Echte Vampire beißen sanft
sieht er aus? Komm schon, Jerry. Ich habe es mit Valdez schon schwer genug.Wir haben uns zwar inzwischen zusammengerauft, aber das hat eine ganze Weile gedauert. Und ich habe keine Lust, dasselbe nochmal durchzumachen. Außerdem brauche ich meine Privatsphäre.«
»Du brauchst Schutz.« Blade ging zur Tür und öffnete sie. im Korridor saß ein Hund. Ein süßer Hund mit lockigem weißen Fell und verblüffend grünen Augen. Grüne Augen, die allerlei dumme Streiche verhießen und mich an jemanden erinnerten...
»Wer zum Teufel ist dieser... dieser Wolf im Schafspelz?«
»Du kennst ihn. Nicht wahr, ihr kennt euch, Will?« Blade bedeutete dem Hund, einzutreten.
»O ja. Ist allerdings schon ein, zwei Jahrhunderte her.« Der Hund setzte sich zu meinen Füßen auf den Teppich und kratzte sich ungeniert hinter dem Ohr. »Dieser verdammte Köter, der für dich arbeitet, ist ein einziger Flohzirkus. Das lasse ich mir nicht gefallen.« Er redete, aber nicht bloß in meinem Kopf, wie Valdez. Nein, dieser Hund bewegte die Lippen. Es war grotesk. Und wenn in diesem Pelz tatsächlich der Mann steckte, den ich darin vermutete, dann konnte sich Blade auf eine erbitterte Auseinandersetzung gefasst machen,
ehe ich dieses Vieh als meinen neuen Bodyguard akzeptierte.
»Wenn du den vereinbarten Lohn erhalten willst, wirst du auf dich nehmen, was immer nötig ist, um Glorianas Sicherheit zu gewähren, Will.«
»Du hast doch nicht etwa William Kilpatrick angeschleppt, oder?« Mara erschien in der Tür, gefolgt von Valdez.
»Und ob ich das habe.« Blade drehte sich lächelnd zu ihr um. »Ich hatte gehofft, es würde dich erheitern, wenn du deinen Bruder im Körper eines Hundes siehst.«
»Das ist zwar ziemlich passend, aber es wäre mir am liebsten, wenn ich ihn überhaupt nicht sehen müsste. Diese Kanaille hat nichts als Schande über unsere Familie gebracht.«
Ah, ja. Und das aus dem Munde eines Blutsaugers. Da fragt man sich doch, was genau der Mann angestellt hatte, um sein Nest zu beschmutzen.
»Dieser Kilpatrick ist absolut überflüssig, Blade. Ich bin sehr gut in der Lage, allein auf Glory aufzupassen.« Valdez kam zu mir und schmiegte sich an mein Bein. »Los, sag du es ihm, Glory. Sag, dass wir keine Verstärkung brauchen.«
»Das habe ich bereits getan.« Ich betrachtete missmutig seinen weißen Artgenossen, der soeben seine Schwester angesprungen und sie beinahe umgefegt hatte. Er war nicht größer als Valdez, schien aber in puncto Vamp-Power so einiges in petto zu haben.
Mara stieß ihn von sich. »Sitz, du dämliche Töle!« Will machte artig Platz und klopfte mit dem Schwanz auf den Teppich.
»Hey, Schwesterherz, ich hatte mir eine etwas freundlichere Begrüßung erwartet.« Will wandte sich zu mir um. »Glory, meine Liebe, du siehst gut erholt aus.«
Übersetzung: Du siehst aus, als wärst du gerade aus dem
Bett gestiegen. Ich war ungeschminkt, und die Haare standen mir in allen Richtungen vom Kopf ab.
»Jerry, du erwartest doch nicht ernsthaft, dass ich diesen aufdringlichen Kerl in meiner Nähe dulde?« William Kilpatrick war so ziemlich der Letzte, mit dem ich meinen Wohnraum teilen wollte. Er war ein Draufgänger und ein unverbesserlicher Schürzenjäger. Bei meinem ersten Besuch auf Schloss Campbell hatte er mir ein, zwei Mal aufgelauert, aber ich hatte ihn abblitzen lassen. Seine eingebildete Art hatte es mir leichtgemacht. Er hatte gerade so getan, als müsste sich jede Frau geehrt fühlen, wenn sie von ihm gevögelt wurde. Schauspielerinnen wurden damals als leichte Beute angesehen, und genau so hatte er mich auch behandelt. Zugegeben, er hält sich nicht zu Unrecht für absolut unwiderstehlich. Er sah ja schon als Hund zum Anbeißen aus, und in seiner normalen Gestalt...
»Ach, komm schon, Gloriana. Du weißt doch so gut wie ich, dass du schon immer eine kleine Schwäche für mich hattest.« Will schubste Valdez beiseite, um sich mir zu nähern, was ihm ein bedrohliches Knurren eintrug. In Anbetracht der beiderseitigen Drohgebärden bekam ich glatt eine Gänsehaut.
Blade setzte dem Geknurre sogleich ein Ende. »Ruhe! Ihr fungiert beide als Glorianas Bewacher, und sie ist teure... Gebieterin. Nur, um das noch einmal klarzustellen, Valdez.«
»Unsere Gebieterin? Klingt ja vielversprechend.« Will legte mir die Schnauze aufs Knie. »Na, erinnerst du dich jetzt an mich, Süße?«
»Lebhaft. Und ich bin nach wie vor immun.« Ich schob ihn von mir und erhob mich. »Das ist doch lächerlich, Jerry.
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