Echte Vampire beißen sanft
zumVorspiel.« Jerry setzte sich etwas anders hin, so dass ich mit dem Kopf an seine Brust gelehnt dalag. Ich konnte den Blick nicht von der Tüte in seiner Hand abwenden. Das Eis schmolz bereits und lief ihm über die Finger. »Greif zu, Glory Nur keine falsche Bescheidenheit.«
Ich streckte die Zunge heraus. Süß, dunkel und genauso erotisch wie der edle Spender, der lächelnd verfolgte, welche Gaumenfreuden mir sein Geschenk bescherte. Wie war das vorhin? Dein Vergnügen ist auch mein Vergnügen... Gierig biss ich in die kühle Köstlichkeit und leckte Jerrys Finger ab, ehe ich seine Hand zur Seite schob.Warum meine Zeit mit Essen verschwenden, wenn neben mir ein Adonis lag, der bereit war, einen viel größeren Heißhunger zu stillen? Ein Mann, der sich hervorragend darauf verstand, mich zu verwöhnen, und – was noch besser war – sich auch die nötige Zeit dafür nahm. Ich schob ein Bein über seine Hüften, und er ließ endlich, endlich zu, dass ich ihn in mich aufnahm. Ich schauderte. Er füllte mich aus, wie kein anderer Mann es jemals getan hatte. Keiner.
»Gloriana«, flüsterte er und rollte sich auf mich. »Ist dir schon Hören und Sehen vergangen?«
Ich tat, als würde ich nach seinem Gesicht tasten. »Noch nicht, aber es verschwimmt schon alles vor meinen Augen.« Als er uns erneut herumdrehte, ohne den Körperkontakt zu unterbrechen, so dass ich wieder auf ihm zu liegen kam, quietschte ich überrascht auf, und der Stellungswechsel bescherte mir einen plötzlichen Orgasmus.
»Ich glaube fast, das ist besser als Schokolade«, flüsterte ich.
»Ach ja?« Er machte eine Bewegung, die einen weiteren Stromstoß durch meinen Körper jagte.
»O ja«, keuchte ich, noch etwas außer Atem. »Das ist eindeutig besser als Schokolade. Viel besser.« Ich küsste ihn und klammerte mich an ihn, als er erneut begann, sich in mir zu bewegen. So gut, so gut, so unglaublich, unbeschreiblich gut. Ich schloss die Augen, weil mir schwindelte, und dann schlugen die Wogen der Lust noch einmal über mir zusammen.
Als ich die Augen wieder öffnete, lag ich in Jerrys Bett. Keine Schokolade, keine Erdbeeren, keine Zitronentarte weit und breit. Und vor allem kein Jerry.
»Endlich bist du wach.« Valdez ließ meine Handtasche auf das Kopfkissen plumpsen. »Dein verdammtes Mobiltelefon klingelte schon den ganzen Tag. Kannst du mir mal erklären, wie ich meinen Pflichten als dein Bodyguard nachkommen soll, wenn ich total unausgeschlafen bin?«
»Hör auf zu jammern, das passt nicht zu dir, Schnauzbart.« Ich strich mir die Haare aus der Stirn und richtete mich auf. Hoppla. Ich war noch nackt. Ich schnappte mir das Laken und deckte mich bis zum Kinn zu. Valdez ist jetzt seit fünf Jahren mein Beschützer, und in dieser Zeit hat er vermutlich mehr von mir gesehen, als ihm lieb war, aber das hieß noch lange nicht, dass ich in seiner Gegenwart die Exhibitionistin geben wollte. Er mag zwar aussehen wie ein Hund, aber ich weiß, dass er nicht wirklich einer ist. Davon zeugt das eindeutig männliche Funkeln in seinen dunkelbraunen Augen.
»Wo steckt Blade?« Ich schob ihn vom Bett. »Dreh dich um.« Er tat wie geheißen, und ich düste ins Bad, wo, wie ich weiß,stets Jerrys kuscheliger Frotteemorgenmantel an derTür
hängt. Er ist mir viel zu lang, aber wenigstens bedeckt er mich vom Hals bis zu den Zehen.
»Blade ist unten und führt eine hitzige Diskussion mit Mara.« Der Titelsong von »Phantom der Oper« ertönte. Mein Handy. Ich liebe Musicals. »Phantom der Oper« ist mein großer Favorit, aus nachvollziehbaren Gründen. Valdez sprang wieder aufs Bett und stierte meine Tasche bitterböse an. »Willst du nicht endlich rangehen?«
Ich schnappte mir die Tasche und fischte das Telefon heraus, aber es war zu spät. Ein Piepton signalisierte mir, dass eine neue Nachricht auf meiner Mailbox eingegangen war. Ich drückte auf »Unbeantwortete Anrufe«. Holla. Zehn Stück, die meisten davon von der Feuerwehr, die übrigen von den Angestellten, die tagsüber in meinem Laden arbeiten. Und der Vampir, der gelegentlich nachts für mich einspringt, hatte mir gerade die sechste Nachricht auf Band gesprochen.
»Eine hitzige Diskussion? Worum geht es denn?«
»In erster Linie um Westwood. Die beiden stacheln sich gegenseitig mit Hasstiraden an und schmieden Schlachtpläne.«
»Ach so. Ich dachte schon, sie hätten sich in die Haare gekriegt.« Mara MacTavish ist die Witwe von Jerrys bestem Freund, der dem Vampirjäger zum Opfer
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