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Echte Männer

Echte Männer

Titel: Echte Männer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sophie Andresky
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Zwillingspärchen. Meistens bin ich aber nur die nymphomane «Marcie», wenn ich mich in den Erotik-Chatrooms des www rumtreibe , und im Gegensatz zum wahren Leben bin ich dort nicht sehr wählerisch. Auch als strenge «Herrin Godiva» an der Telefon-Flirtline habe ich schon amüsante Abende verbracht. Zu hören, wie Werner aus Bottrop die ersten stammelnden Gehversuche in Sachen Dirty Talk unternahm, hatte was. Und, zugegeben, es war nicht wirklich nett von mir, Rocco aus Chemnitz, der sich als «heißer Hengst» vorstellte und mich mit seiner Pferde-Metaphorik nervte («Komm, du Dreiloch-Stute, wir suhlen uns im Stroh, ich klatsch dir auf die Flanken»   …), kurz vor dem Abspritzen etwas über Kastrationsmethoden bei Fohlen zu erzählen. Frauen sind eben nicht immer nett – aber letztendlich durch nichts zu ersetzen. Cybersex und Telefonflirts mögen ja das Safeste und Risikoärmste sein, das man so anstellen kann, aber wenn es wirklich ums Ficken geht, ist nichts besser als Fleisch. Und damit meine ich nicht das Stück zimmerwarme rohe Leber, das angeblich ein gutes Mösendouble beim Solosex abgeben soll. Ich bin ein großer Fan von flotten Fingern und einsamem Einsamen, aber es geht einfach nichts über reale Körper. Warme, duftende, schwitzende, weiche oder muskulöse fremde Körper. Und deshalb gehören die Kontaktanzeigen des Stadtmagazins zu meiner Lieblingslektüre am Samstagmorgen.Die Beziehungsannoncen machen mich eher traurig. Da berichten Neunzehnjährige von tiefen Enttäuschungen und gewagtem Neuanfang. Offensichtliche Michelinmännchen versuchen sich als «knuddelige Bären» anzupreisen, und der krampfhafte Humor mancher Gesuche wirkt so verzweifelt, dass ich am Ende der Anzeige eher die Nummer eines Spendenkontos erwarte als die der Chiffre. Ganz schlimm finde ich auch die großen Selbstüberschätzer. «Er, junggebliebener Selfmademan Ende fünfzig mit Ecken und Kanten sucht attraktives, superschlankes, süßes, zärtliches Mäuschen.» Da ist doch klar, dass das ein inkontinenter, pleite gegangener Greis ist, der eine arme Osteuropäerin ködern will, damit sie ihm die durchnässten Laken wendet. Sehr viel lustiger sind die Sex-Anzeigen. Manche Leute haben nicht nur Phantasien im Kopf, sondern ganze Drehbücher. Eine blonde Fay Wray wünscht sich drei gutgebaute schwarze Männer (Schwanzlänge exakt angegeben), die sie vor den Augen ihres gefesselten «Ehetrottels» nacheinander rannehmen, während sie gleichzeitig ebenjenen Ehetrottel noch aufs übelste beschimpfen. Auch asiatische Mädchen, die dem Anzeigenkunden ihre getragenen Höschen mit ungewaschenen Füßen in den gierigen Schlund stopfen, sind hoch im Kurs. Ganz zu schweigen von dem heißen Uhura-Model, das sich einen Klingonen in voller Montur zur Begattung ersehnt, der ihr die intergalaktischen Flausen mit seinem Laserschwert austreibt und sie in Sphären höchster Ekstasen beamt. Und dann doch wieder der Purist, der in seiner kostengünstigen Anzeige nur fragte: «Ficken? Tel   …»
    Ein bisschen mehr möchte ich schon über den Inserenten erfahren. Und nicht aus allen Wolken fallen,wenn man denjenigen dann leibhaftig trifft. Klar, dass die «heiße Britney Spears» kein sexy Teenagerluder ist, sondern eine blondierte Vorstadtschabracke, das kann man sich schon denken. Und dass der Tantrameister aus Berlin-Kreuzberg wahrscheinlich ein ungewaschener, filzhaariger Schwafler ist, auch. Fünf Kilo und vier Jahre sollte man bei Frauen immer rauf und zehn Zentimeter Körperlänge und 1000   Euro Nettoverdienst bei Männern runterrechnen. Aber selbst, wenn Text und Wirklichkeit einigermaßen übereinstimmen, hat so ein Kontaktanzeigen-Date noch seine Tücken. Dass man die Risiken, Perversen in die Hände zu fallen, minimiert, ist klar. Keine Festnetznummern, Adressen und Nachnamen rausgeben. Nie in privaten Wohnungen treffen. Nie ein Date vereinbaren, ohne jemandem Bescheid zu sagen und z.   B. Kontrollanrufe zu verabreden. Immer an öffentlichen Orten treffen und das Hotel selbst bestimmen, wobei natürlich der Mann das Anmeldeformular ausfüllt, nicht ich. Und niemals nicht unter keinen Umständen Handschellen, verbundene Augen oder Ähnliches. Es gibt Dinge, die sollten längeren Beziehungen vorbehalten bleiben. Mein Anblick in Sportunterwäsche, der Kirschkuchen-Besuch bei Oma und Opa und S/​ M-Spielarten mit eingeschränkter Bewegungsfreiheit gehören dazu. Allerdings muss man ins Bett ja erst mal kommen, bevor man in

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