Echte Vampire beißen sanft
Schulden bei dir abstottern. Sagen wir einen Dollar pro Woche? Keine Sorge, ich werde lange genug leben.« Über seinem besten Stück spannte das Leder. Eigentlich dürfte mir das gar nicht auffallen, aber ich hatte urplötzlich eine Vision von zwei nackten Körpern in einem Doppelbett, die sich auf etwas ganz anderes geeinigt hatten. Rasch aktivierte ich meinen mentalen Schutzschild, um zu verhindern, dass Richard diese alles andere als jugendfreie Vorschau zu sehen bekam. Vorschau? Wohl kaum. Ich war mit Blade zusammen, hatte mit ihm erst vorhin unvergessliche Stunden verbracht.
»Ich lasse mir etwas einfallen.« Richard grinste noch immer und trat einen Schritt näher, so dass er fast zwischen meinen Knien stand, und schnaubte, als ihn ein Tony-Lama-Stiefel zwischen den Schulterblättern traf. »Hey, ich bin ein Freund von Gloriana. Sag ihnen das, Glory.« Er sah mit funkelnden Augen auf mich herunter.
»Er ist harmlos, Leute.« Meine Geister sind große Fans von Blade. Emmie Lou findet es toll, wie er sich um mich kümmert, und Harvey meint, Blade sei »eben noch ein richtiger Gentleman, mit allem, was dazugehört«. Stimmt ja auch. Obwohl man ihn inzwischen wohl eher als »einen richtigen Vampir, mit allem, was dazugehört« bezeichnen sollte. Richard fällt in dieselbe Kategorie. Gewissermaßen. Solange man ihn nicht provoziert.Wenn etwa ein Angehöriger der Vampirgemeinde
so richtig über die Stränge schlägt und seine Artgenossen mit seinem Verhalten gefährdet, sorgt Richard dafür, dass er seine gerechte Strafe erhält. Richard Mainwaring ist Befürworter- und selbst ernannter Vollstrecker- des Prinzips Selbstjustiz. Vielleicht ist dieser ausgeprägte Sinn für Gerechtigkeit ja auf sein kurzes Gastspiel als Priester zurückzuführen.
»Du bist doch harmlos, nicht, Richard?« Wenn er noch zwei Zentimeter näher kam, müsste ich sein Verhalten als aufdringlich bezeichnen, aber ich dachte nicht daran, zurückzuweichen. Er starrte mich mit einem undefinierbaren Ausdruck in den Augen an, dann trat er zurück und grinste erneut.
»Natürlich bin ich harmlos, Gloriana. Ich bin dein Freund, sofern du mich lässt, auch wenn du meine Harley in einen Schrotthaufen verwandelt hast.«
»Du hattest sie illegal geparkt.« Okay, das war etwas übertrieben. »Aber ich habe versprochen, das in Ordnung zu bringen, und ich stehe zu meinem Wort.« Oh-oh. Warum machte mich sein Grinsen nur so nervös? »Wie du vielleicht weißt, bin ich vorübergehend zu Jerry gezogen.«
»Zu wem sonst?« Sein wissender Blick ärgerte mich. Er gab mir das Gefühl, dass ich wegen jeder Kleinigkeit gleich zu Blade rannte. Aber ein ausgebrannter Laden war keine Kleinigkeit.
»Nun, ich habe noch andere Freunde«, verteidigte ich mich. »Damian hat mir ebenfalls angeboten, ich könnte bei ihm unterkommen.«
»Ja. Florence ist bei ihm.« Jetzt hatte er einen verbitterten Zug um den Mund, als hätte er mit ihr noch das eine oder andere Hühnchen zu rupfen.
»Was dich und Flo angeht...«
»Es ist vorbei.Wir gehen getrennte Wege.« Er hegte eindeutig noch Gefühle für sie, wenn auch keine allzu wohlwollenden.
Keine Ahnung, was sich zwischen den beiden ereignet hatte, aber eines stand fest: Sie hatten sich nicht einvernehmlich oder auf freundschaftlicher Basis getrennt.
»Ich rufe dich an,sobald ich wieder hier wohne.« Ich sprang vom Tisch herunter. »Ich weiß, dass ich tief in deiner Schuld stehe. Die ganze Angelegenheit tut mir sehr leid. Ich werde es irgendwie wiedergutmachen.«
»Gut. Mehr wollte ich auch gar nicht hören.« Er zwinkerte mir zu und verschwand.
Ich setzte meine Suche nach brauchbaren Kleidern fort, doch nach fünf Minuten ließ ich es bleiben. Ich hatte stechende Kopfschmerzen von dem Gestank. Also verabschiedete ich mich von meinen Geistern und kehrte mit meinem Hund zurück zu meiner provisorischen Unterkunft. Ich sehnte mich nach einem Bad, einem kalten Glas Blutonic und Blade. Nicht zwangsläufig in dieser Reihenfolge.
»Ich habe eine Überraschung für dich, Glory«
Ich seufzte matt und liebkoste Jerrys Wange. Ich lag befriedigt in seinem Bett, schon wieder. »Eine Überraschung? So eine wie unser Picknick im Garten? Ich könnte durchaus noch ein paar Erdbeeren vertragen.« Als ich spürte, dass er grinste, schlug ich widerstrebend die Augen auf.
»Nein, diesmal ist es etwas... Handfesteres.« Er wälzte sich aus dem Bett und stieg in seine Jeans. »Deck dich zu, dann zeige ich es dir.«
Ich streckte
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