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Echte Morde

Echte Morde

Titel: Echte Morde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlaine Harris
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Ersatzschlüssel für diese beiden Schlösser geben."

    Während Mr. Crandall grummelnd kundtat, das Heim eines Mannes sei seine Burg und ihm widerstrebe es zutiefst, jemandem den Schlüssel dazu auszuhändigen, selbst einem so netten Mädchen wie mir, war Teentsy bereits auf den Beinen und wühlte in der Küchenschublade. Rasch hatte sie eine Handvoll Schlüssel gefunden und fing an, sie zu sortieren, einen besorgten Ausdruck im Gesicht.
    „Wie lange will ich die nun schon durchgehen und alles aussortieren, was wir nicht mehr brauchen!", ächzte sie. „Man sollte meinen, ich hätte Zeit, jetzt, wo ich in Rente bin, aber irgendwie bin ich noch nicht dazu gekommen. Hier! Das müssen die Ersatzschlüssel für die neuen Schlösser sein. Jed? Probierst du sie aus, damit wir sicher sein können?"
    Während ihr Ehemann gehorsam die Schlüssel ausprobierte, schob Teentsy den restlichen Haufen ein wenig hilflos hin und her. „Das dürfte der Schlüssel für unseren alten Laster sein, den hier kenne ich gar nicht ... wissen Sie was, Roe, jetzt, wo wir darüber reden: Einer dieser Schlüssel gehört zum Haus nebenan, das Mr. Waites jetzt gemietet hat. Sie erinnern sich doch bestimmt an Edith Warnstein, die vorher dort wohnte. Sie hatte uns einen Schlüssel gegeben, weil sie sich so oft ausgesperrt hat. Sie wären ja immer bei der Arbeit, fand sie."
    „Bringen Sie mir den Schlüssel doch einfach vorbei, wenn er auftaucht", bat ich, während Mr. Crandall mir die beiden Ersatzschlüssel gab, die sich als die richtigen entpuppt hatten.
    Ich bedankte mich bei Teentsy für das wunderbare Mittagessen - nicht ohne Schuldgefühle, weil sie mich so nett gefüttert hatte und ich es ihr dankte, indem ich in ihre Burg eindrang.
    Manchmal konnte es nerven, wenn man derart pflichtbewusst war. Während ich mich noch von den Crandalls verabschiedete, traf der Klempner ein, und meine Schuldgefühle verrauschten umgehend. Ich persönlich hätte dem Mann aufgrund seines äußeren Erscheinungsbildes nur ungern meine Waschmaschine anvertraut — Zweitagebart, lange, von einem bunten Taschentuch zusammengehaltene Haare und ein Overall in Leuchtfarben -, aber er schulterte seine Werkzeugkiste recht fachmännisch und machte sich doch tatsächlich Notizen, als ich ihm erklärte, die Rechnung für die Reparatur ginge an das Büro meiner Mutter.
    Ich verließ die drei mit dem guten Gefühl, erstklassigen Service geliefert zu haben.
    Vor der Gartenpforte der Crandalls wäre ich fast mit Bankston Waites zusammengestoßen, der sich gerade eine Golftasche auf die Schultern lud. Bankston sah frisch geschrubbt aus, als wäre er eben der Dusche entstiegen. Offenbar kam er gerade vom Country Club zurück, wo er wohl eine Runde gegolft hatte.
    Er schien überrascht, mich zu sehen. „Haben die Crandalls ein Problem mit den Rohren?" Fragend deutete er mit dem Kinn auf den Lieferwagen des Klempners.
    „Ja", antwortete ich geistesabwesend, denn ein Blick auf die Uhr hatte mich kurzzeitig abgelenkt. „Ist mit deiner Waschmaschine und dem Trockner alles in Ordnung?"
    „Bestens. Sag, Roe, wie geht es dir eigentlich nach all den Aufregungen der letzten Tage?"
    Bankston wollte bestimmt nur nett und höflich sein, aber mir fehlten zum Plaudern Zeit und Lust.
    „Eigentlich ganz gut, danke. Ich höre, ihr wollt heiraten?" Gerade noch rechtzeitig war mir eingefallen, dass ich ihm ein paar passende Worte schuldig war. „Das freut mich. Ich hatte neulich beim Treffen keine Gelegenheit, etwas zu sagen, das möchte ich gern nachholen. Herzlichen Glückwunsch!"
    „Danke, Roe", antwortete Bankston auf die ihm eigene, bedächtige Art und Weise. „Melanie und ich konnten uns endlich richtig kennenlernen, das ist ein großes Glück." Seine klaren Augen leuchteten: Die starken Gefühle, die Melanie ihm entgegenbrachte, wurden eindeutig erwidert. Um die Wahrheit zu sagen: Ich wurde ein bisschen neidisch. Wie hatten diese beiden phlegmatischen Menschen es nur fertiggebracht, einander „richtig kennenzulernen"? Nur gut, dass ich es unterdessen eilig hatte und wahrscheinlich schon zu spät zur Arbeit kommen würde, denn so konnte ich mir keine Ausführungen diesbezüglich anhören.
    „Herzlichen Glückwunsch!", wiederholte ich fröhlich und fast schon ernstgemeint. „Ich muss mich beeilen!" Im Sturmschritt eilte ich zurück in mein Haus, um die Schlüssel der Crandalls an meinem offiziellen Schlüsselbund unterzubringen. Obwohl ich eigentlich dringend in die Bibliothek

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