dann packte er das Messer fest beim Griff, als wolle er ausprobieren, wie es in der Hand lag.
Voller Unbehagen nahm Wahoo das boshafte Funkeln in den Augen seines Dads wahr. »Gib das Ding her, Pop. Ich werde es irgendwo sicher verstauen.«
»Nur keine Aufregung. Ich weiß schon, wo ich es hintue.«
Mickey wischte die Klinge am Kragen von Dereks Safarihemd ab. Das Blut hinterließ einen bräunlichen Schmierfleck. Dann schleuderte er das Messer in hohem Bogen in die Luft und beobachtete, wie es nach unten trudelte, um mit einem lauten platsch im Teich zu verschwinden.
»Sind Sie jetzt völlig übergeschnappt?«, empörte sich Derek.
»Sie haben fünfzehn Minuten für eine weitere Aufnahme, Meister«, presste Mickey zwischen den Zähnen hervor.
Daraufhin wurde das TV-Team aktiv. Jemand brachte Derek ein sauberes Hemd. Raven erneuerte das Make-up auf seiner Nase. Der Regisseur überprüfte die Position aller drei Kameras, während seine Assistenten die Scheinwerfer einstellten.
Das Wasser des Teichs geriet in Bewegung – Alice kam nach oben, um Luft zu holen. Diesmal tauchte ihr ganzer Rücken auf, dessen schwarze Hornplatten wie Entenmuscheln schimmerten. Sie war so breit wie eine Eisenbahnschwelle.
»Ha!«, sagte Derek. »Nett von dir, dass du dich auch mal blicken lässt.«
Alle im Team hielten inne, um die riesige Kreatur anzustarren, die nur wenige Meter von ihnen entfernt im Wasser schwamm. Wahoo merkte, dass sie beeindruckt waren. Und ihm entging nicht, dass die Nähe eines solchen Tiers sie ziemlich nervös machte.
»Rühr dich ja nicht vom Fleck!«, schrie Derek dem Reptil zu. Dann drehte er sich zu Mickey zurück. »Sorgen Sie dafür, dass sie bleibt, wo sie ist, bis ich wieder im Wasser bin.«
Wahoos Dad schüttelte lediglich den Kopf.
»Action!«, rief der Regisseur, und Derek sprang in den Teich. Er war ungefähr so anmutig wie ein Hängebauchschwein.
Sofort ließ Alice sich nach unten sinken und verschwand.
»Nein! Nein! Wo ist sie denn jetzt hin?«, kreischte Derek, während er im Wasser herumplanschte.
Wahoo war froh, dass Derek das Tauchermesser nicht mehr bei sich hatte. Um den Alligator zu provozieren, hätte er vielleicht wer weiß was angestellt. Auf dem Monitor der Unterwasserkamera sah Wahoo, dass Alice es sich wieder auf dem Grund des Teichs gemütlich gemacht hatte.
»Sag deinen Text auf!«, rief der Regisseur.
»Erst wenn diese verdammte Echse wieder auftaucht!«
Raven beugte sich zu Wahoo und erkundigte sich, wie lange Alice den Atem anhalten könne.
»Stundenlang«, antwortete er.
»Ist das dein Ernst?«
»Ihr persönlicher Rekord liegt bei drei Stunden«, warf Mickey ein. »Drei Stunden und fünfzehn Minuten. Das war während eines Hurrikans.«
»Na großartig.« Verärgert warf Raven einen Blick auf ihre Armbanduhr. »Wir können aber nicht drei Stunden hier rumstehen.«
»Genau«, sagte der Regisseur, »lasst uns Feierabend machen.«
»Nein, dreht weiter!«, rief Derek, der sich mittlerweile in den Seerosenblättern verheddert hatte. »Dreht weiter!«
»Was für ein Blödmann«, murmelte Wahoos Vater und steuerte aufs Haus zu.
»Wo wollen Sie denn hin?«, fragte Raven.
»Mir eine Aspirin holen.«
»Bringen Sie gleich die ganze Flasche mit«, sagte sie.
Zehn Minuten verstrichen, dann noch mal fünfzehn Minuten. Derek planschte unverdrossen in dem nachgemachten Everglades-Teich herum, während Alice außer Sicht blieb.
Der Mann, der für die Fernbedienung der Unterwasserkamera zuständig war, stellte fest, dass die Batterie bald den Geist aufgeben würde. »Soll ich eine neue einlegen?«
»Spar dir die Mühe«, erwiderte der Regisseur. »Das ist hoffnungslos. Wie nehmen einfach den ersten Take.«
Wahoo blickte in Richtung Haus und überlegte, ob mit seinem Dad alles in Ordnung war. Eigentlich hätte er nach ihm sehen müssen, aber solange Derek bei Alice im Wasser war, wollte er lieber an Ort
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