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Echte Biester: Roman (German Edition)

Echte Biester: Roman (German Edition)

Titel: Echte Biester: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Hiaasen
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Hotel zurück.«
    Sie teilte ihm mit, dass der Hubschrauber wegen des schlechten Wetters nicht aus Miami abfliegen könne.
    »Das ist doch lächerlich«, erwiderte er, gerade als von Westen her ein Unheil kündendes Donnergrollen zu hören war.
    »Sie können nicht fliegen, wenn es blitzt. Das ist zu gefährlich«, sagte Raven.
    »Gefährlich? Ha! Hast du vergessen, mit wem du hier sprichst?«
    Als Mickey Cray sich zu ihnen gesellte, streckte Derek die Arme vor, um ihm zu zeigen, was das Reptil angerichtet hatte.
    »So was passiert eben, wenn man’s wild haben will«, meinte Mickey.
    »Aber Sie sind der Tiertrainer! Wir zahlen Ihnen eine Menge Geld, damit Sie diese Tiere im Zaum halten.«
    »Wissen Sie, Mr. Beaver …«
    »Hören Sie endlich auf, mich so zu nennen!«
    »So etwas wie einen Schlangenflüsterer gibt es nicht«, fuhr Mickey fort. »Zu Hause habe ich ein paar fette, träge Schlangen, die Sie noch nicht mal beißen würden, wenn Sie einen Knoten in sie machen. Aber Sie wollten ja wilde Tiere – und die haben Sie bekommen.«
    Derek reckte das Kinn in die Höhe, sodass weitere kleine, u-förmige Bisswunden zu sehen waren, die von der Salbe feucht schimmerten. »Das ist alles Ihre Schuld, Cray!«
    Mickey sah keine Veranlassung, sich zu entschuldigen. Er wandte sich an Raven. »Was steht denn als Nächstes an? Soll ich einen Waschbären fangen? Oder vielleicht ein Stinktier?«
    »Jetzt machen wir erst mal Pause«, sagte sie.
    »Gute Idee. Da braut sich nämlich ein Unwetter zusammen.«
    »Danke für den Wetterbericht«, murmelte Derek. »Versuch noch mal, den Hubschrauberpiloten zu erwischen«, wies er Raven an. »Und zwar fix!«
    Mickey kehrte in sein Lager zurück, schluckte zwei von Tunas Kopfschmerztabletten und streckte sich auf seinem Schlafsack aus, um ein Nickerchen zu machen. Wahoo und Tuna spannten eine blaue Plastikplane über die Feuerstelle, damit das Holz trocken blieb, wenn es anfing zu schütten. Gerade als sie fertig waren, zuckte ein Blitz über den Himmel. Unmittelbar darauf folgte ein krachender Donnerschlag.
    Die Sumpfboote fuhren zu Sicklers Anlegestelle zurück. Minuten später frischte der Wind auf und es begann zu schütten. Wahoo und Tuna huschten in das Zelt des Mädchens und verschlossen die Eingangsklappe. Der Regen trommelte laut auf das Segeltuch.
    Zwischen den einzelnen Donnerschlägen war das Kreischen eines Reihers zu hören, und Tuna bemerkte: » Ardea herodias . Er schimpft über das schlechte Wetter.«
    Ihr merkwürdiges Talent verblüffte Wahoo nach wie vor. »Wie viele Namen hast du eigentlich auswendig gelernt?«
    »Keine Ahnung. Ein paar Hundert vielleicht.«
    »Aber warum denn?«
    »Weil es mir gefällt«, erwiderte sie. »Jede einzelne Tierart, die auf der Erde lebt, ist auf diese Weise von der Wissenschaft klassifiziert worden. Ich werde die Namen wohl nie alle lernen, aber versuchen will ich es schon.«
    Wahoo konnte es einfach nicht fassen. »Mir tut schon der Kopf weh, wenn ich für den Englischunterricht ein kleines Gedicht auswendig lernen muss. Wie schaffst du das nur?«
    »Hab ich doch schon gesagt. Ich lerne fleißig.« Tuna machte eine Pause, um einen weiteren Donnerschlag abzuwarten. »Bevor die Bank uns unser Haus weggenommen hat, hab ich mich jeden Abend in meinem Zimmer eingeschlossen, um dann wie eine Irre im Internet zu recherchieren. An manchen Abenden hab ich mir Insekten vorgenommen, an anderen Fische oder Amphibien, je nachdem. Ich hab vor dem Computer gesessen und die wissenschaftlichen Namen wieder und wieder vor mich hin gesagt, bis ich sie draufhatte.«
    »Hört sich zu sehr nach Hausaufgaben an. Das könnte ich nie«, sagte Wahoo.
    »Klar könntest du das auch – wenn du einen Vater hättest, der ständig hackevoll ist und sich wie ein Bekloppter benimmt. Dann würdest du dir auch einen Ort suchen, wo du dich verstecken kannst«, sagte sie, »und eine Beschäftigung, die dich von dem Irrsinn um dich herum ablenkt.«
    Wahoo wurde ganz flau im Magen. Er murmelte eine Entschuldigung und kroch aus dem Zelt. Nachdem er mehrmals tief durchgeatmet hatte, marschierte er trotz des Unwetters aufs Geratewohl los.
    Der Regen peitschte ihm ins Gesicht, und es dauerte nicht lange, bis seine Kleidung völlig durchnässt war. Unablässig zerrissen blaue Blitze den Himmel, doch Wahoo stapfte ohne mit der Wimper zu zucken wie ein Zombie weiter. Tunas Geschichte hatte ihn wütend gemacht, weil ihr Vater sie so brutal behandelte, und ihn gleichzeitig mit

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