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Echte Biester: Roman (German Edition)

Echte Biester: Roman (German Edition)

Titel: Echte Biester: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Hiaasen
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eine Weile, bis das Equipment auf die Boote geladen worden war und jeder einen Platz zugewiesen bekommen hatte. Tuna, Wahoo und sein Dad sollten mit Link fahren, der nicht gerade vor Wiedersehensfreude außer sich geriet, als er sie erblickte.
    »Ausgerechnet ihr«, knurrte er vom Fahrersitz.
    Tuna winkte ihm zu. »Immer schön freundlich bleiben«, sagte sie und zwängte sich zwischen Wahoo und Mickey.
    Link stupste Wahoos Vater in den Rücken. »Ich behalt Sie im Auge, klar?«
    Mickey ignorierte ihn. Wahoo blickte hoch und sagte: »Absolut klar.«
    »Sonnenklar«, fügte Tuna hinzu.
    Die Fahrt dauerte länger, als Wahoo erwartet hatte. Die drei Sumpfboote bahnten sich einen Weg durch das hohe Schneidegras, das schon lange niemand mehr durchquert hatte – zumindest kein Mensch. Nach fast einer Stunde machte das erste Boot, in dem der Regisseur saß, am Rande eines weitläufigen Teichs halt, wo es von Libellen und Purpurhühnern – großen Stelzvögeln – nur so wimmelte. Die anderen Boote legten ebenfalls an und die Passagiere nahmen ihre Ohrenschützer ab.
    Aus dem Walkie-Talkie, das an Links Gürtel befestigt war, kamen knisternd und knackend Anweisungen. Wahoo erkannte die Stimme des Regisseurs wieder.
    »Vier Minuten«, kündigte er an. »Haltet euch bereit.«
    Im ersten Boot ging einer der Kameraleute am Bug in Position. Vorn im zweiten Boot stand Raven, die einen Sonnenhut in Flamingorosa trug, der so breit wie ein Sombrero war. Von Derek Badger war weit und breit nichts zu sehen.
    »Wo zum Geier steckt er denn?«, flüsterte Tuna.
    Mickey kicherte höhnisch. Wahoo zeigte auf etwas am Himmel. Es war ein Hubschrauber, der mit großer Geschwindigkeit von Osten heranflog. Je näher er kam, desto lauter wurde das tschopp-tschopp-tschopp seiner Rotoren.
    »Jetzt springt er gleich ab!«, rief Tuna. »Super!«
    Mit dem Fallschirm in der Wildnis abzuspringen, war eines von Dereks Erkennungszeichen, obwohl auch andere TV-Überlebenskünstler gelegentlich auf diesen Stunt zurückgriffen. Das Besondere bei Derek war, dass er darauf bestand, mit verbundenen Augen aus dem Hubschrauber zu springen. Das war nicht nur dämlich, sondern auch völlig sinnfrei, wie Mickey jedes Mal bemerkte, wenn sie sich die Sendung ansahen.
    Der Hubschrauber verlangsamte sein Tempo, bis er direkt über den Sumpfbooten schwebte. An der offenen Tür erschien eine vertraut aussehende Gestalt, die die Füße gegen die Kufe stemmte. Neben ihm stand ein zweiter Mann, der die Kamera auf ihn richtete.
    »Fünf«, sagte die Stimme aus Links Walkie-Talkie, »vier, drei, zwei, eins … und Action !«
    Die Gestalt ließ sich fallen, indem sie alle viere von sich streckte. Im nächsten Moment öffnete sich der grün gestreifte Fallschirm, eine wahre Farbexplosion am grauen Himmel. Mickey kniff die Augen zusammen, um den Sprung besser verfolgen zu können.
    »Hab ich’s nicht gesagt?« Tuna war ganz aufgeregt. »Seht nur, wie er fliegt!«
    Wahoo rechnete mit einer unbeholfenen, plumpen Landung, doch der Fallschirm glitt überraschend sanft nach unten, traf genau sein Ziel und sank in der Mitte des Teichs aufs Wasser.
    »Cut!«, schrie der Regisseur in sein Walkie-Talkie. »Das war spitze! Dann wollen wir ihn mal holen.«
    Alle drei Sumpfboote rasten gleichzeitig los. Niemand machte sich die Mühe, Ohrenschützer aufzusetzen. Link erreichte als Erster sein Ziel. Er drosselte den Motor und fuhr vorsichtig auf die sich aufblähende Seide zu. Wahoo sah, dass Derek bereits vom Fallschirm weggeschwommen war und Wasser trat.
    Link ging an den anderen Passagieren vorbei und beugte sich vor, um Derek aus dem Wasser zu ziehen. Sobald dieser in Reichweite war, packte er ihn bei den Fallschirmgurten und hievte ihn an Bord. Alle applaudierten, nur Wahoo und sein Vater nicht.
    Weil das nämlich gar nicht Derek war, sondern ein Stuntman mit ausgepolstertem Safarihemd und orangeblond gefärbtem Haar. Als der Stuntman sich die Augenbinde abnahm, hörte Tuna auf zu applaudieren und machte ein langes Gesicht.
    »Saubere Arbeit, Ricky!«, rief der Regisseur.
    »War ein Kinderspiel«, erwiderte der Stuntman.
    Er war mindestens zehn Jahre jünger und wog fünfzehn Kilo weniger als Derek und seine Sonnenbräune sah echt aus – nicht aufgesprüht.
    »Wusstest du das?«, fragte Tuna Wahoo. »Wusstest du, dass der Absprung gefakt ist?«
    »Nein, ehrlich nicht«, sagte Wahoo, den das Ganze allerdings überhaupt nicht überraschte.
    »Okay, Leute, weiter geht’s!« Der Regisseur

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