Echte Vampire beißen sanft
raufkommen?«
»Nein, ich bin gleich unten.« Ich drehte mich zu den Hunden um. »Nur noch eine Sekunde.«
»Ich möchte ausdrücklich festhalten, dass ich das für keine gute Idee halte. «Valdez stupste meine schwarze Lederhandtasche an. »Nimm wenigstens dein Mobiltelefon mit, und ruf sofort Mainwaring an, wenn du in Schwierigkeiten gerätst. Hast du seine Nummer eingespeichert?«
»Ich soll Richard anrufen? Warum soll ich nicht gleich Blade aus Afrika einfliegen lassen, damit er mir das Händchen hält?« Ich hatte Richards Nummer tatsächlich eingespeichert und ihm sogar eine Kurzwahltaste zugewiesen. Wir mussten uns schließlich für die Computernachhilfestunden verabreden. »Ich weiß, du und Blade, ihr seid diesbezüglich anderer Meinung, aber ich komme sehr gut allein zurecht, Valdez. Nehmt das endlich zur Kenntnis.« Ich tätschelte Will den Kopf. »Danke, dass wenigstens du nicht an mir rumnörgelst.«
»Kein Problem.Warum sollte ich etwas dagegen haben, dass du mal einen Abend blaumachst?« Er deutete mit dem Kopf auf Valdez. »Das Nörgeln überlass ich lieber meinem Kollegen. Ich mache jetzt ein Nickerchen.«
»Ich tue hier nur meine Pflicht, Kilpatrick. Wundere dich nicht, wenn Blade dein Gehalt einbehält.«
Ich hatte keine Lust, mir dieses Geplänkel noch länger anzuhören. Ich schnappte mir meine Tashe und meine Stola und machte mich auf den Weg. Steve erwartete mich unten vor der Haustür. Er sah zum Anbeißen aus in seiner Jeans und dem eng geschnittenen Westernhemd, in dem sein schmaler Oberkörper gut zur Geltung kam. Der schwarze Cowboyhut wirkte etwas abgenutzt, als wäre er nicht bloß eine Verkleidung.
»Kann’s losgehen?« Steve grinste, als er mich sah. »Du siehst umwerfend aus.« Dann beäugte er meine hochhackigen Stiefel. »Bist du sicher, dass du in denen tanzen kannst?«
Ich hakte mich bei ihm unter. »In Vegas habe ich in Schuhen mit viel höheren Absätzen getanzt. Gehen wir.«
Wir schlenderten die Straße entlang, bis wir die Amüsiermeile erreichten, wo sich Bar an Bar reihte und so richtig der Bär steppte. Es war Samstagabend. Die Neueröffnung meines Ladens war für Dienstag geplant,und wir lagen gut in der Zeit. Ich hatte mir meinen freien Abend redlich verdient und sofort zugesagt, als Steve mit seinem Vorschlag an mich herangetreten war. Er fragte mich nach meiner Zeit in Las Vegas, und ich wartete mit ein paar lustigen Anekdoten auf. Schließlich betraten wir lachend eine Bar.
Sofort stellte er mir die gefürchtete Frage: »Was möchtest du trinken?«
Wären wir mit dem Auto gekommen,hätte ich jetzt anbieten können, nüchtern zu bleiben und ihn nach Hause zu fahren. Aber ich hatte keine Lust, mich als Mitglied der Anonymen Alkoholiker zu outen oder ihm sonst irgendeine Geschichte aufzutischen. Also bestellte ich eine Rum-Cola. Ich musste sie ja nicht trinken. Manchmal habe ich einfach keine Lust, immer anders zu sein.
Noch ehe die Drinks serviert wurden, ertönten die ersten Takte von »Cotton-Eyed Joe«, und wir stürmten die Tanzfläche. Steve war ein toller Tänzer, bei den schnellen wie bei den langsamen Nummern.Wir versuchten uns im Country-Swing, dann galoppierte ich mit Steve im Two-Step übers Parkett, die Daumen in seine Gürtelschlaufen gehakt, seine warmen Hände an meiner Taille und Schulter. Die Stunden verflogen, ich amüsierte mich blendend,vergaß darüber jedoch nicht, mich gelegentlich nach verdächtigen Gestalten mit getönten Brillen umzusehen. Aber ich konnte keinerlei negative Vibes orten. Vielleicht hatte Westwood noch nicht die Zeit gefunden, Mitch zu ersetzen. Mir sollte es recht sein.
Ich lachte, als Steve bedauernd feststellte, dass die Eiswürfel in meinem Drink geschmolzen waren, erhob aber keine Einwände, als er mir einen neuen bestellte, den ich gegen ein leeres Glas vom Nebentisch eintauschte, während er auf der Toilette war. Ich fühlte mich in seiner Gegenwart sehr wohl, mehr aber auch nicht. Es funkte einfach nicht, jedenfalls nicht bei mir, selbst wenn er mich bei den langsamen Nummern in seinen starken Armen hielt.
Schließlich spielte die Band den letzten Song.Steve ließ die Hände über meinen Rücken gleiten und schmiegte die Nase in meine Halsbeuge, aber ich fühlte nicht das Geringste. Nada. Okay, das stimmte nicht ganz. Wenn mir der verführerische Duft des warmen Blutes in die Nase stieg, das durch seine Adern pulsierte, musste ich mich sehr zusammennehmen, um nicht versehentlich die Fänge auszufahren.AB
Weitere Kostenlose Bücher