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Echte Morde

Echte Morde

Titel: Echte Morde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlaine Harris
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eingeladen."
    „Mhm."
    „Du sollst ihn aus seinem Seminarraum abholen."
    „Ja."
    „Lizanne hat diesen Robin definitiv abgelegt." Amina und Lizanne hatten schon immer eine seltsame Beziehung gehabt.
    Amina arbeitete mit Charme und Persönlichkeit, Lizanne mit Aussehen, aber beide hatten sich mit erstaunlicher Geschwindigkeit durch den gesamten männlichen Bevölkerungsteil Lawrencetons und Umgebung gearbeitet.
    „Lizanne hat ihn mir in aller Form vermacht", teilte ich Amina mit.
    „Sie sitzt nicht auf ihren Trophäen", musste Amina ihrer langjährigen Konkurrentin zugestehen. „Wenn sie einen Mann nicht mehr will, dann sagt sie ihm das und lässt ihn weiterziehen.
    Gut: Wenn du dich mit ihm in der Uni triffst, kannst du davon ausgehen, dass er in einem Seminarraum voll junger Küken sitzt, die alle nur daraufbrennen, mit einem berühmten Schriftsteller ins Bett zu gehen. Hässlich ist er auch nicht, was?"
    „Man könnte ihn nicht gerade als Prototypen eines gutausse-henden Mannes bezeichnen", sagte ich. „Aber er hat Charme."
    „Egal: Dass du mir ja nicht in Rock und Bluse aufläufst, wie du das bei der Arbeit immer machst."
    „Was schlägst du stattdessen vor?", erkundigte ich mich leicht unterkühlt.
    „Hör mal, du rufst mich an, weil du meinen Rat willst!", erinnerte mich Amina. „Den kannst du auch haben. Du hast gerade etwas Furchtbares erlebt, und nichts baut so gut wieder auf wie neue Klamotten. Außerdem kannst du sie dir leisten. Also gehst du übermorgen gleich wenn er aufmacht in den Laden meiner Mutter und kaufst dir was. Vielleicht eins dieser klassischen Kleider, mit denen man sich überall sehen lassen kann und immer richtig angezogen ist. Bleib bei deinen kleinen Ohrringen, die sind das Richtige bei deiner Größe, und häng dir höchstens ein paar Goldkettchen um." (Ein paar? Ich konnte froh sein, die eine zu besitzen, die Mutter mir mal zu Weihnachten geschenkt hatte! Amina bekam von ihren Verehrern zu jeder passenden und unpassenden Gelegenheit Goldkettchen geschenkt, dicke, dünne, lange, kurze, je nachdem, wie begütert der jeweilige Verehrer war. Sie hatte wahrscheinlich zwanzig.) „Damit liegst du für ein einfaches Mittagessen in der Stadt genau richtig", beendete Amina ihre Ausführungen.
    „Du meinst, dann nimmt er mich als Frau wahr und nicht nur als seelenverwandte Mordbegeisterte?"
    „Wenn du willst, dass er dich als Frau wahrnimmt, begehre ihn einfach."
    „Was?"
    „Damit meine ich nicht, du sollst dir die Lippen lecken und stöhnen. Unterhalte dich normal mit ihm. Tu nichts Aufsehenerregendes. Du musst dein Gesicht wahren, falls er kein Interesse hat." Was das Gesichtwahren betraf, hätte es Amina mit jedem Japaner aufnehmen können.
    „Wie genau stelle ich das denn an?"
    „Begehre ihn einfach! Lass alles ganz normal laufen, aber konzentrier dich irgendwie auf deinen Körper, auf den Bereich zwischen Taille und Knie, falls du verstehst, was ich meine, und dann schickst du Wellen aus. Keine Sorge, das kannst du. Das ist wie bei der Kegelübung: Man kann niemandem zeigen, wie die geht, aber wenn man sie einer Frau beschreibt, versteht sie sie schon und kann sie nachmachen."
    „Ich werde es versuchen", sagte ich ein wenig zögerlich.
    „Keine Sorge, das klappt von ganz alleine!" Amina schien davon überzeugt. „Hör mal, ich muss Schluss machen, es hat gerade geklingelt. Ruf mich an und halt mich auf dem Lau-fenden ja? Houston ist echt Klasse, bis auf eine Sache: Du bist nicht hier."
    „Du fehlst mir", sagte ich seufzend.
    „Du fehlst mir auch, aber für dich wurde es Zeit, dass ich verschwinde", verkündete Amina entschieden und legte auf.
    Hatte sie den letzten Satz wirklich gesagt — und womöglich auch noch ernst gemeint? Anfangs mochte ich das nicht glauben, musste mir dann aber eingestehen, dass Amina recht hatte.
    Jahrelang war ich die beste Freundin der beliebtesten Frau meiner Altersgruppe gewesen, eine Rolle, die vorsah, dass ich gar nicht erst versuchte, das Beste aus mir zu machen. Denn selbst mein Bestes wäre nie in der Lage gewesen, mit Amina zu wetteifern, weswegen mir fast nichts anderes übrig geblieben war, als zur unscheinbaren Intellektuellen zu mutieren. Aus diesem Dilemma hatte mich ihr Auszug nach Houston befreit.
    Die Hand immer noch auf dem Hörer saß ich da und sinnierte über Aminas Anweisungen. Als das Telefon klingelte, tat ich vor Schreck einen kleinen Satz.
    „Ich bin es noch mal", sprudelte Amina hastig los. „Franklin wartet im

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