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Echte Biester: Roman (German Edition)

Echte Biester: Roman (German Edition)

Titel: Echte Biester: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Hiaasen
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Mississippi. Anschließend flog die Tür des großen Busses auf, und eine bekannte Stimme schrie: »Tempo, Tempo, Kumpel! La siesta ist vorüber!«
    Wahoo stand auf. » Showtime.«
    Der Rotluchs flitzte den Telefonmast hoch.
    Während Raven Stark Make-up auf seine verletzte Nase tupfte, fragte Derek Badger: »Kann man Schnappschildkröten eigentlich essen?«
    »Die, um die’s hier geht, jedenfalls nicht.«
    »Aber stell dir doch mal diese fabelhafte Szene am Lagerfeuer vor! Ich könnte den Panzer der Schildkröte als Suppenkessel benutzen und sie über glühenden Kohlen kochen!«
    »Darauf würde Mr. Cray sich nie einlassen«, sagte Raven. »Jetzt halt endlich still.«
    Derek runzelte die Stirn. »Was soll ich denn dann essen, um zu überleben? Bei den Aufnahmen, meine ich.«
    »Laut Drehbuch Ochsenfrösche und Panzerkrebse.«
    »Und was sonst noch? Ich will was richtig Widerliches.«
    »Tausendfüßler«, antwortete Raven. »In Florida gibt es einige echt eklige Tausendfüßler.«
    »Aber Tausendfüßler hatten wir schon – damals in Südafrika, weißt du noch?«
    Raven sah in den Unterlagen nach, die sie über die Everglades zusammengestellt hatte. »Pilze, Flechten, Kohlpalmen …«
    Derek stöhnte. »Alles langweilig. Wie wär’s mit einem Opossum?«
    »Die sind zu süß. Da bekämen wir bitterböse Briefe von den Zuschauern.«
    »Opossums sind doch nicht süß. Die sind potthässlich!«
    »Der Ansicht ist aber nicht jeder.« Vor Kurzem war Raven Stark bei FAO Schwarz, einem berühmten Spielzeugladen in New York, gewesen und hatte dort ein ganzes Regal voll knuddeliger Opossums aus Plüsch gesehen, mit rosa Schnäuzchen und einem Lächeln im Gesicht.
    »Was hältst du von Maden?«, fragte sie Derek. »Davon könnten wir reichlich ausgraben.«
    »Aber die sind doch ziemlich klein, oder? Wie viele müsste ich denn davon essen?«
    »Kommt ganz drauf an.« Manchmal brauchte Derek ein Dutzend Anläufe, um die Abendessensszene am Lagerfeuer richtig hinzubekommen. »Ich würde annehmen, nicht mehr als ein Pfund oder so«, vermutete Raven.
    »Kein Problem«, erwiderte er fröhlich.
    »Du weißt, dass wir hier von Fliegenlarven sprechen, ja?«
    Derek beugte sich zum Spiegel, um sich das Haar zu bürsten. »Apropos Essen … wer ist diesmal eigentlich für das Catering zuständig? Bitte sag, dass es Candy und Anabelle sind.«
    Obwohl die treuen Zuschauer von Expedition Überleben! nie darauf gekommen wären, speiste Derek Badger während der Dreharbeiten immer wie ein König. Wie abgelegen der Dschungelset auch sein mochte – laut Vertrag standen ihm üppige Fünfsternemenüs zu: Steak, Lamm, Hummer, Rotlachs, selbst gemachte Pasta, Fasan oder Wild, dazu frisches Gartengemüse und natürlich eine Palette von gehaltvollen, arterienverstopfenden Nachspeisen.
    Selbstverständlich wurden diese Festessen hinter der Kamera verzehrt, um die Illusion aufrechtzuerhalten, dass Dereks Expedition Überleben äußerst entbehrungsreich war.
    »Candy und Anabelle sind gerade anderweitig verpflichtet. In Argentinien«, erklärte Raven, die wusste, wie sehr ihren Boss das verstimmen würde. »Deshalb haben wir auf Leticia Oxfords Firma zurückgegriffen.«
    »Das darf doch wohl nicht wahr sein!«, schrie Derek. »Diese blöde Kuh hat mich fast vergiftet. Oder hast du diesen katastrophalen Brie schon vergessen?«
    Vor zwei Jahren war es zu einem Vorfall gekommen, bei dem ein verdorbener Käse eine Rolle gespielt hatte. Zu Leticia Oxfords Verteidigung muss jedoch gesagt werden, dass die Temperatur im Regenwald von Guyana an jenem Tag auf über vierzig Grad geklettert und nicht genügend Eis vorhanden gewesen war.
    »Ich könnte wetten, dass Candy und Anabelle für Bear Grylls catern«, empörte sich Derek. Bear Grylls war ein anderer Überlebenskünstler aus dem Fernsehen und somit ein unliebsamer Rivale. »Sag mir die Wahrheit, Raven. Kochen die beiden tatsächlich für diesen kleinen Mistkerl?«
    »Der Regen hat aufgehört.«
    Derek legte den Kopf schief und lauschte. »Stimmt.«
    »Alice erwartet uns«, sagte Raven.
    »Ja, in all ihrer Pracht.« Er inspizierte im Spiegel noch einmal seine ramponierte Nase. Dann drückte er auf das Signalhorn am Lenkrad, riss die Tür des Wohnmobils auf und brüllte: »Tempo, Tempo, Kumpel! La siesta ist vorüber!«
    Zum ersten Mal war Mickey Cray mit vier Jahren gebissen worden.
    Seine Mom (Wahoos zukünftige Großmutter) fegte gerade den Hof, als sie plötzlich einen Schrei ausstieß. Mickey rannte

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