Echte Männer
feuchtere Gefilde vorstoßen kann. Liebe Männer, könnt ihr euch bitte abgewöhnen, den Satz «Ich weiß einfach nicht, was Frauen erwarten» vor euch hin zu winseln? So kompliziert sind Frauen nicht. Was sie wollen, sind Interesse und Aufmerksamkeit. Deshalb: Seht ihr in die Augen, fragt nach, merkt euch, was sie sagt, lasst sie ausreden, reagiert darauf. Und spart euch bloß diese 08/1 5-Kom plimente .Keine Frau mit hüftlangem blonden Wallehaar ist überrascht, wenn sie hört, dass sie schöne Haare hat. Also sagt ihr etwas, das sie nicht oft hört. Bei einer besonders attraktiven Frau bringt’s ein Satz über ihre inneren Werte (Witz, Bildung oder auch Stimme, Gang usw.). Bei einer eher unscheinbaren Intellektuellen kommt es dagegen gut, wenn man ihre Sinnlichkeit bemerkt. Sucht schöne Dinge abseits der Kompliment-Trampelpfade wie Augen, Brüste, Po. Besonders gut fühlt es sich an, wenn das kein pures Geseier ist, sondern so kommt, dass ich darauf reagieren kann, also nicht dieses «Du bewegst dich aber sexy», sondern «Du bewegst dich so elegant, hast du mal Ballett getanzt?» oder «Deine Stimme macht mich ganz kribbelig, singst du vielleicht?». Auch bei Gesprächspausen ist es eine gute Idee, einfach zu sagen, was euch auffällt. Der schöne Ohrstecker, die Haarsträhne, die im Licht glänzt, das umwerfende Lächeln. Das, liebe Männer, nennt man Charme, und Frauen stehen darauf. Unnötig zu sagen, dass Kritik, möge sie auch noch so konstruktiv sein, beim Flirten nichts zu suchen hat. Wenn sie ein Wort falsch ausspricht, Neu-Delhi nach Sri Lanka verlegt oder nicht weiß, was eine Consommé ist, ignoriert es. Wenn in dem Laden, in dem ihr sitzt, gerade der Miss-Wet- T-Shirt -Contest stattfindet: Seid blind für sämtliche Bewerberinnen. Eine Frau will das Gefühl haben, dass sie alleine von Interesse ist und sonst gar nichts. Behandelt andere Frauen in ihrer Gegenwart aber niemals herablassend oder unhöflich. Sprecht nicht gemein von eurer Exfreundin, lästert nicht über die Cellulitis des letzten Flirts, Frauen sind solidarischer, als ihr glaubt. Erzählt von euch, statt diese unsäglichen «Lieblingsfragen» zu stellen («Was ist dein Lieblingsfilm?»– «Was ist deine Lieblingsjahreszeit?»). Ich sitze doch nicht beim Therapeuten, sondern bei einem Date. Die humorvolle Beschreibung der letzten Autopanne ist viel spannender, als einen Fragenkatalog abzuhandeln. Lasst euch auf kein Gespräch über Kalorien, Politik, Emanzipation, Religion oder eure Mutter ein. Und wenn ihr dann noch zum Nachtisch näher zusammenrückt und euch gegenseitig mit etwas Süßem füttert, ist die Nacht so gut wie geritzt. Denn nichts von all den schrägen Dingen, die im Chatroom besprochen oder an der Flirtline gesagt werden, ist so sexy wie ein witziger, charmanter realer Mensch mit einem warmen, duftenden Körper und einem Mund, der hinreißend sahnig nach Tiramisu schmeckt.
Ein bisserl bi schadet nie
Mein Erster hatte eine Knollennase, eine fetischistische Liebe zu Quietsche-Entchen und eine unglaublich nervige Lache. Ich fand seinen Geschmack bei der Wahl seines Schlafzimmerpartners indiskutabel, denn sein Auserwählter war eine eierköpfige Spaßbremse. Später hatte ich eher Mitleid mit dem Eierkopf. Aber meine Verwunderung über diese merkwürdige Lebensgemeinschaft hat sich bis heute erhalten. Ernie und Bert waren das erste schwule Paar, das ich kennenlernte, und hätte es später nicht «Will & Grace» gegeben mit diesem zum Sterben schönen, knackärschigen, immer gutangezogenen, unglaublich kultivierten Will, hätte ich wohl noch lange gedacht, Schwule trügen gestreifte Pyjamas und lösten nachts gemeinsam Zahlenrätsel.
Seitdem haben uns unendlich viele Serien, Kinofilme und Theaterstücke klarmachen wollen, dass Schwule die besseren Männer sind. Sie wissen, dass man sich einen Energizer ins Haar massiert und nicht auf Eis trinkt, sie schätzen Makosatin-Bettwäsche und schluchzen bei Filmen von Sofia Coppola lauter als wir selbst. Allerdings gibt es auch eine gute Nachricht, liebe Männer. Frauen wissen nämlich durchaus, welchen entscheidenden Makel schwule Männer haben: Sie wollen uns nicht.
Ihre Pupillen spielen nicht Pingpong, wenn unser Dekolleté entscheidende Einblicke gewährt. Sie rufen uns nicht mit dem Handy aus dem Fahrstuhl an, um uns zu sagen, dass sie gerade davon träumen, unsere Muschi zu lecken. Und sie küssen auch nicht diese kleine empfindlicheStelle hinter dem Ohr und flüstern,
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