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Echte Morde

Echte Morde

Titel: Echte Morde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlaine Harris
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einmal an der Vorderseite unserer Häuser vorbeifahren, um dann seitlich in die Zufahrt zu den Parkplätzen hinter der Anlage einbiegen zu können. Vor unserer Häuserzeile stand ein Mann auf dem Bürgersteig, der uns sein blasses Gesicht zuwandte, als wir an ihm vorbeifuhren. Im Licht der Straßenlaterne meinte ich, Perry zu erkennen.
    So genau könnte ich das aber nicht mehr sagen, denn ich wurde von dem Kuss abgelenkt, den Robin mir bei der Verabschiedung an der Hintertür gab. Der Kuss kam unerwartet und war köstlich. Der Größenunterschied zwischen uns konnte höchst zufriedenstellend überwunden werden. Vielleicht war Robins Einladung ja doch nicht so unpersönlich gewesen, wie ich befürchtet hatte: Dem Kuss hatte es jedenfalls von seiner Seite aus nicht an Begeisterung gemangelt. Im Gegenteil.
    Leise vor mich hin summend stieg ich die Treppe hinauf. Ich fühlte mich sehr attraktiv und verführerisch, und als ich in mein dunkles Schlafzimmer schlüpfte und aus dem Fenster sah, lag die Straße leer und still unter mir.

    In dieser Nacht schüttete es. Ich wachte von dicken Tropfen auf, die gegen meine Fensterscheibe schlugen. Durch meine Vorhänge sah ich Blitze zucken.
    Ich schlich nach unten und überprüfte sämtliche Schlösser an meinen Türen. Ich lauschte, hörte aber nur den Regen. Ich spähte aus allen Fenstern und sah nichts als den Regen und das Wasser, das, von der Straßenlaterne vor dem Haus beleuchtet, die kleine Böschung hinab zum Regenabfluss am Ende der Straße schoss. Nirgendwo rührte sich etwas.

    KAPITEL ELF
    Am nächsten Morgen aufzustehen und zur Arbeit zu gehen fiel mir schwer, war aber beruhigend. Ich ertappte mich dabei, wie ich unter der Dusche vor mich hin summte und ich legte mehr Lidschatten auf als sonst, aber mein Jeansrock, die gestreifte Bluse und das zum Zopf geflochtene Haar fühlten sich an wie eine vertraute Uniform. Lillian und ich waren den ganzen Vormittag damit beschäftigt, in einem fensterlosen Raum Bücher zu reparieren. Wir schafften es, miteinander auszukommen, indem wir Kochrezepte austauschten und die schulischen Fortschritte von Lillians siebenjähriger Tochter erörterten. Wobei sich mein Part bei der Diskussion über das Kind auf bewundernde Laute beschränkte, was mir recht war. Vielleicht hatte ich eines Tages auch Kinder - vielleicht kräftige, blonde? Oder Riesen mit großen Nasen und lichterlohem Haar? Wie auch immer: Wenn es so weit war, würde bestimmt auch ich aller Welt mitteilen wollen, wie wunderbar sie waren.
    Als die Mittagspause nahte, war es gut, vom Arbeitstisch aufstehen und sich dehnen zu können. Ich fuhr zum Essen heim.
    Morgens war ich so spät in die Gänge gekommen, dass es nur zu einem hektischen Frühstück gereicht hatte, also war ich hungrig und versuchte schon während ich die Haustür aufschloss, mir den Inhalt meines Kühlschranks zu vergegenwärtigen. Von daher erschrak ich nicht, als hinter mir eine Stimme ertönte, sondern war höchstens genervt, weil meine Mahlzeit nun erst mal ins Wasser fiel.

    „Roe! Teentsy wusste, dass Sie um diese Zeit heimkommen", sagte der alte Mr. Crandall. „Hören Sie, wir haben bei uns drüben ein kleines Problem."
    Seufzend stellte ich jeden Gedanken an Nahrung hintan und drehte mich um. „Was für ein Problem, Mr. Crandall?"
    Mr. Crandall neigte nicht zu großen Reden, außer, wenn es um Schusswaffen ging. So hatte ich rasch kapiert, dass ich Teentsys Problem mit ihrer Waschmaschine wohl nur verstehen würde, wenn ich den alten Herrn nach Hause begleitete.
    Ich hatte kein Recht, mich überrumpelt und ausgenutzt zu fühlen, immerhin war ich die Hausverwalterin, und es war mein Job, mich um anfallende Probleme zu kümmern. Aber ich hatte mich so auf mein Essen gefreut, ohne Lillians andauerndes Gebrabbel im Ohr. Außerdem war Mittwoch, also wartete wahrscheinlich die neueste Ausgabe der Zeitschrift Time in meinem Briefkasten. Leise seufzend machte ich mich auf, um in Mr. Crandalls Kielwasser über die Terrasse zum Hintereingang seines Hauses zu gehen.
    Waschmaschine und Trockner der Crandalls standen, wie bei den anderen Wohneinheiten, im Keller. Eine gerade, recht steile Treppe führte dort hinunter, auf der einen Seite durch die Wand begrenzt, auf der anderen bis auf ein Geländer offen.
    Dicht gefolgt von Teentsy, die mir die Waschmaschinenkatastrophe in haarfeinen Details schilderte, klapperte ich die Treppe hinunter und entdeckte gleich unten am Fuß derselben den verräterischen, sich

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