Echte Biester: Roman (German Edition)
zeigte zum Himmel.
Der Hubschrauber hatte in der Luft gekreist und hielt jetzt langsam auf die Sumpfboote im Teich zu. An einem Stahlseil wurde ein großes Metallgestell nach unten gelassen, in dem ein Mann saß. Er war genauso gekleidet wie der Fallschirmspringer, seine dicklichen nackten Beine baumelten aus der Metallkonstruktion.
»Peinlich«, stellte Tuna fest.
Der Wind, den die Rotoren machten, wühlte das Wasser des Teichs auf. Die Seerosen tanzten hin und her. Als das Metallgestell fast das Wasser berührte, stand der echte Derek Badger auf, verband sich die Augen und hopste nach unten.
Der Hubschrauber schoss sofort in die Höhe, damit das Gestell nicht ins Bild geriet.
»Action!«, brüllte der Regisseur. Der Kameramann am Bug seines Boots fuhr die Kamera an die im Wasser schwimmende Gestalt heran.
Unverzüglich fing Derek an, bei jedem Schwimmstoß dramatisch zu ächzen. Innerhalb von Sekunden hatte er es geschafft, sich in den Schnüren des im Teich treibenden Fallschirms zu verheddern.
»Hilfe!«, keuchte Derek.
Der Regisseur streckte begeistert den Daumen in die Höhe.
»Nein, ich meine es verdammt ernst«, blökte Derek. »Kann mir vielleicht mal jemand helfen, bevor ich ertrinke?«
»Cut!«, schrie Raven Stark. »Cut! Cut!«
»Okay, cut!«, stimmte der Regisseur ungehalten zu.
Mickey Cray drehte sich mit amüsiertem Gesichtsausdruck zu Wahoo und Tuna. »Seine Tölpeltät ist eingetroffen.«
Der Regisseur legte eine kurze Pause ein, bevor man sich an die große Szene machte, in der Derek allein über die Schneidegrasebene marschieren sollte. Da Wahoo das Drehbuch gelesen hatte, wusste er im Gegensatz zu seinem Vater, was jetzt kommen würde.
»He, Mr. Cray!«, rief der Regisseur. »Können wir mal reden?«
Das andere Sumpfboot kam näher, und Mickey kletterte an Bord. Nachdem der Regisseur kurz mit ihm gesprochen hatte, ließ Mickey sich in das bis zu den Hüften reichende Wasser gleiten und forderte Wahoo auf, ihm zu folgen.
Während sie sich einen Weg durch die Seerosen bahnten, sagte Wahoo: »Sie brauchen eine Schlange, stimmt’s?«
»In fünfzehn Minuten. Woher weißt du denn das?«
»Was hat er dir sonst noch gesagt?«
»Ich soll es so einrichten, dass sie auf den Schwachkopf zuschwimmt, damit er sie packen kann.«
»Pop, da ist aber noch was anderes.«
»Lass mich raten.« Mickeys Augen huschten über den Teich, um festzustellen, ob sich irgendwo etwas durchs Wasser schlängelte. »Er will sie abmurksen.«
»Genau.«
»Und sich zum Abendessen braten.«
»Dann haben sie dir also das Drehbuch gezeigt, ja?«, fragte Wahoo.
»Nein, das brauchten sie gar nicht.« Sein Vater machte einen Satz nach vorne und griff mit beiden Händen ins Wasser, zog sie jedoch leer wieder heraus. »Die war zu klein«, sagte er.
Wahoo hatte sie überhaupt nicht bemerkt. Das Sehvermögen seines Dads war erstaunlich. Offenbar sah er nicht mehr alles doppelt.
»Was willst du denn jetzt machen?«, erkundigte sich Wahoo.
»Wart’s ab!«
»Moment mal, Pop! Keine Mokassinschlange!«
Mickey grinste boshaft. »Das wär stark.«
»Nein, das wär verrückt. Dafür kämst du ins Gefängnis.«
Mokassinschlangen waren äußerst reizbar und schwer zu bändigen. Obendrein waren sie extrem giftig.
»Schlag dir das aus dem Kopf«, warnte Wahoo seinen Vater.
»Es ist ja nicht so, dass der Mann gleich sterben würde. Bestimmt haben diese cleveren Leute auch was gegen Schlangenbisse in ihrem Erste-Hilfe-Kasten. Aber falls nicht …«
»Okay, Pop, jetzt reicht’s.«
»Hey, war doch nur Spaß. Reg dich ab.«
Wahoo erspähte eine kleine Bandnatter, die sich durch das Schilfrohr schlängelte, und setzte ihr nach, doch sein Dad rief ihn zurück. Inzwischen waren sie gut fünfzig Meter von ihrem Sumpfboot entfernt. Wahoo sah Tuna dicht bei Link am Heck stehen. Die beiden schienen sich zu unterhalten. Worüber, konnte Wahoo sich beim besten Willen nicht vorstellen.
»Halt, stopp!«, sagte Mickey. »Da ist ein Prachtexemplar!«
»Ich sehe nichts.«
»Sei still. Sie ist gerade abgetaucht.« Mickey starrte in das trübe Wasser, bereit, sich auf seine Beute zu stürzen.
»Ist es eine Mokassinschlange?« Wahoo gab sich alle Mühe, nicht ängstlich zu klingen.
»Ha!«, rief sein Vater, packte blitzschnell zu und zog eine ungefähr einen Meter lange Wassernatter aus dem Wasser.
Wahoo war erleichtert. Wassernattern sonderten zwar eine übel riechende Substanz ab, waren aber nicht giftig. Die Schlange zappelte hin
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