Echte Vampire beißen sanft

sich offenbar nicht dazu herabgelassen, sie in seine Pläne einzuweihen.
    »Ich muss zu meinem Laden. Jemand von der Feuerwehr will mich zu dem Brand befragen.« Ich erhob mich und fischte einen BH und einen Stringtanga aus dem Wäschekorb. Wenigstens meine Unterwäsche war nicht eingegangen, wenngleich der BH, Körbchengröße DD, etwas mitgenommen aussah.Aber bei diesen Dimensionen ist das Material ja normalerweise ziemlich hart im Nehmen, und bei einem Stringtanga gibt es schrumpftechnisch ohnehin nicht allzu viel Potenzial.
    »Brandstiftung. Das war garantiert Westwood.« Mara ballte die Fäuste.Was gäbe ich nicht alles dafür, auch einmal so schmal geschnittene Hüftjeans wie sie tragen zu können! Dazu trug sie ein ärmelloses Top, das bis knapp über den Hosenbund reichte. Die Männer stehen auf diesen Look. Fehlte nur noch das Piercing im Bauchnabel. Leider ein Ding der Unmöglichkeit bei Vampiren. Ich hab’s probiert. Durch den heilenden Schlaf wachsen die Löcher immer wieder zu. Ist das fies oder was?
    »Ja, vermutlich steckt er dahinter.« Ich war nahe daran, ihr eine Hand auf die Schulter zu legen, tat es dann aber doch nicht.Wir sind nicht gerade dicke Freundinnen, dabei kenne
ich Mara, seit ich Jerry zum ersten Mal auf Schloss Campbell besucht habe. Doch als Schauspielerin, die der untersten Kaste entstammt, bin ich kein passender Umgang für eine selbst ernannte schottische Landadelige. Sie und MacTavish waren schwer verliebt gewesen. Und jetzt baumelten die Fangzähne ihres Mannes an der Halskette eines Vampirjägers.
    »Valdez hat erzählt, du hättest dich vorhin mit Blade über Westwood unterhalten?«
    »Unterhalten?« Sie sah mit gerümpfter Nase auf meinen Hund hinunter, der zu ihren Füßen saß (habe ich erwähnt, dass Mara umwerfend gut aussieht?) und offenbar auf ein paar Streicheleinheiten hoffte. Da konnte er lange warten. »Wir haben Kampfparolen ausgegeben.«
    »Kann ich mir vorstellen. Ich hasse Westwood auch.« Ich setzte mich neben sie, wobei ich den gebührenden Abstand einhielt. Mara hält wie gesagt nichts von Vertraulichkeiten mit Angehörigen der Unterschicht. »Was soll jetzt in Bezug auf ihn geschehen?«
    »Jeremiah und ich werden ihn aufspüren, und dann...« In ihren grünen Augen glänzten unvergossene Tränen. Ein einzelner kristallklarer Tropfen lief ihr über die porzellanweiße Wange. War ja klar, dass es ihrer Schönheit keinen Abbruch tut, wenn sie Tränen vergießt.Wenn ich weine, bekomme ich eine rote Nase und verquollene Augen, wie das bei Angehörigen der Unterschicht üblich ist.
    »Seid bloß vorsichtig.Westwood ist steinreich und mit der allerneuesten Technologie ausgestattet.« Er besaß zum Beispiel einen Vampirdetektor. Wie ich dieses Ding hasse. Da habe ich mich, nicht zuletzt dank meiner schauspielerischen Begabung, jahrhundertelang erfolgreich in die Welt der Sterblichen integriert, und dann kommt dieser Typ mit seiner Laserkanone, und schwupps, ist meine Tarnung dahin.

    »Wir werden schon aufpassen. Und wir werden ihn vernichten.« Mara sprang auf. Ihre Tränen waren ob ihrer Rachegelüste getrocknet. »Aber erst soll er leiden.« Valdez suchte schleunigst das Weite, als sie mit dem Fuß aufstampfte. Nicht, dass ihm eine Prada-Sandale viel anhaben könnte.
    »Schöne Schuhe«, bemerkte ich abwesend. Ich hörte ihren kleinen Vortrag nicht zum ersten Mal, und Westwood war nicht das einzige steinreiche Lebewesen auf diesem Planeten.
    »Du bist doch wirklich zu gar nichts nütze.« Sie bedachte mich mit einem verächtlichen Blick, ehe sie hinausstürmte und die Tür hinter sich zuknallte.
    »Der ging unter die Gürtellinie.« « Valdez hopste aufs Bett und stupste meine Jeans an. »Das wird eine Herausforderung.«
    »Du hättest sie in ihren knochigen Hintern beißen sollen. Sie hat mich beleidigt.« Ich griff mir meine Jeans und was ich sonst noch brauchte und marschierte ins Bad.
    Valdez verfolgte es vom Bett aus. »Blade würde nicht zulassen, dass ich Mara etwas antue. Er ist immer sehr um ihr Wohl besorgt.«
    »Ich weiß.« Ich lehnte mich an den Türstock. »Aber sie hat Recht, ich bin wirklich zu nichts nütze.«
    »Gar nicht wahr. An Halloween hast du den Abend gerettet. « Valdez leckte sich die Pfote. »Wenn du Westwood nicht im entscheidenden Moment abgelenkt hättest, wäre von dir nicht mehr viel mehr übrig als zwei Fangzähne an einer Schnur.«
    »Ja, das war ziemlich cool.« Ich war damals dem Tod durch den Pfahl nur mit knapper Not