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Echte Vampire beißen sanft

Titel: Echte Vampire beißen sanft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: G Bartlett
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Bademantel auf den Boden fallen. Zu nichts nütze? Das ließ ich mir nicht einreden. Ich musste mich eben um die Instandsetzung meines Ladens kümmern und konnte deshalb nicht bei der Suche nach Westwood helfen, aber ich war durchaus zu so einigem nütze. Ich drehte das Wasser auf und stieg in Jerrys dekadente Dusche.
    O Mann, aus einer der Massagedüsen in der Wand spritzte ein Strahl genau an die richtige Stelle. Ich fühlte mich in gewissen Körperbereichen doch etwas mitgenommen, nachdem ich mit Blade so ausgiebig im Bett herumgeturnt war. Wo mochte er wohl stecken? Ich hätte nichts dagegen gehabt, wenn er jetzt überraschend hereingeplatzt wäre. In einer Dusche konnte man ja so einiges anstellen. Ha! Von wegen zu nichts nütze. Und falls mich deswegen jemand für eine Schlampe halten sollte, ich kann damit leben.
     
    »Sie kommen über eine Stunde zu spät.«
    »Wieso? Wir waren doch für halb zwölf verabredet.« Ich
blickte Steve Fleming tief in die Augen und sorgte dafür, dass er mir glaubte.
    »Oh. Hatte ich vergessen.« Er war etwa Mitte dreißig und gut gebaut, und er erinnerte mich an den jungen Hugh Grant. Dunkles, gewelltes Haar, funkelnde Augen, und, hach, ein schwarzer Cowboyhut. Ich wäre nicht abgeneigt gewesen, wenn ich nicht gerade Sex mit einem Vampir gehabt hätte, der bei einer Frau Begierden zu wecken vermag, von denen sie nicht einmal ahnt, dass sie in ihr schlummern. Sterbliche sind so... gewöhnlich. Selbst die gut gebauten mit der seltenen Blutgruppe AB negativ. Dieser hier trug Jeans und ein kariertes Westernhemd, das seine Augenfarbe, ein unglaubliches Blau, betonte.
    Er sah auf seine Armbanduhr und tippte sich dann an den Hut. »Tut mir leid, Ma’am.« Wie süß! »Wo sind nur meine guten Manieren abgeblieben. Können wir noch einmal von vorn anfangen?« Er grinste. Makellose Zähne. Diesbezüglich sind einige der älteren Vampire nicht gerade... Nun, ein Kieferorthopäde hätte sich vor ein paar Jahrhunderten eine goldene Nase verdienen können.
    »Äh, klar, kein Problem, Steve.«
    »Ich zeige Ihnen, was wir gefunden haben.« Er öffnete das Sicherheitsgitter vor der Tür. Diese Dinger waren mir anfangs ein Dorn im Auge gewesen; ich war mir vorgekommen wie im Gefängnis. Doch jetzt war ich heilfroh darum, denn sie hielten ungebetene Gäste ab... Ja, ich gebe zu,sonderlich einladend wirkte das Geschäft zurzeit nicht gerade.
    Ich war nicht erpicht darauf, hineinzugehen. »Woher haben Sie den Schlüssel?«
    »Vom Vermieter. Passen Sie auf, wo Sie hintreten; hier liegen überall Scherben und Trümmer herum.«
    Trümmer. Gestern noch ein hübscher Vintage-Laden, in dem
man Cocktailkleider aus den 1950er-Jahren kaufen konnte, heute eine ausgebrannte Ruine. Ich gab mir einen Ruck und trat ein; es musste sein.
    »Herrje, das ist ja grauenhaft!« Ich hatte mir zwar geschworen, mich nicht aufzuregen, aber jetzt stiegen mir doch die Tränen in die Augen. Der Boden war übersät mit nassen, schmutzigen Kleidern und aufgequollenen Büchern, dazwischen standen angekokelte Möbel. Die Fensterscheiben waren zerborsten, unter unseren Sohlen knirschten Glassplitter.
    »Das Feuer muss ziemlich heftig gewesen sein.« Ich schniefte und rieb mir die brennenden Augen. »Tut mir leid... Der Rauch...«
    Steve tätschelte mir den Arm. »Ja, und der Schaden... Ich kann mir vorstellen, wie schwer das für Sie ist.«
    Tja, für den lieben Steve war das hier nichts Neues. Er begann mit einer großen Taschenlampe hierhin und dorthin zu leuchten, schob mit einem Stock gelegentlich einen Gegenstand beiseite.
    Meine Ankleidepuppen lagen wie tot auf dem Boden. Die Wangen rußig, das Kunsthaar verkohlt, starrten sie an die schwarze Decke; zwei ehemals schick angezogene Ladys, die ausgesehen hatten, als wollten sie in ihren Chanel-Kostümen zu Mittag speisen. Ein Bücherregal war umgefallen, der Inhalt über den Boden verstreut.
    Ich liebe alte Bücher,und als ich nun eine Ausgabe von Vom Winde verweht aus dem Jahr neunzehnhundertsechsunddreißig aufhob, die in einer Pfütze gelegen hatte, und feststellen musste, dass sie nicht mehr zu retten war, packte mich unversehens die Wut.Vergessen waren meine Tränen; jetzt schwoll das Zahnfleisch über meinen Fängen an, und ich konnte ein Knurren gerade noch unterdrücken.Valdez wartete draußen vor der Tür, wie ich es ihm befohlen hatte, und er las offenbar
meine Gedanken,denn jetzt bellte er, wohl um mich daran zu erinnern, dass ich nicht allein war. Ich hustete, als

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